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Isle of Man: Ein deutsches Duo besteht gegen Caruana und Anand

Isle of Man: Ein deutsches Duo besteht gegen Caruana und Anand

MikeKlein
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Dank zweier deutscher IMs in den zwanzigern sind nur noch 2 der Top 5 beim 2017 Chess.com Isle of Man International Turnier ohne Verlustpunkt. Sowohl GM Fabiano Caruana als auch GM Viswanathan Anand konnten gegen die deutschen Nachwuchshoffnungen nicht gewinnen und der Amerikaner musste sogar richtig um das Remis kämpfen.

Weltmeister GM Magnus Carlsen musste ebenfalls um seinen Sieg kämpfen. GM Hikaru Nakamura spielte wie so oft ein Doppel-Fianchetto System, aber erlangte erst im Endspiel einen Vorteil, den er dann auch verwertete. Die beiden sind jetzt von allen Spielern mit 2 Punkten diejenigen, mit der höchsten ELO.

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Der ehemalige U.S Junior Champion GM Eugene Perelshteyn hatte keine Angst vor Komplikationen, wurde aber von GM Magnus Carlsen überspielt. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Anand's Remis resultierte aus einer sehr statischen Partie. Am Ende forcierte er sogar das Remis, aber eigentlich war in der ganzen Partie nicht viel los. Keiner der Spieler unternahm den Versuch, aus seiner Bauernmehrheit Profit zu schlagen. Anand sagte nach der Partie zu IM Jonas Lampert, dass er kein großer Fan der Bauernstruktur war, die er auf dem Königsflügel hatte, denn es sei einfach schwierig, die Bauern zu mobilisieren.

IM Jonas Lampert aus Hamburg ist 20 Jahre als und plant momentan keine Schachkarriere. Wenn er als Amateur aber auf dem gleichen Level wie eine lebende Schachlegende spielt, sollte er diese Entscheidung vielleicht noch einmal überdenken.


Lamperts Landsmann IM Nikolas Lubbe ist sieben Jahre älter, aber hat nur einen ELO Punkt mehr. Nikolas wird bald als Anwalt arbeiten und heute verhörte er Caruana 44 Züge lang.

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Auch GM Fabiano Caruana's Trainer spielte heute gegen einen deutschen. GM Rustam Kasimdzhanov konnte aber gegen Evgeny Degtiarev gewinnen und hat jetzt 2 Punkte auf seinem Konto. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Lubbe sagte nach der Partie zu Chess.com, dass er sich gegen einen weniger starken Spieler in dieser Stellung nicht mit einen Remis zufrieden gegeben hätte. Wie so viele vor ihm gab er sich also gegen einen viel stärkeren Spieler mit einem guten Resultat zufrieden, anstatt zu versuchen, die Partie seines Lebens zu spielen und dabei eventuell auch eine verschmerzbare Niederlage zu erleiden.

Obwohl Lubbe schon einige Jahre älter als Lampert ist, war er nach der Partie um einiges mehr überdreht. Beide diskutierten mit ihren Gegnern ihre Partien, aber nur Lubbe fragte nach einem Selfie. Und dann hatte er noch eine kleine Bitte:.

"Oh, und Fabiano, brauchst Du dein Partieformular? Ich habe einen Freund, der es nur zu gerne hätte." Caruana antwortet, dass er sein Partieformular behalten möchte aber er könnte ihm ja irgendetwas anderes unterschreiben. Auf sein eigenes Partieformular angesprochen, antwortete Lubbe, dass er dies wahrscheinlich auch hergeben müsste.

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IM Nikolas Lubbe (links) war GM Fabiano Caruana heute ebenbürtig, aber er bleibt trotzdem ein Fan des Amerikaners. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Wenn die Favoriten an Brett 2 und 3 alle Hände voll zu tun hatten, stellt sich natürlich die Frage nach Brett 1. Wie Caruana und Anand hatte Carlsen ebenfalls Schwarz, ging aber schon in der Eröffnung in einen Angriffsmodus über. Er wählte eine seiner selten genutzten Waffen: Die Moderne Eröffnung mit ...a6!

