Mir Sultan Khan - Schach mit Intuition
Als 1928 ein indischer Maharadscha nach England reist, ahnte noch niemand, dass dessen Diener in naher Zukunft mit den stärksten Spielern seiner Zeit die Klingen kreuzen würde und im englischen Olymiateam auf Brett 1 Platz nehmen würde.
Doch kaum hatte er sich bei den erhabnen Meistern des königlischen Spiels eingereiht, verschwand er so schnell, wie er auf der Landkarte des Schachs aufgetaucht war, kehrte mit seinem Oberst nach Indien zurück und war nicht mehr gesehen bis er auf einem kleinen Landgut im heutigen Pakistan starb.
Mir Sultan Khan war wahrlich ein außergewöhnlicher Spieler, der sich statt Schach zu studieren, auf seine Intuition verließ.
Der folgende Artikel soll keine Lobpreisung seines Könnens sein, sondern darlegen, wann sein ausgeprägter Intuitionssinn ihm einen gloreichen Sieg, gegen einen von Kopf bis Fuß mit Schachwissen vollgepumpten Gegner, bescherrte, aber auch, wann es ihm zum Verhängnis wurde, dass er kaum spezifische Kenntnisse besaß.
Eine der ersten Partien, die Mir Sultan Khan ein Jahr nach seiner Ankunft in England spielte, war jene gegen Yates.
Yates - Mir Sultan Khan , London 1929
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Lb4 4. e5 c5 5. Ld2!?
Yates wählt eine, im Vergleich zu 5. a3, seltene Variante, in der sich Schwarz aber leicht verzetteln kann, wenn er sich nicht auskennt. Als Exempel sei hier auf die Partie Dzindzichashvili-Nikitin verwiesen. Sehen Sie nur was dem armen Nikitin passiert ist:
Anstatt 5... Se7 Nikitins wählt Mir Sultan Khan das zweifelhafte 5... a6?!, das zwar Sc3-b5 verhindert, aber die Entwicklung des Königsflügel hinten anstellt und das hätte Yates nun energisch mit 6. Dg4! ausnutzen können.
6. a3?!
Das ist auch nicht sehr genau gespielt. Das im vorigen Kommentar vermerkten 6. Dg4! war stark und stellt Schwarz vor Probleme.
6... Lxc3 7. bxc3!?
Die logische Konsequenz aus 5. Ld2 wäre Lxc3 gewesen, aber Yates entscheidet sich für das thematische Schlagen mit dem Bauern, was die b-Linie für den Turm öffnet und den Bauern b7 ins Visier nimmt. Der Umstand wird verstärkt, da Schwarz nun nicht das stabilisierende b7-b6 spielen kann, weil der a-Bauer schon auf a6 steht.
7... Sc6?
Das stellt die Entwicklung des Königsflügels zurück, während 7... Se7 jene beschleunigt hätte. Der Textzug scheitert am selben Motiv, das vorher schon erwähnt wurde und diesmal zögert Yates nicht...
8. Dg4!
8... g6?!
Das schwächt die schwarzen Felder zu sehr, somal Schwarz auch den schwarzfeldrigen Läufer, der diese Schwächen kompensieren könnte, schon gegen einen weißen Springer getauscht hat. Wohl oder übel musste Schwarz in den sauren Kf8-Apfel beißen.
22. Kh2 Tc6?
34... gxf5 35. Lxh4 Txb4 36. axb4 Dc7 37. Lf6 Tf8 38. h4