Fischers "Kalter Schach-Krieg"
1970 absolvierte Robert James Fischer das hektischste Jahr seiner Karriere. Doch der Erfolg gab ihm Recht. Aus 74 Turnierpartien holte er 59 Punkte. Knapp 80 Prozent lautete die stolze Bilanz. Nach einem gemächlichen Vierteljahrhundert Schach unter sowjetischer Vorherrschaft schien sich etwas zusammenzubrauen. "Die Pyramide", wie die Staatsprofis aus dem Ostblock ihre gut-getimten Zieleinläufe bei internationalen Turnieren scherzhaft nannten, drohte einzubrechen. Und der Weg dahin glich einem guten Drehbuch. Fischer hatte mit dem Sieg im Interzonenturnier in Palma de Mallorca den Einstieg für den Aufstieg in Etappen geschafft. Es standen die Duelle mit den Besten an. Jeder Zweikampf hätte mit dosiertem Kräfteeinsatz bewältigt werden können. Aber der Amerikaner wollte mehr. Es sollten unvergessliche Aufführungen für die Geschichtsbücher des königlichen Spiels werden. Der kompromisslose Stil Fischers kam zur Reife.
Der Schock geht weiter
James Robert Fischer
Die Auslosung der Viertelfinalbegegnungen führte Fischer mit Mark Taimanow zusammen. Jenem Spieler, der trotz guter Resultate und umfassender Schachbuchtätigkeit, nur Halb-Profi war. Seit 1948 absolvierte er zusammen mit seiner ersten Ehefrau Lyubov Bruk eine reiseintensive Konzerttätigkeit als Klassik-Pianist. Im gleichen Jahr gewann der 1926 im ukrainischen Charkow geborene Großmeister die Leningrader Meisterschaft, 1952 und 1956 teilte er den Sieg bei der UdSSR-Meisterschaft und 1953 schaffte er es beim berühmten Kandidatenturnier in Zürich das einzige Mal zuvor, die Vorstufe zur Weltmeisterschaft zu erreichen. Mit 45 Jahren war er der Älteste unter den acht Kandidaten. Man spielte um den vergleichsweise kleinen Preistopf von 3.000 Dollar, der im Verhältnis 2:1 für den Sieger aufgeteilt wurde. Auf Botwinniks Ratschlag nahm Taimanow neben Jewgeni Wasjukow Juri Balaschow, einen der vielversprechenden Großmeister der Karpow-Generation, in sein Sekundanten-Team auf. Dieser hatte in seiner Abschlussarbeit an der Universität die Partien Fischers untersucht. Zudem konnte Taimanov, der in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre bis zur kriegsbedingten Schließung 1941 einer der ersten Schüler Botwinniks im Leningrader Pionierpalast war, auf eine Reihe von Tipps des Doyen der sowjetischen Schachschule bauen (siehe nächstes Kapitel).
Das Match begann nach einigem Hick-Hack, da Fischer einen Spielsaal mit wenigen Zuschauern auf dem Campus-Gelände in Vancouver wollte, während der konzerterprobte Russe ein großes Auditorium bevorzugte. Delegationsleiter Alexander Kotov, FIDE-Präsident Max Euwe und Fischer diskutierten endlos, bis es diesmal selbst dem Amerikaner zu viel wurde. Man setzte sich letztlich vor 200 Zuschauern zum Zehn-Partien-Match ans Brett. Gleich im ersten Spiel gelang es Fischer, mit Schwarz in einem Königsinder aktives Spiel für alle Figuren zu erhalten - Zeitnot tat ein übrigens und die Hängepartie war aussichtslos. In der zweiten Partie überraschte Fischer mit einer "russischen" Neuerung im Sizilianer (siehe Teil 1 der Fischer-Serie). Partie drei bildete rückblickend bereits den Wendepunkt. Taimanow baute in 20 Zügen eine gewinnträchtige, aber taktikgeladene Position auf und warf sie nach 72-minütigem Überlegen weg. "In meiner 50-jährigen Laufbahn habe ich wahrscheinlich niemals länger über einen Zug nachgedacht. Danach passierte einfach ein psychologischer Kollaps. Meine Energie versickerte, Apathie setzte ein, alles verlor seinen Sinn. Schließlich machte ich den erstbesten Zug, der natürlich verlor." (Taimanow 1995, S.24) Fischer wäre kein Mythos geworden, wenn er jetzt mit Remisgeschiebe einen Gang zurückgenommen hätte. Er folgte seinem bewährten Prinzip: Nachsetzen - Schlag um Schlag. Partie vier produzierte den nächsten