
Wang Hao gewinnt das FIDE Chess.com Grand Swiss Turnier auf der Isle of Man
Wang Hao besiegte in der letzten Runde David Howell und verdrängte dadurch Fabiano Caruana vom Platz an der Sonne beim FIDE Chess.com Grand Swiss auf der Isle of Man. Durch seinen Sieg bei diesem Turnier hat sich der Chinese auch für das Kandidatenturnier qualifiziert, dessen Sieger gegen Magnus Carlsen um die Weltmeisterschaft spielen wird.
Caruana kam gegen Hikaru Nakamura nicht über ein Unentschieden hinaus und auch Levon Aronian und Carlsen teilten sich den Punkt. Durch dieses Remis konnte Carlsen seine Serie ohne Niederlage auf sagenhafte 101 Partien ausbauen und Ding Lirens Serie um eine Partie überbieten.

Vor der letzten Runde hatten noch sechs Spieler, darunter die Nummer 1 der Welt, Carlsen, und die Nummer 2, Caruana, Chancen auf den Turniersieg und auf die Qualifikation für das Kandidatenturnier. Am Ende bekam ein Mann beide Preise.
Wie bereits am Vortag gewann Wang eine Partie, bei der er bereits mit einem Remis zufrieden gewesen wäre. Der 30-jährige Großmeister aus Harbin, Heilongjiang, China, profitierte dabei von einem Fehler von Howell und sicherte sich die volle Punktzahl. Durch seinen Sieg bei diesem Turnier sicherte er sich auch einen Startplatz beim nächsten Kandidatenturnier im März 2020 im russischen Jekaterinburg.
Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass gleich zwei Spieler aus China bei einem Kandidatenturnier am Start sind. Der andere Spieler ist Ding Liren, der sich bereits im letzten Monat beim FIDE-Weltcup für das Kandidatenturnier qualifiziert hat.

Nach seiner letzten Partie sagte Wang, dass er kurz davor stand, sich von diesem Turnier zurückzuziehen. Er fühlte sich nach dem Weltcup sehr erschöpft und besonders sein Duell mit Leinier Dominguez hatte ihm viel Kraft gekostet.
"Jetzt muss ich nach Hause gehen, mich setzen und überlegen, wie ich weitermachen soll", sagte Wang über seine Qualifikation für das Kandidatenturnier. "Ich habe kein Team, das mit mir zusammenarbeitet. Ich hoffe, ein kleines Team aufbauen zu können - drei oder vier Personen. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich dazu in der Lage sein werde."

Vor der letzten Runde lag noch Fabiano Caruana in Führung, aber sein Remis gegen Nakamura reichte nicht zum Turniersieg. Da er das Turnier aber punktgleich mit Wang beendete, wurde das Preisgeld für die ersten beiden Plätze ($70,000 und $60,000) geteilt.
Die Partie zwischen Caruana und Nakamura war dann die erste an den vorderen Brettern, die beendet war. Caruana verließ sich auf die ultra-solide Russische-Verteidigung, aber Nakamura schaffte durch die Züge 5.d3 und 6.d4, die Stellung in eine französische Abtauschvariante zu verwandeln und versuchte, Caruana mit dem sehr außergewöhnlichen Zug 7.h3!? aus der Theorie zu bringen.

Caruana stand nach der Eröffnung, auch dank des bemerkenswerten Springermanövers von b8 über c6, b4, a6, c7, e6 und f4 nach g6, ziemlich gut, musste aber weiterhin vorsichtig sein.
Obwohl er diese Partie, die er unbedingt gewinnen musste, nicht gewinnen konnte, war Nakamura dennoch zufrieden. "Ich habe in diesem Turnier von Anfang bis Ende gutes Schach gespielt. Ich habe in allen Partien wirklich viel gesehen und das ist schon eine Weile her, dass mir das passiert ist," sagte er.
Caruana war mit dem Turnier ebenfalls zufrieden: "Insgesamt war es ein gutes Turnier. Ich konnte nicht wirklich auf mehr hoffen," sagte Caruana.

Als Nakamura und Caruana noch Interviews gaben, endete die Partie zwischen Aronian und Carlsen ebenfalls mit einem Remis. Aronian war sichtlich enttäuscht darüber, denn mit einem Sieg hätte er noch Chancen gehabt, sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren.
"Ich erinnerte mich an die Vorbereitung nur vage, weil ich mich heute auf so viele mögliche Varianten vorbereiten musste", sagte Aronian, der sein Glück in der Nimzo-Indisch-Variante mit 4.f3 versuchte. Nachdem er verpasst hatte, dass Schwarz mit dem Springer auf d5 nehmen konnte, musste er im Grunde genommen um ein Remis kämpfen.
"Ich habe dieses Jahr einfach nur furchtbar gespielt und es ist schon eine Erleichterung, endlich ein Turnier mit einer anständigen Punktzahl zu beenden, sagte Aronian.

