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Wang Hao gewinnt das FIDE Chess.com Grand Swiss Turnier auf der Isle of Man
Wang Hao | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Wang Hao gewinnt das FIDE Chess.com Grand Swiss Turnier auf der Isle of Man

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Wang Hao besiegte in der letzten Runde David Howell und verdrängte dadurch Fabiano Caruana vom Platz an der Sonne beim FIDE Chess.com Grand Swiss auf der Isle of Man. Durch seinen Sieg bei diesem Turnier hat sich der Chinese auch für das Kandidatenturnier qualifiziert, dessen Sieger gegen Magnus Carlsen um die Weltmeisterschaft spielen wird.

Caruana kam gegen Hikaru Nakamura nicht über ein Unentschieden hinaus und auch Levon Aronian und Carlsen teilten sich den Punkt. Durch dieses Remis konnte Carlsen seine Serie ohne Niederlage auf sagenhafte 101 Partien ausbauen und Ding Lirens Serie um eine Partie überbieten.

Trophies FIDE Chess.com Grand Swiss
Die Siegerpokale. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Vor der letzten Runde hatten noch sechs Spieler, darunter die Nummer 1 der Welt, Carlsen, und die Nummer 2, Caruana, Chancen auf den Turniersieg und auf die Qualifikation für das Kandidatenturnier. Am Ende bekam ein Mann beide Preise.

Wie bereits am Vortag gewann Wang eine Partie, bei der er bereits mit einem Remis zufrieden gewesen wäre. Der 30-jährige Großmeister aus Harbin, Heilongjiang, China, profitierte dabei von einem Fehler von Howell und sicherte sich die volle Punktzahl. Durch seinen Sieg bei diesem Turnier sicherte er sich auch einen Startplatz beim nächsten Kandidatenturnier im März 2020 im russischen Jekaterinburg.

Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass gleich zwei Spieler aus China bei einem Kandidatenturnier am Start sind. Der andere Spieler ist Ding Liren, der sich bereits im letzten Monat beim FIDE-Weltcup für das Kandidatenturnier qualifiziert hat.

Wang Hao 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Wang Hao hat in letzter Zeit als Schachtrainer gearbeitet, hat aber plötzlich wieder einen guten Grund, sich auf sein eigenes Schach zu konzentrieren. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Nach seiner letzten Partie sagte Wang, dass er kurz davor stand, sich von diesem Turnier zurückzuziehen. Er fühlte sich nach dem Weltcup sehr erschöpft und besonders sein Duell mit Leinier Dominguez hatte ihm viel Kraft gekostet.

"Jetzt muss ich nach Hause gehen, mich setzen und überlegen, wie ich weitermachen soll", sagte Wang über seine Qualifikation für das Kandidatenturnier. "Ich habe kein Team, das mit mir zusammenarbeitet. Ich hoffe, ein kleines Team aufbauen zu können - drei oder vier Personen. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich dazu in der Lage sein werde."

Carlsen Caruana FIDE Chess.com Grand Swiss
Die beiden Top-Gesetzten Carlsen und Caruana. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Vor der letzten Runde lag noch Fabiano Caruana in Führung, aber sein Remis gegen Nakamura reichte nicht zum Turniersieg. Da er das Turnier aber punktgleich mit Wang beendete, wurde das Preisgeld für die ersten beiden Plätze ($70,000 und $60,000) geteilt.

Die Partie zwischen Caruana und Nakamura war dann die erste an den vorderen Brettern, die beendet war. Caruana verließ sich auf die ultra-solide Russische-Verteidigung, aber Nakamura schaffte durch die Züge 5.d3 und 6.d4, die Stellung in eine französische Abtauschvariante zu verwandeln und versuchte, Caruana mit dem sehr außergewöhnlichen Zug 7.h3!? aus der Theorie zu bringen.

Nakamura Caruana 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Caruana erschien einige Sekunden zu spät und so war schon 1.e4 auf dem Brett, als sich die Spieler die Hände schüttelten. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Caruana stand nach der Eröffnung, auch dank des bemerkenswerten Springermanövers von b8 über c6, b4, a6, c7, e6 und f4 nach g6, ziemlich gut, musste aber weiterhin vorsichtig sein.

Obwohl er diese Partie, die er unbedingt gewinnen musste, nicht gewinnen konnte, war Nakamura dennoch zufrieden. "Ich habe in diesem Turnier von Anfang bis Ende gutes Schach gespielt. Ich habe in allen Partien wirklich viel gesehen und das ist schon eine Weile her, dass mir das passiert ist," sagte er.