Klassiker - guter Läufer gegen schlechter Springer und an jedem Flügel drei Bauern. Jedes Endspielbuch kennt das Beispiel. In Partie fünf taumelte Taimanow ohne ersichtlichen Grund; er war in ausgeglichener Stellung blind für einfache Taktik und stellte den Turm ein. Dann buchte er bereits vor der nächsten Begegnung den Rückflug: Einfach Remis und nichts wie weg. Aber sein Gegner blieb energisch und spielte seine Technik im Endspiel mit Turm und Leichtfigur aus - diesmal machte der Springer eine gute Figur. Innerhalb von 14 Tagen wurde ein Weltklassespieler, der zur Halbzeit des Matches zum Gesundheitscheck ins örtliche Hospital musste, bezwungen. Seit dem 7-0 von Wilhelm Steinitz gegen Joseph Henry Blackburne 1876 war ein glatter Zu-Null-Sieg ohne Remisen zwischen Spielern gleichen Levels nicht vorgekommen. Objektiv erkannte der Sieger an, dass der realistische Ausgang ein 3,5:2,5 zu seinen Gunsten gewesen wäre. Aber das interessierte beim mächtigen Sportkomitee niemanden. Unter dem Vorwand eines Zollvergehens wurde Taimanow angeklagt (Mitführen einer Kopie von Alexander Solschenizyn Roman "Im ersten Kreis" und 1.100 Gulden, die Euwe für Salo Flohr als Entlohnung für Artikel in holländischen Schachzeitungen mitgegeben hat) und aller Privilegien beraubt. Für zwei Jahre galt völliges Berufsverbot: Kein Turnier, kein Konzert, kein Buch. Die staatliche Zusage, ein Haus zu erhalten, wurde zurückgenommen. Der Minister für Sport erkannte den Titel "Verdienter Meister des Sports" ab und verbannte ihn aus dem Nationalteam. Beides hatte finanzielle Konsequenzen. Seine Ehe zerbrach; Lyubov Bruk musizierte fortan mit dem Sohn Igor Taimanow (später auch im Trio mit der Enkelin Kira Taimanova). Sie starb 1996; der gedemütigte Großmeister wurde Solokünstler und ist heute zum dritten Mal verheiratet. Die Akten der "öffentlichen Hinrichtung" kamen inzwischen aus den Archiven des Zentralkomitees der Staatspartei zur Veröffentlichung (Plisetsky/Voronkov 1994).
Fischer focht das wenig an. Für ihn ging es 1971 fast nonstop weiter. Das Viertelfinale endete am 1. Juni und am 6. Juli saß er bereits Bent Larsen gegenüber, der Wolfgang Uhlmann in Las Palmas mit 5,5:3,5 besiegt hatte. Auch dieses Duell versprach Spannung: Die Vorherrschaft im Westen war zu klären und hier trafen zwei bedingungslose Kämpfer aufeinander. In sieben vorangegangenen Partien gab es nur ein Remis und dies in Zürich 1959 auch erst nach 92 Zügen! Mit 4:2 Siegen war der Amerikaner in der Vorhand, aber Larsen fügte ihm 1970 im Interzonenturnier die einzige Niederlage zu. Austragungsort war Denver, wo eine Hitzewelle von fast 40 Grad herrschte. Larsen packte die französische Verteidigung als Überraschung aus, aber in einem feurigen Taktikgefecht siegte der Einheimische. Die zweite Begegnung begann als Englische Eröffnung und mündete im Maroczy-Sizilianer; die Damen verschwanden und Aufzug der Zentralbauern besorgte den Rest. Danach folgte im Sozin-Sizilianer ein Muster aus dem vorherigen Wettkampf, denn Fischer erreichte erneut ein Turm- und Leichtfigurendspiel. Wieder hatte er die bessere Leichtfigur, die den Turm beim Einsammeln des entscheidenden Bauern unterstützte. Larsen probierte den Königsinder, doch Fischer zog alle Figuren zum Angriff auf den König zusammen. Wie alle Kandidatengegner, musste auch Larsen den Doktor aufsuchen. In der Höhenluft der Stadt mit dem Beinamen "Mile High" plagte den 37-Jährigen Bluthochdruck und vier Tage bewegte sich keine Figur. Dann ließ sich Larsen erneut auf einen Sozin-Sizilianer ein und Fischer legte die Finessen im Übergang von Eröffnung zum Mittelspiel offen. Nach Damentausch opferte er drei Züge später die Qualität und dominierte das gesamte Brett mit dem Läuferpaar. Die Rückgabe der Qualität brachte ein forciert verlorenes Endspiel.
