Paul Morphy
Bio
Paul Morphy war der erste große amerikanische Schachspieler und wird von vielen als inoffizieller Weltmeister angesehen. Er wurde 1837 geboren und starb im Juli 1883. Seiner Karriere beendete er schon lange vor seinen Tod im Jahre 1860. In seiner kurzen Zeit in der Schachwelt hinterließ er aber einen bleibenden Eindruck und bis heute ist sein Name ein Synonym für schnelle Entwicklung und dominante Siege.
- Jugend
- Karriere
- Die Partie gegen Karl von Braunschweig und Graf Isoard
- Das Leben nach der Karriere
- Vermächtnis
Jugend
Paul Morphy wurde am 22. Juni 1837 in New Orleans, Louisiana, USA, geboren. Als Wunderkind lernte er Schach einfach durch Zuschauen.
Morphys erste Partie mit einem Meisterspieler war sogar seine einzige vor dem Erwachsenenalter. Sie fand 1850 gegen den Ungarn Johann Lowenthal, der 1850 New Orleans besuchte, statt. Morphy gewann mindestens zwei von drei Partien. (Für die dritte Partie geben verschiedene Quellen verschiedene Ergebnisse an.)
Karriere
Morphys erster großer Sieg gelang ihm 1857 beim American Chess Congress, einem Ko-Turnier für 16 Spieler. In den ersten 3 Runden gewann neun von zehn Partien und zog damit souverän ins Finale ein. Dort traf er auf den in Deutschland geborenen Louis Paulsen. Paulsen hatte auf dem Weg ins Finale ebenfalls keine einzige Partie verloren, aber Morphy war er nicht gewachsen. Obwohl Paulsen eine Partie gewinnen konnte, gewann Morphy das Duell überzeugend mit fünf Siegen, zwei Remis und einer Niederlage. Sein schönster Sieg gelang ihm in einem Vier-Springer-Spiel mit einem Damenopfer:
Morphy war damals erst 20 Jahre alt, wurde aber bereits als einer der weltbesten Spieler angesehen. Allerdings hatte gegen viele der besten europäischen Meister noch nicht gespielt, und so reiste er ein Jahr später, 1858, nach Europa. Dort spielte er mehrere Duelle. Das wichtigste davon war vielleicht das Duell über 11 Partien mit dem deutschen Star Adolf Anderssen, da sich hier die vielleicht stärksten Spieler dieser Zeit gegenüber saßen.
Morphy gewann sieben der elf Partien (bei 2 Remis und 2 Niederlagen). Anderssen, der durch die Unsterbliche Partie und die Immergrüne Partie eine Berühmtheit war, eröffnete mehrere Partien mit dem Zug 1.a3. Morphy verlor eine dieser Partie, war aber ansonsten so dominant, dass die Eröffnung so gut wie keine Rolle spielte. 3 der Partien gewann Morphy in 25 oder weniger Zügen. Eine davon war diese, in der Anderssen bereits nach dem 17. Zug aufgab.
Morphy war aber nicht nur für das Duell gegen Anderssen nach Europa gereist. Eigentlich wollte er auch gegen den englischen Meister Howard Staunton, dem Erfinder des modernen Schachfigurendesigns, spielen. Der Reporter Charles de Maurian von einer Zeitung aus Morphys Heimatstadt New Orleans schrieb nach Morphys Tod im Jahr 1884, dass Staunton dem Duell zuerst zugestimmt hatte, es dann aber verschob und es schließlich ganz absagte".
Was auch immer die Gründe dafür waren - und Stauntons Gesundheit war möglicherweise eher ein Problem als irgendeine Widerspenstigkeit -, das Duell fand nie statt. Staunton hatte aber seinen Höhepunkt als Spieler längst überschritten und hätte wahrscheinlich gegen Morphy genauso wenig Chancen gehabt, wie jeder andere Spieler dieser Zeit. Trotzdem ist es immer noch ein Verlust für die Schachgeschichte, dass dieses Duell nie stattgefunden hat.