Caruana war mit dem Turnier ebenfalls zufrieden: "Insgesamt war es ein gutes Turnier. Ich konnte nicht wirklich auf mehr hoffen," sagte Caruana.

Nakamura Caruana 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Nakamura gegen Caruana. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Als Nakamura und Caruana noch Interviews gaben, endete die Partie zwischen Aronian und Carlsen ebenfalls mit einem Remis. Aronian war sichtlich enttäuscht darüber, denn mit einem Sieg hätte er noch Chancen gehabt, sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren.

"Ich erinnerte mich an die Vorbereitung nur vage, weil ich mich heute auf so viele mögliche Varianten vorbereiten musste", sagte Aronian, der sein Glück in der Nimzo-Indisch-Variante mit 4.f3 versuchte. Nachdem er verpasst hatte, dass Schwarz mit dem Springer auf d5 nehmen konnte, musste er im Grunde genommen um ein Remis kämpfen.

"Ich habe dieses Jahr einfach nur furchtbar gespielt und es ist schon eine Erleichterung, endlich ein Turnier mit einer anständigen Punktzahl zu beenden, sagte Aronian.

Aronian Carlsen 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Carlsen und Aronian beenden ihre Partie mit einem Remis. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Carlsen hatte hingegen einen Grund zur Freude, denn mit diesem Remis brach er Dings Rekord von 100 Partien ohne Niederlage in Folge. Den Rekord für die längste Serie ohne Niederlage hält übrigens der russisch-holländische Großmeister Sergei Tiviakov mit 110 Partien, aber diese Serie wurde gegen etwas schwächere Spieler aufgestellt.

Carlsen: "Ich denke, 100 ist schon eine magische Zahl und ich hätte nie geglaubt, dass ich das schaffen kann. Natürlich war auch manchmal etwas Glück dabei - auch in diesem Turnier. Da ich aber in letzter Zeit nicht so toll gespielt habe ist das ein echter Grund zur Freude."

Magnus Carlsen 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Magnus Carlsen ist jetzt seit 101 Partien ungeschlagen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

In der Partie zwischen Wang und Howell sah ebenfalls alles nach einem Remis aus. In der Stellung nach einem Fianchetto-Grünfeld hatte keiner der beiden Spieler einen Vorteil, bis Howell ein schrecklicher Fehler unterlief. Und plötzlich war nicht nur die Partie, sondern gleich das ganze Turnier entschieden!

Wang sagte, er sei "sehr glücklich und auch sehr überrascht" gewesen, denn eigentlich wollte er heute nur ein sicheres Remis erzielen. Manchmal bekommt man eben mehr, als man sich eigentlich gewünscht hat.

Wang Hao besuchte nach seiner Partie die Liveübertragung.

Kirill Alekseenko, der Wang eventuell noch gefährlich werden hätte können, remisierte gegen Nikita Vitiugov. Mit 7.5 Punkten sind aber beide Spieler hochzufrieden.

David Anton konnte gegen Robert Hovhannisyan einer der interessantesten Partien dieser Runde gewinnen und schloss das Turnier damit ebenfalls mit 7.5 Punkten ab:

David Anton 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Für David Anton war es ein exzellentes Turnier. Foto: John Saunders.

Zwei Spieler schafften das Kunststück, das Turnier mit 11 Unentschieden zu beenden: Viktor Erdos aus Ungarn und der Holländer Jorden van Foreest.

Wie es bei Opens meistens der Fall ist, einigten sich in der letzten Runde viele Spieler schon relativ früh und ohne großen Kampf auf ein Remis. Einige waren wahrscheinlich einfach zu erschöpft und einige andere wollten wohl möglichst früh zur Europäischen Mannschaftsmeisterschaft reisen, die ab dem 23. Oktober in Batumi, Georgien, stattfindet.

Das nächste absolute Top-Event ist das Finale der Schach960 Weltmeisterschaft vom 27. Oktober bis zum 2. November. Dann spielen Carlsen, Caruana, Ian Nepomniachtchi und Wesley So in Norwegen um den Titel des Schach960 Weltmeisters.