| Fischer - Larsen |
Larsens letzter Griff in die Trickkiste verpuffte ebenfalls: Seine originelle Bird-Eröffnung behandelte er ähnlich einem geschlossenen Sizilianer, nachdem der Amerikaner 1.-c5 antwortete. Fischer wartete seelenruhig, bis der Däne den Angriff überzog und die sechste Null eingetragen wurde. Nie zuvor war ähnliches passiert. Zwar gewann Steinitz beim Wiener Turnier 1873 16 Spiele in Folge (gegen acht Recken, darunter Louis Paulsen, Adolf Anderssen, Henry Bird und Blackburne, jeweils Mini-Matche mit 2:0), aber eine Serie von 18 Gewinnen gegen Spieler der höchsten Kategorie wird es wahrscheinlich nie mehr geben. Nach sechs vollen Punkten zum Anschluss des Interzonenturniers (bereits ohne die kampflose Begegnung mit Panno) stand eine neue Marke, die noch um einen weiteren Sieg aufgestockt wurde. Hierfür musste ein Ex-Weltmeister herhalten.
Tigran Petrosjan, der im anderen Halbfinale in Moskau Viktor Kortschnoi knapp mit 5,5:4,5 bezwungen hatte, galt als Fels im sowjetischen Schach-Imperium. In den USA scherzte Larry Evans im Time-Magazin, dass "Petrosjan Fischer nur dadurch schlagen kann, dass er ihn zu Tode langweilt." Das schachbegeisterten Buenos Aires erwartete gleichwohl ein Titanenkampf; 1.200 Zuschauer füllten die Ränge im Theater San Martin, bis zu 2.000 Personen drängelten lautstark in der Lobby. Die sowjetische Delegation führte der Funktionärsstrippenzieher Viktor Baturinski an, der später auch Karpow "betreute". Außerdem waren als Sekundanten Alexej Suetin und Yuri Awerbach, Petrosjans Frau Rona und zwei "Leibwächter" dabei. Gleich der Auftakt sorgte für eine Überraschung. Wie Larsen packte der sonst so vorsichtige Armenier eine Neuerung aus. Er verbesserte mit einem Bauernzug im Zentrum die sechste Partie aus Fischers Taimanow-Match entscheidend - verlor aber den Faden und die Partie. Schlechter hätte es nicht beginnen können. Die Wettkampfatmosphäre war ohnehin aufgeheizt, denn im Vorfeld platzierte die "64", deren Chefredakteur Petrosjan war, einen Artikel, der Fischer beleidigte und ihn als "intellektuellen Lumpenproletarier" niedermachte. Petrosjan distanzierte sich zwar, doch Fischer kochte gewaltig (Suetin 1997, S.266/67). Unter diesen Vorzeichen wendete sich das Blatt in der zweiten Partie überraschend. Fischer zeigte in einer grünfeld-indischen Partie gute Vorbereitung, spielte aber nach der Eröffnung ohne langes Nachdenken einen zweitklassigen Zug. Der Zurückliegende war urplötzlich in seinem Element, um die Stellung in seiner unnachahmlichen, streng positionellen Art zu verstärken. Er wusste, was dem Amerikaner in der Seele wehtat: Keine Gegenwehr galt als Höchststrafe. Fischer wackelte und rettete sich gegen ein flexibles Französisch-Bollwerk nur mit einer dreimaligen Zugwiederholung, die sein Gegenüber - vielleicht im Überschwang der unerwarteten Matchinitiative - übersah. Es folgten zwei wenig spektakuläre Remis. Das Zwölf-Partien-Match stand auf der Kippe und Fischer war das nicht gewohnt. Es gelang ihm aber, den 43-Jährigen in einen langen Kampf zu zwingen. Eine komplexe Abbruchstellung, in der Petrosjans entfernter Freibauer vor der Eroberung stand und Fischers Freibauer schwierig zu blockieren war, forderte endlose Übernachtanalysen. Suetin verzweifelte, denn sein Chef vergaß das Ausruhen (1997, S.180/81). Diese