Die sogenannte "Tiger Variante" spielt der Weltmeister nur selten. Das letzte Mal 2016 in den Partien gegen GM Wei Yi und GM Dragon Solak und er gewann damit beide Partien. In der PRO Chess League spielte Carlsen ab und zu eine gebräuchlichere Variante der Modernen Eröffnung, aber heute zeigte er seine Krallen.

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Hatte das T-Shirt dieses Teilnehmers Carlsen zur Tiger Variante in der Modernen Eröffnung inspiriert? | Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Wer wäre jetzt besser geeignet um diese Partie zu analysieren, als der Mann, der schon ein Buch über diese Eröffnung geschrieben hat? Unser Gast GM Tiger Hillarp Persson ist ein großer Fan von Carlsen und läßt uns an der Partie teilhaben.

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GM Tiger Hillarp Persson war glücklich, als er erfuhr, dass "Team Carlsen" seinen Analysen zustimmte. Das Bauernopfer auf e6 zu erlauben ist der Grund, warum man diese Eröffnung spielt!

Analyse von GM Tiger Hillarp Persson

Noch eine Kleinigkeit zu dieser Partie: Anand und Svidler hatten bis zum 12. Zug 1998 die selbe Stellung auf dem Brett, aber Anand entschied sich dann für 12.Ld2 anstatt von 12.a4. Anand konnte sich an diese Partie noch gut erinnern, aber er wusste nicht, dass dies seine erste Partie gegen Svidler überhaupt war! Die erste von über 3 Dutzend Partie zwischen den beiden war also ziemlich Eindrucksvoll.

Das so viele 2700 Großmeister Punkte liegen liesen stellt sich die Frage, wer überhaupt mit Carlsen Schritt halten konnte. Die Antwort ist: Nur ein kleines Quartett: Nakamura, GM Michael Adams, GM Pavel Eljanov und GM Francisco Vallejo.

Wie sein Rivale Carlsen in der ersten Runde, musste auch Nakamura jetzt gegen einen Isländer antreten. Allerdings war Nakamuras Gegner ein Großmeister.

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Normalerweise spielt GM Hikaru Nakamura mit einem gefallenen Bauern, aber hier dreht er einen Springer, der sich einige Züge vorher in sein Territorium verirrt hatte, zwischen seinen Fingern. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Der Amerikaner wurde das Opfer einer schönen Abwicklung von GM Helgi Olaffson, die seine Gewinnchancen fast begraben hätte. Aber gerade als sich das Brett leerte zerstörte Nakamura die Beschaulichkeit und brachte seinen Springer auf d5, von wo aus dieser das komplette Brett beherrschte und die Partie dank zahlreicher Gabeln schnell beendete.

In der zwischenzeit setzte Adams den Vergleich "Alt gegen Jung" bei diesem Turnier fort. Während GM Maxim Rodshtein in der ersten Runde seinem 41 Jahre älteren Gegner nicht besiegen konnte, und GM Richard Rapport gegen den 44 Jahre älteren GM Jan Timman ebenfalls nur ein Remis erreichte, konnte Adams sein 33 jähriges Erfahrungsplus gegen IM R. Praggnanandhaa ausnutzen. Der große Unterschied? Im Gegensatz zu den anderen Favoriten nahm er das Remisgebot seines Gegners nicht an.

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IM R. Praggnanandhaa spielte zwar aggressiv, rannte aber gegen eine Mauer. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Adams vermutete zurecht, dass die normalerweise reduzierten Gewinnchancen bei ungleichfarbigen Läufern durch die verbundenen Freibauern doch erheblich erhöht werden würden.

Eljanov setzt seine "Mission Titelverteidigung" unterdessen in aller Ruhe fort. Seine Partie war der von Carlsen ziemlich ähnlich, bis auf eine Ausnahme: Während der Weltmeister einmal die Stellung Tf8, Kg8 und Th8 hatte (das Schach960 Training für die Chess.com Speed Chess Championship scheint sich also auszuzahlen), zwang Eljanov seinen Gegner in die selbe Stellung, nur auf der anderen Seite des Bretts: Tf1, Kg1 und Th1.