FIDE Chess.com Grand Swiss | Abschlusstabelle (Top 20)

Platz Gesetzt Land Name Elo Punkte TB1 TB2 TB3
1 15 Wang Hao 2726 8,0 2735 67,5 73,0
2 2 Caruana Fabiano 2812 8,0 2720 69,5 75,0
3 38 Alekseenko Kirill 2674 7,5 2716 64,5 69,5
4 8 Aronian Levon 2758 7,5 2708 70,5 75,5
5 39 Anton Guijarro David 2674 7,5 2702 66,5 70,5
6 1 Carlsen Magnus 2876 7,5 2698 67,5 73,0
7 12 Nakamura Hikaru 2745 7,5 2674 62,0 67,0
8 13 Vitiugov Nikita 2732 7,5 2663 65,0 70,0
9 7 Grischuk Alexander 2759 7,0 2682 66,5 72,0
10 110 Paravyan David 2602 7,0 2675 60,0 64,5
11 24 Howell David W L 2694 7,0 2657 60,0 65,0
12 17 Vidit Santosh Gujrathi 2718 7,0 2644 60,0 65,0
13 19 Le Quang Liem 2708 7,0 2631 58,5 63,0
14 48 Maghsoodloo Parham 2664 6,5 2703 65,0 69,5
15 83 Abasov Nijat 2632 6,5 2703 62,5 66,5
16 53 Kovalev Vladislav 2661 6,5 2699 61,5 65,0
17 47 Fedoseev Vladimir 2664 6,5 2691 63,5 67,0
18 95 Rakhmanov Aleksandr 2621 6,5 2689 61,0 64,0
19 44 Kryvoruchko Yuriy 2669 6,5 2680 61,0 65,0
20 71 Lupulescu Constantin 2643 6,5 2676 57,5 60,0
(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)


Den Preis für die beste Dame im Turnier teilten sich Harika Dronavalli aus Indien und Dinara Saduakassova aus Kasachstan. Beide erzielten 5.5 Punkte. Saduakassova erhielt außerdem noch eine GM-Norm für ihre Leistung bei diesem Turnier.

Dinara Saduakassova besuchte die Live-Übertragung.


FIDE Chess.com Grand Swiss | Platzierung der Damen

Platz Gesetzt Land Titel Name Elo Punkte TB1 TB2 TB3
83 122 GM Harika Dronavalli 2495 5,5 2653 58,5 63,0
85 127 IM Saduakassova Dinara 2481 5,5 2650 55,5 60,0
107 146 IM Munguntuul Batkhuyag 2421 5,0 2637 55,5 59,0
108 131 GM Lei Tingjie 2469 5,0 2637 53,5 57,5
116 126 IM Kashlinskaya Alina 2481 5,0 2575 51,5 54,0
126 149 WGM Soumya Swaminathan 2365 4,5 2591 54,0 58,0
127 128 GM Stefanova Antoaneta 2479 4,5 2582 52,0 56,0
132 144 GM Batsiashvili Nino 2422 4,5 2515 42,0 44,5
134 134 GM Cramling Pia 2462 4,5 2497 45,5 48,0
135 141 GM Ushenina Anna 2431 4,0 2626 50,0 53,0
138 138 GM Sebag Marie 2445 4,0 2573 51,5 54,0
140 147 GM Danielian Elina 2385 4,0 2569 52,0 55,5
143 142 IM Houska Jovanka 2430 3,5 2581 50,0 52,5
144 132 IM Atalik Ekaterina 2464 3,5 2540 47,5 50,0
145 140 IM Bulmaga Irina 2442 3,5 2531 45,5 48,0
146 145 IM Zatonskih Anna 2422 3,0 2586 49,5 53,0


Hier findet Ihr alle Top-Partien der 11. Runde:

Nakamura security check 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Seltsamerweise wurde die Sicherheitskontrolle bei Nakamura erst durchgeführt, nachdem er bereits gezogen hatte. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Alekseev Vitiugov 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Alekseev und Vitiugov spielten ein großartiges Turnier. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Wang Hao 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Wang Hao bei der Arbeit. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Aronian Carlsen 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Carlsen, Fedoseev und So warten gespannt auf Aronians nächsten Zug. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Aronian 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Aronian beim analysieren mit Carlsen... Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Aronian Carlsen 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
...vielleicht haben sich die beiden aber auch nur unterhalten. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Wang Hao Howell 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Howell merkt, dass es vorbei ist... Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Wang Hao Howell 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
...und gratuliert Wang Hao zum Turniersieg. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Wang Hao 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Wang Hao bei seinem Sieger-Interview. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Wang Hao 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Wang Hao bei der Siegerehrung. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Harika Dronavalli 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Harika Dronavalli gewann den Damenpreis. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Norms at 2019 FIDE Chess.com Grand Swiss
Ihre dritten GM-Normen erhielten Jonas Buhl Bjerre, Raunak Sadhwani und Vincent Keymer; Dinara Saduakassova erspielte sich ihre erste GM-Norm und IM Soumya Swaminathan erhielt eine IM-Norm. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Weitere Artikel über das Turnier (alle auf Englisch):

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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