Monika Socko gewinnt die Damen-Europameisterschaft
Großmeisterin Monika Socko hat die 22. Damen-Europameisterschaft, die vom 20. bis 31. August 2022 in Prag ausgetragen wurde, gewonnen. Die 44-jährige Polin war die einzige der 123 Teilnehmerinnen, die sich in 11 Runden 8.5 Punkte erspielen konnte.
Die an Nummer sieben gesetzte Socko landete mit einem halben Punkt Vorsprung vor einer Gruppe von fünf Spielerinnen, die acht Punkte erzielten. Silber und Bronze gingen an zwei junge Spielerinnen aus Aserbaidschan: IM Gunay Mammadzada und WGM Ulviyya Fataliyeva.
Trotz eines frühen Remis in der zweiten Runde lag Socko nach vier Runden auf dem geteilten und nach fünf Runden auf dem alleinigen ersten Platz. In der siebten Runde wurde sie zwar kurzzeitig von Mammadzada eingeholt, aber dann übernahm die polnische Großmeisterin wieder die alleinige Führung und konnte sie trotz dreier Remis bis zum Schluss behaupten.
Den Grundstein zu ihrem Sieg legte Socko am Tag vor dem Ruhetag, als sie gegen die Titelverteidigerin Elina Danielian im frühen Mittelspiel einen Fehler der armenischen Großmeisterin ausnutzen konnte:
Die wohl interessanteste Partie spielte Socko in der vorletzten Runde gegen die dritte Spielerin aus Aserbaidschan, die am Ende einen der vorderen Plätze belegen sollte. Gulnar Mammadova verpasste dabei die große Chance, der Polin die Tabellenführung streitig zu machen, da sie die meiste Zeit der Partie eine Gewinnstellung hatte.
Der schwarze König machte dabei eine ziemliche Reise von e8 nach b5, aber nach der Zeitnotphase war klar, dass der schwarze Monarch dort sicher war.
In der letzten Runde einigte sich Socko mit Lilit Mkrtchian aus Armenien, die mit einem Sieg ebenfalls 8,5 Punkte erreichen hätte können, nach nur acht Zügen auf ein Remis. Zwei weitere Spielerinnen mit 7,5 Punkten auf dem Konto spielten ebenfalls gegeneinander und in dieser Partie vergab Gunay Mammadzada die große Chance auf den EM-Titel, denn sie hatte die bessere Feinwertung und ein Sieg hätte sie zur Europameisterin gemacht. Wenn jedoch jemand die Partie hätte gewinnen sollen, dann war es die Polin Aleksandra Maltsevskaya, die mit dem Remis ihrer Landsfrau zum Titel verhalf:
Insgesamt nahmen 123 Spielerinnen aus 28 europäischen Verbänden teil. Die sechs Spielerinnen aus Bulgarien, darunter die ehemalige Damen-Weltmeisterin Antoaneta Stefanova, spielten unter der Flagge des Europäischen Schachverbands, weil der bulgarische Schachverband aufgrund von Korruption immer noch gesperrt ist. Stefanova und andere versuchen derzeit, einen neuen Schachverband in ihrem Land zu gründen.
Abschlusstabelle (Top 20)
Platz | Land | Titel | Name | Elo | Punkte | TB1 | TB2 | TB3 | rtg+/- |
1 | GM | Socko, Monika | 2423 | 8.5 | 0 | 68.5 | 73 | 18.6 | |
2 | IM | Mammadzada, Gunay | 2466 | 8 | 0 | 71 | 75.5 | 9.6 | |
3 | WGM | Fataliyeva, Ulviyya | 2413 | 8 | 0 | 69.5 | 74.5 | 13.5 | |
4 | IM | Mkrtchian, Lilit | 2362 | 8 | 0 | 67 | 72 | 16.9 | |
5 | IM | Maltsevskaya, Aleksandra | 2360 | 8 | 0 | 65.5 | 70 | 19.9 | |
6 | IM | Bulmaga, Irina | 2403 | 8 | 0 | 56 | 59.5 | -0.4 | |
7 | GM | Ushenina, Anna | 2423 | 7.5 | 0 | 69.5 | 74.5 | 7.6 | |
8 | IM | Sargsyan, Anna M. | 2378 | 7.5 | 0 | 64 | 69 | 5.5 | |
9 | IM | Brunello, Marina | 2341 | 7.5 | 0 | 62.5 | 67 | 16.5 | |
10 | IM | Salimova, Nurgyul | 2404 | 7.5 | 0 | 61.5 | 66.5 | 1.2 | |
11 | WGM | Injac, Teodora | 2389 | 7.5 | 0 | 61.5 | 65.5 | -0.5 | |
12 | IM | Javakhishvili, Lela | 2476 | 7.5 | 0 | 60 | 64 | -11.2 | |
13 | Roebers, Eline | 2324 | 7.5 | 0 | 59.5 | 64 | 16.4 | ||
14 | GM | Danielian, Elina | 2441 | 7 | 0 | 74 | 79 | 4.9 | |
15 | IM | Mammadova, Gulnar | 2380 | 7 | 0 | 69 | 74.5 | 7.1 | |
16 | GM | Dzagnidze, Nana | 2531 | 7 | 0 | 69 | 74 | -10.1 | |
17 | IM | Gaponenko, Inna | 2339 | 7 | 0 | 66.5 | 70 | 8.8 | |
18 | WGM | Narva, Mai | 2405 | 7 | 0 | 65.5 | 71 | -2.1 | |
19 | WGM | Beydullayeva, Govhar | 2339 | 7 | 0 | 62.5 | 67.5 | 10 | |
20 | WGM | Balajayeva, Khanim | 2344 | 7 | 0 | 60 | 64 | 4.6 |
(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)
Am Ruhetag gab es eine Konferenz zum Thema Damenschach, bei der unter anderem Danielian, Lilli Hahn, IM Eva Repkova und IM Laura Unuk den Schachfans von ihrem Leben und ihren Erfahrungen erzählten. Weitere Themen der Konferenz waren die Rolle von Frauen als Trainer oder Schiedsrichter, wie man Mädchen für Schach gewinnen kann und die wissenschaftliche Sichtweise des Geschlechtergefälles im Schach.