Magnus Carlsen gewinnt in Shamkir

Magnus Carlsen gewinnt in Shamkir

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| 1 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen benötigte nur 20 Minuten, um sich in der letzten Partie gegen Ding Liren den entscheidenden halben Punkt zu sichern und damit das Gashimov Memorial in Shamkir zu gewinnen. Als die Spieler 4...Sd4 5.Sxd4 in der Rubinstein Variante des 4 Springer Spiels aufs Brett brachten war es eigentlich schon klar, dass wir keinen großen Kampf um den Turniersieg erleben würden. 

Carlsen vs Ding Liren Shamkir 2018

Ein Handschlag nach nur 20 Minuten Spielzeit. | Bild: Shamkir Chess.

Carlsen beantwortete auf der Pressekonferenz die Frage, was seiner Meinung nach seine beste Partie gewesen sei:

"Ich glaube nicht, dass ich eine Partie gespielt habe, die es in die "Best of Carlsen Sammlung" schafft, aber ich glaube, dass die Partie gestern gegen Giri ein schöner Kampf war. Wir haben sicherlich Fehler gemacht, aber es war auch schwierig. Trotzdem ist das wahrscheinlich die einzige Partie, mit der ich mehr oder weniger zufrieden bin: Es gab viele ereignislose Remispartien und normalerweise würde ich mir darüber Sorgen bereiten, aber irgendwann im Turnier habe ich aufgehört, mich darum zu kümmern. Ich wollte nur noch einige Partien mit Weiß gewinnen und habe mich mit Remis in den Schwarzpartien zufriedengegeben."

Magnus Carlsen Shamkir 2018

"Ich glaube nicht, dass ich eine Partie gespielt habe, die es in die "Best of Carlsen Sammlung" schafft." | Foto: Shamkir Chess.

Es scheint, als ob Giri seine Gegner besonders motiviert, denn auch Ding dachte, dass seine Partie gegen den Holländer die beste Partie des Turniers war:

"Ich möchte, obwohl sie mit einem Remis endete, meine Partie gegen Anish Giri nennen. Ich denke, dass ich bis zu dem Zeitpunkt, als ich den Gewinn übersah, wirklich gut gespielt habe. Ich hatte ihn unter Druck gesetzt und hatte einige Gewinnchancen. Nicht nur eine, sondern mehrere. Obwohl ich diese ausgelassen habe stand ich trotzdem besser und ich fand diese tolle Idee, meinen König auf den Damenflügel zu bringen."

Ding Liren Shamkir

Ding Liren, der jetzt seit 70 klassischen Partien ungeschlagen ist, ist die neue Nummer 5 der Welt in der Live-Weltrangliste. | Foto: Shamkir Chess.

Bei seiner dritten Teilnahme in Shamkir hat Carlsen damit zum dritten Mal gewonnen. Er sagte, er mag die Gastfreundschaft in Aserbaidschan, einem Land, in dem Schachspieler mit Respekt behandelt werden. Er glaubte aber nicht, dass er in diesem Turnier unbesiegbar sei (wie es scherzhaft behauptet wurde).

"Ich denke, in diesen Turnieren über relativ kurze Distanzen wie neun Runden, gibt es entscheidende Punkte und für mich war der Sieg in der siebten Partie gegen Topalov definitiv der entscheidende Punkt, denn bis dahin hatte er das Turnier angeführt. Wenn man sich jetzt den Endstand ansieht, kann man das nicht sehen, denn Ding und ich sind ihm weit voraus, aber es war keineswegs offensichtlich, dass ich diese Partie gewinnen würde und wenn ich das nicht getan hätte, hätte ich das Turnier nicht gewonnen. Ich bin wirklich glücklich mit dem Ergebnis und stolz darauf, das Turnier dreimal hintereinander gewonnen zu haben, aber da ist auch immer etwas Glück dabei, denn in solchen Turnieren kann man sein Schicksal nicht immer selbst bestimmen."

