Dortmund R1: Nepomniachtchi lehnt Giris Geburtstagsgeschenk ab
An seinem 28. Geburtstag erlangte Ian Nepomniachtchi in einem Damenendspiel gegen Anish Giri eine Gewinnstellung - konnte sie aber nicht verwerten. Die anderen 3 Partien der ersten Runde des 46. Sparkassen Chess Meetings endeten ebenfalls Remis.
Gestern um 15.00 Uhr begann im Orchesterzentrum in Dortmund das Turnier und nach sechseinhalb Stunden stand fest, dass es am ersten Tag keinen Sieger geben würde. Wir haben aber trotzdem hervorragendes Kampfschach gesehen. Besonders in unserer Partie des Tages gab es viele versteckte Möglichkeiten für beide Spieler.
Ian Nepomniachtchi, der gestern Geburtstag hatte, hatte erst 3 Mal zuvor gegen Anish Giri Partien mit einer klassischen Bedenkzeit gespielt. Jeder von ihnen hatte bis gestern eine dieser Partien gewonnen und die dritte endete in einem Remis.
Zählt man Schnellschach und Blitzpartien hinzu, spichte die Statistik jedoch klar für den Nepomniachtchi. Hier führt der russische Blitz-Spezialist mit 7.5-2.5.
Giri entschied sich für die Russische Eröffnung, aber Nepo gelang es, den König des Holländers sofort unter Druck zu setzen. Giri fand aber genaue Züge und erreichte ein Damenendspiel mit Minusbauern, das aber sehr nach einem Remis aussah.
Im 46. Zug hätte Nepomniachtchis Manövrieren und Geduld belohnt werden können. Während der holländische GM zuvor einige clevere Zwischenschachs mit seiner Dame gegeben hatte, übersprang er diese diesmal und nahm stattdessen einen Bauern. Zwei Züge später zog Nepo dann aber aber seinen König auf das falsche Feld und warf das Geburtstagsgeschenk damit in die Tonne.

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Nepomniachtchi feierte seinen Geburtstag mit seinem Sekundanten GM Vladimir Potkin.
Liviu-Dieter Nisipeanu konnte Vladimir Kramnik mit der 6...Lf5 Variante im abgelehnten Damengambit ein Remis abringen. Diese Variante führt zu einem etwas schlechterem Endspiel für Schwarz, aber der Großmeister aus Kronstadt hatte offensichtlich nichts dagegen, etwas zu leiden.
In der Hauptvariante hat Schwarz oft Probleme mit dem c8-Läufer und würde ihn liebend gerne gegen den weißfeldrigen Läufer von Weiß abtauschen. Es gibt dafür einen bekannten und komplexen Plan mit den Zügen Sb8-d7-f8-e6, g7-g6, Se6-g6 und Lc8-f5, aber mit dem Zug 6...Lf5 sagt Schwarz praktisch: Warum soll ich es mir nicht einfach machen?

Dortmunds Bürgermeisterin Birgit Jörder macht den Eröffnungszug. | Foto: Georgios Souleidis.
7.Df3 ist die positionelle Widerlegung dieses Zuges, denn er erzwingt einen Doppelbauern auf der f-Linie. Aber Spieler wie Anatoly Karpov und Boris Spassky hatten schon mit dieser Variante experimentiert, in den 1990er und 2000er Jahren wurde sie mehrmals von Nigel Short gespielt und heutzutage ist es eine angesehene Variante, die auch von Kramnik mit Schwarz gespielt wird.
Beim Norway Chess Turnier 2016 wurde Kramnik allerdings von Magnus Carlsen, der mithilfe seines Sekundanten Jon Ludvig Hammer, die Neuerung 12.Se2 gefunden hatte, böse überfahren, denn Weiß erhält sofort die Kontrolle über das Feld f5.
I have played Kramnik's line several times, with reasonable results but this has gone completely wrong #NorwayChess @MagnusCarlsen
— Nigel Short (@nigelshortchess) April 27, 2016
Ich habe Kramniks Variante schon öfters gespielt und damit durchaus Erfolg gehabt, aber diese Parie ging komplett daneben.
— Nigel Short
Nisipeanu kannte diese Partie offensichtlich und wich mit dem Zug 12...f5, einem Zug, der bereits 3 Wochen nach der Partie Carlsen-Kramnik von Igor Kovalenko bei der EM 2016 erfolgreich gespielt wurde, von der Partie ab.
Dies, kombiniert mit Nisipeanus Bauernopfer 18...f4! führte zu einer Stellung, in der Schwarz einfach durch absolutes "Nichtstun" ein Remis halten konnte. Liviu-Dieter machte darauf 20(!) bedeutungslose Turmzüge auf der Grundlinie und Kramnik gab daraufhin seine Gewinnversuche auf.
"Schach ist hässlich und remis," sagte Kramnik nach der Partie.
All together. Give a smile, you are in sunny @stadtdortmund 👍🏼😎😀🌞 #dochess pic.twitter.com/sP47MImDLa
— Sparkassen CM (@SparkassenChess) July 13, 2018
Alle Lächeln! Ihr seit im sonnigen Dortmund 👍🏼😎😀🌞
— Sparkassen CM
Titelverteidiger Radek Wojtaszek und Georg Meier spielten die kürzeste Partie des Tages. Meier verteidigte sich gegen die Englische Eröffnung (1.c4) mit der Englischen Verteidigung (1...b6). Mit dem obskuren Zug 6...e5 überraschte er dann den wunderbaren Schachtheoretiker aus Polen, denn er fand nicht die beste Antwort auf diesen Zug.

Ein guter Turnierstart für Georg Meier. | Foto: Georgios Souleidis.
Jan Krzysztof Duda und Vladislav Kovalev spielten die längste Partie des Tages und die Stellung ähnelte der von Kramnik und Nisipeanu. Weiß hatte einen positionellen Vorteil, den er aber nicht verwerten konnte.

Die polnische Nummer 1, Duda, gegen den Aeroflot Qualifikanten Kovalev. | Foto: Georgios Souleidis.
Die Paarungen der zweiten Runde, die am Sonntag um 15.00 Uhr beginnt, lauten: Meier-Giri, Kovalev-Nepomniachtchi, Nisipeanu-Duda, Wojtaszek-Kramnik. Alle Partien könnt ihr auf unserm Live Chess Server verfolgen.
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