Während seiner Zeit in Europa spielte Morphy aber auch gegen die Meister Henry Bird, Lowenthal, Daniel Harrwitz und Augustus Mongredien. Keiner dieser Gegner hatte jedoch die Qualität von Anderssen und Morphy gewann auch etwa zwei Drittel seiner ungefähr 50 ernsthaften Partien gegen diese Gegner. Der ein oder andere Spieler konnte Morphy zwar ein- oder zweimal schlagen, aber Morphys fortgeschrittenem Spiel war auf lange Sicht niemand gewachsen.
Die Partie gegen Karl von Braunschweig und Graf Isoard
Oft zeigte Morphy seine Brillanz gegen schwächere Spieler. Man könnte auch sagen gegen Amateure, dabei war Morphy selbst auch zeitlebens ein Amateur, denn zu dieser Zeit gab es nur ganz wenige Spieler, die vom Schach leben konnten.
Trotz all der Partien, die Morphy gegen Spitzenspieler bestritt, ist keine Partie von ihm berühmter als das gegen zwei kontinentaleuropäische Aristokraten während einer Opernaufführung des Barbiers von Sevilla in Paris im Jahr 1858. Viele Spieler träumen ihr ganzes Leben von so einer Partie, aber Morphy ist es ohne großen Aufwand gelungen. Gerüchten zufolge wollte er nur die Oper genießen und suchte daher den schnellsten Weg zum Sieg. Das bedeutete, er hat wie gewohnt seine Figuren schnell entwickelt, eine Figur geopfert, eine Qualität geopfert, seine Dame geopfert und seine Gegner im 17. Zug Matt gesetzt. Die Partie seht Ihr am Ende dieser Biografie in der Rubrik "Beste Partie".
Das Leben nach der Karriere
Morphys Schachkarriere dauerte, wenn man sie anhand von Partien gegen Gegner auf Meisterebene definiert, weniger als zwei Jahre. Sie begann mit seinem Sieg beim amerikanischen Schachkongress im Oktober 1857 und endete mit seiner Rückkehr aus Europa im Mai 1859. Was war geschehen?
Im Wesentlichen hat er sich gelangweilt. Er sagte sogar, er würde nur noch mit Schwarz spielen und seinen Gegnern den f-Bauern und einen Zug vorgeben, damit sie eine Chance haben würden. Da dies niemand akzeptierten wollte, beschloss Morphy, sich auf seine Karriere als Rechtsanwalt zu konzentrieren. Kurz darauf brach aber der Amerikanische Bürgerkrieg aus und da Morphy aus Louisiana stammt, war er auf der falschen Seite der Geschichte. Es gibt allerdings keine eindeutigen Aufzeichnungen darüber, was Morphy in dieser Zeit gemacht hat.
Ob es am Krieg lag, oder dass seine potenziellen Klienten mit ihm nur über Schach sprechen wollten, oder seine schwache Persönlichkeit (oder vielleicht eine Kombination aus allen drei Gründen). Seiner Karriere als Anwalt war kein Erfolg beschieden und er begann ein Leben im Müßiggang zu führen. Am 10. Juli 1884 ist Morphy im Alter von nur 47 Jahren verstorben.
Vermächtnis
Richard Reti schreibt in seinem Buch von 1929, "Modern Ideas in Chess" (moderne Ideen im Schach), dass Morphy "ein wunderbares Talent für Kombinationen hatte" und erklärte ihn zum "ersten Positionsspieler der Geschichte". Reti schrieb, dass Morphy zu der Erkenntnis gelangt war, dass Entwicklung in offenen Stellungen von größter Bedeutung ist. Diese Aussage ist bis heute anerkannt.
Bobby Fischer sagte 1964, dass Morphy “vielleicht der präziseste Spieler aller Zeiten war” und dass er selbst in ausweglose erscheinenden Stellungen noch Gewinnchancen entdecken konnte. Morphys Zeitgenossen Anderssen und Lowenthal trafen fast genau dieselben Aussagen.
Morphy war zweifellos der beste Spieler der späten 1850er Jahre und kann deshalb durchaus als inoffizieller Weltmeister angesehen werden. Sein revolutionäres Verständnis offener Stellungen veränderte das Schach zum Besseren. So sehr wir möchten, dass Morphy länger Schach gespielt hat, so bemerkenswert ist es, dass er in so kurzer Zeit so viel erreicht hat.