Kommentator Ljubomir Ljubojevic, der sich heute auf Schachfragen beschränkte, erwähnte Mikhail Botvinnik, der behauptete, dass Ruhe für Spitzenschachspieler wichtig sei. So wichtig ist, dass sie nicht immer nur Turnier für Turnier spielen sollten. Carlsen:

"Ich habe gar nicht das Gefühl, dass ich so viel spiele. Als ich 16 oder 17 Jahre alt war, habe ich viel mehr gespielt. Ich hatte den Plan, jeden Monat ein klassisches Turnier zu spielen, aber jetzt spiele ich nur alle 2 Monate oder so ein Turnier. Es ist jetzt nur ein Zufall, dass zwischen diesen beiden Turnieren nur eine Woche liegt. Normalerweise mache ich nach jedem Turnier etwa einen Monat Pause und habe dann viel Zeit um mich auf den gewonnenen Lorbeeren auszuruhen, meine Wunden zu lecken, oder einfach das zu tun was zu tun ist."

Ding, Carlsen, Ljubojevic Shamkir 2018

Ding, Carlsen und Ljubojevic bei der Pressekonferenz. | Foto: Shamkir Chess.

Carlsen wird noch einige Tage in Shamkir bleiben (er lamentierte darüber, dass die Stadt nicht täglich angeflogen wird mit den Worten: "Der einzige Kritikpunkt ist, dass es unglaublich schwierig ist, hierher zu kommen!") und die Natur in der näheren Umgebung erforschen. Sein nächstes Turnier ist das Norway Chess, das in einigen Wochen beginnt.

Die Frage, wann er mit der Vorbereitung auf die WM gegen Fabiano Caruana beginnen würde, beantwortete er auch: "Natürlich habe ich die WM im Hinterkopf, aber da behalte sich sie Momentan auch: Im Hinterkopf und nicht vorne."

In der letzten Runde gab es noch 3 weitere, ebenfalls eher unspektakuläre Remis: Mamedov-Mamedyarov, Wojtaszek-Giri und Navara-Radjabov. (Ihr könnt diese als PGN am Ende des Artikels herunterladen.) Letzterer spielte in diesem Turnier übrigens alle 9 Partien Remis.

Nur eine Partie endete mit einem Sieg. Für den untrainierten Veselin Topalov, der auch der älteste Teilnehmer des Turniers war, dauerte das Turnier vielleicht einfach eine oder zwei Runden zu lange. Er verlor gegen Sergey Karjakin, der durch diesen Sieg Dritter wurde, seine dritte Partie in Folge.

Sergey Karjakin Shamkir

Karjakin wurde Dritter. | Foto: Shamkir Chess.

"Offensichtlich bin ich am Ende total eingebrochen, aber ich habe es auch irgendwie verdient," sagte Topalov. "Ich habe so viele Möglichkeiten ausgelassen, dass ich die Schuld nur bei mir selbst suchen kann."

"Die Sache ist, dass wenn ich das Schachspielen vermissen würde, dann würde ich auch trainieren. Ich trainiere aber nicht viel und deswegen fand ich einfach keinen Rhythmus."

Veselin Topalov Shamkir

Topalov: "Wenn ich Schach vermissen würde, dann würde ich auch trainieren." | Foto: Shamkir Chess.

2018 Shamkir Chess | Final Standings

# Land Name ELO Lstg 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 Punkte SB
1 Carlsen,Magnus 2843 2880 ½ ½ ½ ½ 1 1 ½ 1 ½ 6.0/9
2 Ding,Liren 2778 2845 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½ 1 5.5/9
3 Karjakin,Sergey 2778 2805 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½ 5.0/9
4 Radjabov,Teimour 2748 2770 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 4.5/9 20.25
5 Mamedyarov,Shakhriyar 2814 2763 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 0 1 4.5/9 19.5
6 Wojtaszek,Radoslaw 2744 2770 0 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½ 4.5/9 19.25
7 Giri,Anish 2777 2767 0 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 4.5/9 18.5
8 Mamedov,Rauf 2704 2736 ½ 0 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 4.0/9 17.75
9 Topalov,Veselin 2749 2732 0 ½ 0 ½ 1 0 ½ ½ 1 4.0/9 16.25
10 Navara,David 2745 2605 ½ 0 ½ ½ 0 ½ 0 ½ 0 2.5/9

Carlsen winner's speech Shamkir

Carlsen hielt bei der Siegerehrung eine kurze Rede. | Foto: Shamkir Chess.

Das Turnier in Shamkir, Aserbaidschan, fand vom 19.-28. April statt. Das Preisgeld betrug €100,000, wobei der Sieger mit €30,000 den Löwenanteil davon erhielt.


Ältere Berichte über das Turnier in Shamkir (alle auf Englisch):

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

Peter's first book The Chess Revolution is out now!

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