Anders als in Carlsens Partie haben hier aber die weißen Figuren kaum Luft zum atmen, und Eljanov hat jede Menge Spaß. Weiß war dem Tod der 1000 Messer hilflos ausgeliefert, und schließlich stoch das Messer in Form des c-Bauern zu.

Die faszinierendst Partie des Tages spielte wohl GM Nils Grandelius, der gegen IM Anna Zatonskih's gleich 2 Figuren opferte, um auf ihrem Königsflügel einzudringen. Nach der Partie erklärte er, dass die meisten Großmeister 14.Dc2 anstatt 14.Lc2 spielen würden, aber der dachte "Warum nicht mal die Dame vor den Läufer stellen?" Die Antwort 14...h6 entpuppte sich als Verlustzug, aber es hat den Anschein, als ob dieser Angriff abzuwehren gewesen wäre.

Als er diese Stellung zu Hause analysiert hatte, bemerkte er, dass er Computer den Zug 14...h6 regelrecht verabscheute. Er musste nur herausfinden warum, was nicht besonders viel Zeit in Anspruch nahm:

Die Diskussion um die Auslosung der ersten Runde war mit dem gestrigen Tag natürlich noch nicht beendet. Da die zweite Runde mit den normalen Schweizer System Paarungen gespielt wurde, gab es keine großen ELO unterschiede. Um die erste große Sensation zu entdecken musste man schon bis zum Brett 40 wandern (IM Harsha Bharathakoti bezwang dort GM Varuzhan Akobian).

Eine weitere kleine Sensation erzielte dann noch unsere WFM Alina Zahn, die gegen den um über 300 ELO Punkte besseren Isländer Dagur Ragnarsson ein Remis erzielte.

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Alina Zahn zog Dagur Ragnarsson die Zähne.

Und schließlich gewann GM Hou Yifan noch ihre Partie gegen die deutsche IM Elisabeth Paehtz, und das fast unmögliche wurde wahr. Die Auslosung der dritten Runde ergab die Partie Hou Yifan -- IM Nino Batsiashvili, und das obwohl nur 2 andere Damen noch 1.5 Punkte hatten. Somit wurde Hou in den letzten 13 Partien bei Open Turnieren 10 mal gegen eine andere Dame gelost. 

Ihr ganz persönlicher "Murmeltier Tag" geht also weiter, nur statt "Ned" bekommt sie "Nino".

Die vollständige Auslosung der dritten Runde findet ihr hier. Carlsen muss sich erneut mit einem Amerikaner herumschlagen. Diesesmal ist es GM Jeffrey Xiong. An Brett 2 spielt GM Alexei Shirov gegen Nakamura.

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Das Chess.com Isle of Man International ist ein 9 Runden Elite Turnier. Es beginnt am 23. September und dauert bis zum 1. Oktober. Die Bedenkzeit beträgt 100 Minuten für die ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie zuzüglich 30 Sekunden pro Zug. Das Preisgeld beträgt £133,000 wobei £50,000 an den Sieger gehen. Alle Partien der ersten 8 Runden beginnen um 14.30 Uhr, nur die letzte Runde startet bereits um 13.00 Uhr. Das Turnier wird täglich und kostenlos, mit Kommentaren von GM Simon Williams und WIM Fiona Steil-Antoni live auf Chess.com/TV übertragen.


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FM Mike Klein

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Mike Klein began playing chess at the age of four in Charlotte, NC. In 1986, he lost to Josh Waitzkin at the National Championship featured in the movie "Searching for Bobby Fischer." A year later, Mike became the youngest member of the very first All-America Chess Team, and was on the team a total of eight times. In 1988, he won the K-3 National Championship, and eventually became North Carolina's youngest-ever master. In 1996, he won clear first for under-2250 players in the top section of the World Open. Mike has taught chess full-time for a dozen years in New York City and Charlotte, with his students and teams winning many national championships. He now works at Chess.com as a Senior Journalist and at ChessKid.com as the Chief Chess Officer. In 2012, 2015, and 2018, he was awarded Chess Journalist of the Year by the Chess Journalists of America. He has also previously won other awards from the CJA such as Best Tournament Report, and also several writing awards for mainstream newspapers. His chess writing and personal travels have now brought him to more than 85 countries.

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