Konstellation reichte Fischer, weil er zudem einen ungewöhnlichen "Vorteil" hatte. Während Petrosjan die Alleinanalysen mit den Untersuchungen seiner Berater abgleichen musste, ließ Fischer seinen Sekundanten Robert Byrne in der einzigen abgebrochenen Partie des Matches nicht an sich heran. "Ich komme allein klar. Wir sehen uns morgen beim Tennis," lautete die lakonische Antwort, als dieser seine Aufzeichnungen abgeben wollte. Er wusste, dass das gegnerische Team keine Gratwanderung zum Remis findet. Anders als beim Endspiel gegen Botwinnik auf der Olympiade 1962, als er nachlässig analysierte, hatte er diesmal alles überprüft. Das Selbstbewusstsein kehrte zurück und an die körperliche Fitness dachte er, wie später auch in Vorbereitung auf Boris Spasski, ebenfalls regelmäßig. Petrosjan bekannte freimütig: "Nach der sechsten Partie wurde Fischer entgültig zum Genie." (Plisetsky/Voronkov 1994, S.278) Aus diesen unterschiedlichen Stimmungen resultierte beim 28-Jährigen die "geistige Frische" in der vorentscheidenden Begegnung, die heute zu den Klassikern zählt.
| Fischer - Petrosjan |
Nach dieser Niederlage erhielt Petrosjan wegen Bluthochdruck einen Krankentag verordnet. Fischer verkündete bereits, dass er Spasski entthronen werde. Die letzten Spiele gewann er mühelos. Zweimal erhielt er "seine" offenen Linien und Diagonalen, um die Figuren tanzen zu lassen. Nichts war zu sehen von den "langsamen", geschlossenen Stellungen des Ex-Weltmeisters. Fischer strich 7.500 Dollar Preisgeld plus 3.000 Dollar Prämie des US-Verbandes ein und selbst Spasski im fernen Moskau äußert sich vorsichtig, "dass es ein interessantes Match wird." Robert James Fischer hatte die Bühne für seine finale Vorstellung erreicht. Auf der nach dem Wertungssystem von Prof. Arpad Elo eingeführten Weltrangliste stand er mit 2760 Punkten ganz oben - der Titelverteidiger fand sich mit deutlichem Abstand von 70 Punkten auf Platz zwei! Bei diesen Zahlen muss aber berücksichtigt werden, dass heutige Werte aufgrund der "Elo-Inflation" im Schnitt 70-100 Punkte höher liegen.
Weltrangliste 1.7.1971
1. | Fischer | 2760 |
2. | Spasski | 2690 |
3. | Kortschnoi | 2670 |
4. | Larsen | 2660 |
5. | Petrosjan | 2640 |
5. | Polugajewski | 2640 |
7. | Botwinnik | 2630 |
7. | Portisch | 2630 |
9. | Smyslow | 2620 |
9. | Tal | 2620 |
11. | Geller | 2615 |
11. | Keres | 2615 |
13. | Hort | 2605 |
13. | Stein | 2605 |
15. | Gligoric | 2600 |
15. | Taimanow | 2600 |
(...) | ||
Hübner | 2590 | |
Uhlmann | 2570 | |
Karpow | 2540 |
Fischer entpuppte sich entgültig als Bedrohung für die stärkste Schachnation, denn er hatte nun auch seine Matchtauglichkeit bewiesen. Zuvor gewann er nur am Beginn seiner Laufbahn 1957/58 einige kleine Vergleiche und hielt 1961 einen abgebrochenen Elf-Partien-Zweikampf mit Samuel Reshevsky unentschieden. Nicht zum ersten Mal begann hinter dem Eisernen Vorhang hektisches Treiben: Alle Expertise wurde aufgerüstet, um einen GAU zu verhindern. Frisch in Erinnerung war die erste Mondlandung eines Amerikaners, da sollte nicht auch noch ein Erdtitel abhanden kommen! Die Sowjets ließen alle führenden Großmeister "Gutachten" über die Stärken und Schwächen Fischers anfertigen; der Amerikaner las derweil im "roten Buch" aus dem Hamburger Wildhagen-Verlag - der Sammlung mit 353 Spasski-Partien. Der Countdown lief!