Carlsen hatte hingegen einen Grund zur Freude, denn mit diesem Remis brach er Dings Rekord von 100 Partien ohne Niederlage in Folge. Den Rekord für die längste Serie ohne Niederlage hält übrigens der russisch-holländische Großmeister Sergei Tiviakov mit 110 Partien, aber diese Serie wurde gegen etwas schwächere Spieler aufgestellt.
Carlsen: "Ich denke, 100 ist schon eine magische Zahl und ich hätte nie geglaubt, dass ich das schaffen kann. Natürlich war auch manchmal etwas Glück dabei - auch in diesem Turnier. Da ich aber in letzter Zeit nicht so toll gespielt habe ist das ein echter Grund zur Freude."

In der Partie zwischen Wang und Howell sah ebenfalls alles nach einem Remis aus. In der Stellung nach einem Fianchetto-Grünfeld hatte keiner der beiden Spieler einen Vorteil, bis Howell ein schrecklicher Fehler unterlief. Und plötzlich war nicht nur die Partie, sondern gleich das ganze Turnier entschieden!
Wang sagte, er sei "sehr glücklich und auch sehr überrascht" gewesen, denn eigentlich wollte er heute nur ein sicheres Remis erzielen. Manchmal bekommt man eben mehr, als man sich eigentlich gewünscht hat.
Wang Hao besuchte nach seiner Partie die Liveübertragung.
Kirill Alekseenko, der Wang eventuell noch gefährlich werden hätte können, remisierte gegen Nikita Vitiugov. Mit 7.5 Punkten sind aber beide Spieler hochzufrieden.
David Anton konnte gegen Robert Hovhannisyan einer der interessantesten Partien dieser Runde gewinnen und schloss das Turnier damit ebenfalls mit 7.5 Punkten ab:

