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Nepomniachtchi gewinnt den Jerusalem Grand Prix und qualifiziert sich für das Kandidatenturnier
Ian Nepomniachtchi mit seinem Sekundanten Vladimir Potkin. Foto: Niki Riga/World Chess.

Nepomniachtchi gewinnt den Jerusalem Grand Prix und qualifiziert sich für das Kandidatenturnier

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| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Ian Nepomniachtchi hat den FIDE Grand Prix in Jerusalem gewonnen. Der russische Großmeister gewann das Finale gegen Wei Yi mit 1.5:0.5 und belegt damit hinter Alexander Grischuk den zweiten Platz in der Grand-Prix Gesamtwertung, was ihm auch einen Startplatz im Kandidatenturnier 2020 einbringt.

Das Traumszenario für Nepomniachtchi war das Alptraumszenario für Maxime Vachier-Lagrave. Der Franzose hatte bis vor zwei Tagen den zweiten Platz in der Grand Prix Gesamtwertung belegt und wenn Wei Yi das Finale gewonnen hätte, wäre er nach Jekaterinburg gefahren. Es hat aber nicht sollen sein.

Besonders die erste Partie des Finales, die am Samstag ausgetragen wurde, muss für MVL frustrierend gewesen sein. Vielleicht spürte Wei den Druck, mit den weißen Figuren zu spielen und ging, als er die Möglichkeit auf eine Stellungswiederholung gehabt hätte, ein zu hohes Risiko ein.

Nepomniachtchi war gezwungen eine Qualität zu opfern, aber das war überhaupt kein Problem. Schon bald wurde klar, dass es für Schwarz nur noch um Sieg oder Remis ging. Eigentlich hätte die Partie dann auch mit einem Remis enden müssen, aber nach einem stundenlangen Abnutzungskampf nutzte der russische Großmeister einen Fehler des Chinesen im 87. Zug aus.

Wei Yi Nepomniachtchi Jerusalem Grand Prix 2019
Wei und Nepomniachtchi beginnen die erste Finalpartie. Foto: Niki Riga/World Chess.

Die zweite Partie war eine ziemlich kurze Angelegenheit. Wei musste gewinnen und entschied sich für den Hippopotamus-Aufbau, der sich jedoch als Eigentor erwies. Nepo gewann die Partie praktisch schon in der Eröffnung.  Da er aber nur ein Remis benötigte, entschied er sich für eine Variante, die Schwarz zu einer Zugwiederholung zwang:

Nepomniachtchi Jerusalem Grand Prix 2019
Nepomniachtchi erzielte das angestrebte Remis. Foto: Niki Riga/World Chess.

Nepomniachtchi sagte, dass er nach dem Gewinn dieses Turniers gemischte Gefühle hatte, da es "ein sehr arbeitsreiches und hartes Jahr" war. Dann, wahrscheinlich nicht zu 100 Prozent ernst, enthüllte er eine bemerkenswerte Strategie, um damit umzugehen:

"Eigentlich bestand meine Strategie darin, mich bei der Grand Chess Tour nicht für London zu qualifizieren, weil ich wusste, dass sich London mit dem Turnier Jerusalem fast überschneiden würde und das Turnier in Jerusalem vermutlich sehr wichtig werden würde."

Nepo fügte auch noch hinzu (und diesmal auf jeden Fall als Scherz!), dass er in Kalkutta nur so gut gespielte hatte, weil er wollte, dass Anand MVL nicht überholen würde und der Franzose deshalb auch nach London reisen musste und sich dort verausgaben würde.

Auf seine Chancen beim Kandidatenturnier angesprochen, antwortete er: "Zunächst einmal sollte ich besser spielen als hier!"

Er fügte hinzu, dass er froh war, bei der Grand Chess Tour gegen viele seiner Gegner in Jekaterinburg Erfahrungen gesammelt zu haben, verzichtete aber dann auf eine Kampfansage: "Ich kann keine gute Vorhersage treffen."


Nepomniachtchis Interview nach dem Finale.

Ein Sprecher des russischen Schachverbands bestätigte derweil gegenüber Chess.com, dass der Hauptsponsor des Kandidatenturniers, Andrey Simanovsky (Präsident des lokalen Schachverbands in Sverdovsk) die Wildcard einem russischen Spieler geben möchte. Aufgrund der FIDE Regularien für eine Wildcard (hier zum Nachlesen) ist der einzige russische Spieler, der dafür infrage kommt, Kirill Alekseenko.

FIDE Grand Prix 2019 | Abschlusstabelle

# Land Spieler Moskau Riga Hamburg Jerusalem Punkte TB1 TB2 TB3 Preisgeld
1 Grischuk 7 3 10 20 1 1 12½ €48,000
2 Nepomniachtchi 9 0 10 19 2 0 9 €29,000
3 Vachier-Lagrave 8 5 3 16 0 1 11½ €24,000
4 Mamedyarov 0 10 0 10 1 0 €29,000
5 Duda 0 1 7 8 0 1 8 €27,000
6 Wei Yi 2 0 5 7 0 0 6 €13,000
7 So 1 3 2 6 0 0 7 €18,000
8-9 Dubov 2 0 3 5 0 0 6 €23,000
8-9 Wojtaszek 5 0 0 5 0 0 6 €15,000
10 Navara 0 1 4 5 0 0 €13,000
11 Svidler 2 0 2 4 0 0 €21,000
12 Topalov 1 2 0 3 0 0 €16,000
13 Nakamura 3 0 0 3 0 0 4 €20,000
14 Karjakin 0 1 1 2 0 0 €13,000
15 Yu Yangyi 1 1 0 2 0 0 4 €16,000
16 Jakovenko 0 0 1 1 0 0 3 €10,000
17-19 Giri 0 0 0 0 0 0 €10,000
17-19 Vitiugov 0 0 0 0 0 0 €15,000
17-19 Harikrishna 0 0 0 0 0 0 €10,000
20 Radjabov 0 0 0 0 0 2 €10,000
21 Aronian 0 0 0 0 0 €10,000

Weitere Berichte vom Grand Prix in Jerusalem (alle auf englisch):

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

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