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Nepomniachtchi gewinnt Dortmund

Nepomniachtchi gewinnt Dortmund

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| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Im dritten Anlauf konnte Ian Nepomniachtchi zum ersten Mal das Sparkassen Chess Meeting in Dortmund gewinnen. Er sicherte sich den Turniersieg durch einen überzeugenden Sieg in 27 Zügen gegen Georg Meier.

Vladimir Kramnik musste erneut leiden, aber nach 7 Stunden Spielzeit hatte er seine dritte Niederlage in der siebten Partie vermieden. Sein Gegner Vladislav Kovalev hatte dabei allerdings im Endspiel einen Gewinnzug übersehen.

Der Juli scheint Nepomniachtchis Monat zu sein. Vor 2 Wochen hatte er das Japhet Memorial, ein Schnellschachturnier in Jerusalem gewonnen und jetzt steht er schon wieder ganz oben auf dem Siegerpodest.

Nepomniachtchi, der zwischen diesen beiden Turnieren seinen 28. Geburtstag feierte, erzielte 5 von 7 möglichen Punkten und verwies damit Kovalev, Duda und Giri mit einem ganzen Punkt Vorsprung auf die Plätze. Er erzielte eine ELO-Leistung von 2873 und gewann dadurch 10,9 ELO-Punkte hinzu. Der russische Großmeister liegt damit, mit nur 0.1 Punkten Rückstand auf Vishy Anand, auf Platz 12 der Live-Weltrangliste.

Erster Platz beim Sparkassen Chess in Dortmund. Nicht ganz ohne Glück, aber ich bin trotzdem sehr glücklich und zufrieden.

— Yan Nepomniachtchi

In der finalen Runde besiegte er Georg Meier in der Rubinstein-Variante der Französischen Verteidigung, aber es lag nicht an der Eröffnung. Der Trierer hatte diese Eröffnung erst kürzlich, bei der Qualifikation zur Speed Chess Meisterschaft, gegen Leinier Dominguez auf dem Brett und auch der Kubaner entschied sich für den frühen Springerausflug 7.Se5 (der Nepo von seinem Sekundanten GM Vladimir Potkin empfohlen wurde).

Nach der Niederlage gegen Dominguez sagte Meier noch: "Natürlich ist das gefährlich, wenn man nicht darauf vorbereitet ist." In der heutigen Partie schien er darauf vorbereitet zu sein, aber plötzlich hatte Weiß einen Mörder-Angriff. Die Computer sagen zwar, dass Weiß nach 19...Kh7 anstatt 19...Kg7 ok stehen würde, aber unser Analyst, GM Dejan Bojkov, ist sich da nicht so sicher. 

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Meier Nepomniachtchi Dortmund 2018

Meiers Rubinstein-Variante bedarf einer Überprüfung. | Foto: Georgios Souleidis.

Vor der letzten Runde konnten sich auch noch Anish Giri und Jan-Krzysztof Duda Hoffnungen auf der Turniersieg machen. Da beide nur einen halben Punkt hinter Nepo zurücklagen, hätte jeder der beiden mit einem Sieg. Am Ende war der Ausgang dieser Partie aber genauso egal, wie die Tatsache, dass Giri fast gewonnen hätte.

Duda entschied sich für Pirc und das ziemlich provokativ, aber aus irgendwelchen Gründen weigerte sich Giri, der auf den Damenflügel rochiert hatte, Harry den h-Bauern zu vorzuziehen. Das Vorziehen im 21. Zug hätte glatt gewonnen - obwohl das mithilfe von Engines leicht zu sagen ist.

Direkt nach dem Damentausch steht Weiß vielleicht immer noch besser, aber die Stellung war weiterhin sehr kompliziert. Aus einer taktischen Phase entstand dann aber ein ausgeglichenes Endspiel.

Duda Giri Dortmund 2018

Giri konnte Dudas provozierendes Pirc nicht widerlegen. | Foto: Georgios Souleidis.

Vladislav Kovalev gegen Vladimir Kramnik war die längste und eine der faszinierenden Partien des gesamten Turniers. Es begann schon in der Eröffnung: Eine sehr alte Italienisch-Variante in der die Spieler im 12. Zug von der Theorie abwichen. Die Theorie in dieser Stellung stammt übrigens aus dem Jahr 1873! 

Schwarz gewann einen Bauern, aber sein König stand schwächer und Weiß gewann deshalb den Bauern zurück. Die Partie hätte eigentlich schon viel früher in einem Remis enden können, wenn Kramnik im 30. Zug nicht eine Takik übersehen (oder unterschätzt) hätte.

Das Turm+Bauer gegen Springer+Bauer Endspiel war theoretisch gewonnen, aber nur einen einzigen Zug lang. Danach verteidigte sich Kramnik wie ein Computer. Wann die 50 Züge Regel greifen würde, konnten sich aber sowohl die Spieler als auch die Zuschauer leicht merken: Im 100. Zug, denn ab dem 50. Zug wurde keine Figur mehr geschlagen und kein Bauer mehr gezogen.

Um das zu vermeiden, tauschte Kovalev im 96. Zug die letzten Bauern und nach 102 Zügen waren dann wirklich nur noch die beiden Könige auf dem Brett. Was für eine Art um ein Turnier zu beenden (...und den Veranstaltern sicher irgendeinen Preis wert).

Kramnik Kovalev Dortmund 2018

Der Start der längsten Turnierpartie. | Foto: Georgios Souleidis.

Schlusslicht Liviu-Dieter Nisipeanu war wahrscheinlich nur froh, dass das Turnier vorbei ist.  Er spielte mit Radek Wojtaszek eine Partie, bei der die ersten 25. Züge bereits von anderen Spielern in genau derselben Reihenfolge gespielt wurden. Ob sich die beiden Spieler dessen bewusst waren, wissen wir aber nicht. Wir wissen nur, dass sich die beiden 5 Züge später dazu entschieden, die Züge zu wiederholen.

Wojtaszek Nisipeanu Dortmund 2018

Nisipeanu gegen Wojtaszek. | Foto: Georgios Souleidis.

Dortmund 2018 | Abschlußtabelle

# Land Name ELO Leistung 1 2 3 4 5 6 7 8 Punkte SB
1 Nepomniachtchi,Ian 2757 2873 ½ ½ ½ 1 ½ 1 1 5.0
2 Kovalev,Vladislav 2655 2778 ½ ½ 1 ½ ½ ½ ½ 4.0 14
3 Duda,Jan-Krzysztof 2737 2766 ½ ½ ½ ½ 1 0 1 4.0 12.75
4 Giri,Anish 2782 2761 ½ 0 ½ ½ ½ 1 1 4.0 12.25
5 Meier,Georg 2628 2732 0 ½ ½ ½ ½ ½ 1 3.5
6 Wojtaszek,Radoslaw 2733 2668 ½ ½ 0 ½ ½ ½ ½ 3.0 10.5
7 Kramnik,Vladimir 2792 2660 0 ½ 1 0 ½ ½ ½ 3.0 10
8 Nisipeanu,Liviu-Dieter 2672 2501 0 ½ 0 0 0 ½ ½ 1.5

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Weitere Berichte über das Sparkassen Chess Meeting 2018:

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Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

Peter's first book The Chess Revolution is out now!

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