Fischer unter dem sowjetischen Scanner
Nachlässigkeit kann den sowjetischen Spielern trotz der vernichtenden Niederlagen nicht vorgeworfen werden. Es war eher das Ungewohnte der zermürbenden Energieleistungen des Schachbesessenen. Wie konnte ein Spieler, der fast jede Unterstützung in seinem Umfeld ablehnt, derart gut vorbereitet sein und die psychologischen Hürden scheinbar spielend umgehen? Es herrschte ein Zustand der Ohnmacht, wie es Taimanow im Juni 2002 in einem Interview mit Joel Lautier (auf www.chessbase.de) zusammenfasste: "Dieses schreckliche Gefühl, dass ich gegen eine Maschine spielte, die niemals Fehler machte, brach meinen Widerstand. Fischer ließ keine Schwächung seiner Stellung zu, er war ein unglaublich zäher Verteidiger. Nach einer hübschen taktischen Abwicklung war es mir gelungen, meinem Gegner ernste Probleme zu stellen. In einer Stellung, die ich für mich als gewonnen ansah, konnte ich keinen Weg finden, seine Verteidigung zu durchbrechen. Bei jeder vielversprechende Idee entdeckte ich für Fischer eine Antwort." Bei Ratlosigkeit gibt es auch im Sport zwei grundsätzliche Möglichkeiten: Panik gepaart mit Resignation oder Besinnung auf das Wesentliche. So blieb aus Sicht der Schach-Supermacht zunächst der Blick auf die Schachwerke ihres größten Widersachers. Aber was uns heute mit einigen Handgriffen in einer Datenbank in kurzer Zeit möglich ist, erforderte in den 60er und 70er Jahren die generalstabsmäßige Zusammenarbeit der Großmeisterelite. Einiges der schachpolitischen Machtintrigen und Interessenskoalitionen ist nach der Auflösung des sowjetischen Staatsgebildes publik geworden. Angefangen hat es mit Botwinniks Einschätzung gegenüber Taimanow vor Beginn der Kandidatenwettkämpfe (in kursiv wiedergegeben) (Plisetsky/Voronkov 1994, S.203 bzw. Donaldson/Tangborn 1999, S.162).
Am Beginn seiner Karriere war Fischer bereitwilliger, für aktives Figurenspiel Bauern zu geben. Später wurde er "geiziger" und hing am Material. Diese Bewertung trifft auch für die Zweikämpfe von 1971 zu, aber Fischer fand trotzdem "seinen Stil", den Ludek Pachman als "aktives Positionsspiel" charakterisierte (Schachecho, Nr.6, 1972, S.88). Die Eröffnung bildete dabei bloß die Vorstufe zum wirklich interessanten Wesen des Spiel, den Mittelspielstrukturen. Der fünfte Weltmeister, Max Euwe, äußerte zu dieser organischen Herangehensweise: "Fischer denkt in Eröffnungssystemen, nicht in Zügen. Ihm genügte es nicht, dass ein Spieler einen guten Zug macht. Man muss das Eröffnungssystem kennen und was in diesem Konzept angesagt ist." (Brady 1973, S.267) Zudem strebte Fischer grundsätzlich an, bereits in der Eröffnung zu agieren statt zu reagieren.
| Fischer - Geller |
Fischer geht gerne auf Bauernklau. Dies passierte in den Wettkämpfen 1971 nur bei der drastischen Niederlage in Partie Nr. zwei gegen Petrosjan. Der vergiftete h2-Bauer in der ersten Partie von Reykjavik sollte noch verspeist werden. Allerdings war dieses Manko selbst im reiferen Alter noch nicht ganz verschwunden.
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