Zwei Spieler schafften das Kunststück, das Turnier mit 11 Unentschieden zu beenden: Viktor Erdos aus Ungarn und der Holländer Jorden van Foreest.
Wie es bei Opens meistens der Fall ist, einigten sich in der letzten Runde viele Spieler schon relativ früh und ohne großen Kampf auf ein Remis. Einige waren wahrscheinlich einfach zu erschöpft und einige andere wollten wohl möglichst früh zur Europäischen Mannschaftsmeisterschaft reisen, die ab dem 23. Oktober in Batumi, Georgien, stattfindet.
Das nächste absolute Top-Event ist das Finale der Schach960 Weltmeisterschaft vom 27. Oktober bis zum 2. November. Dann spielen Carlsen, Caruana, Ian Nepomniachtchi und Wesley So in Norwegen um den Titel des Schach960 Weltmeisters.
FIDE Chess.com Grand Swiss | Abschlusstabelle (Top 20)
Platz | Gesetzt | Land | Name | Elo | Punkte | TB1 | TB2 | TB3 |
1 | 15 | Wang Hao | 2726 | 8,0 | 2735 | 67,5 | 73,0 | |
2 | 2 | Caruana Fabiano | 2812 | 8,0 | 2720 | 69,5 | 75,0 | |
3 | 38 | Alekseenko Kirill | 2674 | 7,5 | 2716 | 64,5 | 69,5 | |
4 | 8 | Aronian Levon | 2758 | 7,5 | 2708 | 70,5 | 75,5 | |
5 | 39 | Anton Guijarro David | 2674 | 7,5 | 2702 | 66,5 | 70,5 | |
6 | 1 | Carlsen Magnus | 2876 | 7,5 | 2698 | 67,5 | 73,0 | |
7 | 12 | Nakamura Hikaru | 2745 | 7,5 | 2674 | 62,0 | 67,0 | |
8 | 13 | Vitiugov Nikita | 2732 | 7,5 | 2663 | 65,0 | 70,0 | |
9 | 7 | Grischuk Alexander | 2759 | 7,0 | 2682 | 66,5 | 72,0 | |
10 | 110 | Paravyan David | 2602 | 7,0 | 2675 | 60,0 | 64,5 | |
11 | 24 | Howell David W L | 2694 | 7,0 | 2657 | 60,0 | 65,0 | |
12 | 17 | Vidit Santosh Gujrathi | 2718 | 7,0 | 2644 | 60,0 | 65,0 | |
13 | 19 | Le Quang Liem | 2708 | 7,0 | 2631 | 58,5 | 63,0 | |
14 | 48 | Maghsoodloo Parham | 2664 | 6,5 | 2703 | 65,0 | 69,5 | |
15 | 83 | Abasov Nijat | 2632 | 6,5 | 2703 | 62,5 | 66,5 | |
16 | 53 | Kovalev Vladislav | 2661 | 6,5 | 2699 | 61,5 | 65,0 | |
17 | 47 | Fedoseev Vladimir | 2664 | 6,5 | 2691 | 63,5 | 67,0 | |
18 | 95 | Rakhmanov Aleksandr | 2621 | 6,5 | 2689 | 61,0 | 64,0 | |
19 | 44 | Kryvoruchko Yuriy | 2669 | 6,5 | 2680 | 61,0 | 65,0 | |
20 | 71 | Lupulescu Constantin | 2643 | 6,5 | 2676 | 57,5 | 60,0 |
Den Preis für die beste Dame im Turnier teilten sich Harika Dronavalli aus Indien und Dinara Saduakassova aus Kasachstan. Beide erzielten 5.5 Punkte. Saduakassova erhielt außerdem noch eine GM-Norm für ihre Leistung bei diesem Turnier.
Dinara Saduakassova besuchte die Live-Übertragung.
FIDE Chess.com Grand Swiss | Platzierung der Damen
Platz | Gesetzt | Land | Titel | Name | Elo | Punkte | TB1 | TB2 | TB3 |
83 | 122 | GM | Harika Dronavalli | 2495 | 5,5 | 2653 | 58,5 | 63,0 | |
85 | 127 | IM | Saduakassova Dinara | 2481 | 5,5 | 2650 | 55,5 | 60,0 | |
107 | 146 | IM | Munguntuul Batkhuyag | 2421 | 5,0 | 2637 | 55,5 | 59,0 | |
108 | 131 | GM | Lei Tingjie | 2469 | 5,0 | 2637 | 53,5 | 57,5 | |
116 | 126 | IM | Kashlinskaya Alina | 2481 | 5,0 | 2575 | 51,5 | 54,0 | |
126 | 149 | WGM | Soumya Swaminathan | 2365 | 4,5 | 2591 | 54,0 | 58,0 | |
127 | 128 | GM | Stefanova Antoaneta | 2479 | 4,5 | 2582 | 52,0 | 56,0 | |
132 | 144 | GM | Batsiashvili Nino | 2422 | 4,5 | 2515 | 42,0 | 44,5 | |
134 | 134 | GM | Cramling Pia | 2462 | 4,5 | 2497 | 45,5 | 48,0 | |
135 | 141 | GM | Ushenina Anna | 2431 | 4,0 | 2626 | 50,0 | 53,0 | |
138 | 138 | GM | Sebag Marie | 2445 | 4,0 | 2573 | 51,5 | 54,0 | |
140 | 147 | GM | Danielian Elina | 2385 | 4,0 | 2569 | 52,0 | 55,5 | |
143 | 142 | IM | Houska Jovanka | 2430 | 3,5 | 2581 | 50,0 | 52,5 | |
144 | 132 | IM | Atalik Ekaterina | 2464 | 3,5 | 2540 | 47,5 | 50,0 | |
145 | 140 | IM | Bulmaga Irina | 2442 | 3,5 | 2531 | 45,5 | 48,0 | |
146 | 145 | IM | Zatonskih Anna | 2422 | 3,0 | 2586 | 49,5 | 53,0 |
Hier findet Ihr alle Top-Partien der 11. Runde:













Weitere Artikel über das Turnier (alle auf Englisch):
- FIDE Chess.com Grand Swiss Starts Thursday
- FIDE Chess.com Isle Of Man: Round 1 Pairings
- FIDE Chess.com Grand Swiss: Najer Upsets Anand In Round 1
- FIDE Chess.com Grand Swiss: 5 Players Lead After Round 2
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- FIDE Chess.com Grand Swiss: 4 Players Lead; Carlsen Escapes
- FIDE Chess.com Grand Swiss: 7 Players Lead As Caruana Escapes
- Caruana, Wang Hao Lead FIDE Chess.com Grand Swiss At Half
- FIDE Chess.com Grand Swiss: Aronian Joins Caruana In Lead
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- FIDE Chess.com Grand Swiss: Caruana Sole Leader; Candidates' Spot Up For Grabs