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Ray Robson gewinnt das Prager Schachfestival - Vincent Keymer wird Siebter
Ray Robson. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Ray Robson gewinnt das Prager Schachfestival - Vincent Keymer wird Siebter

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Großmeister Ray Robson hat das Prague Chess Festival gewonnen. Nach 9 Runden lag er punktgleich mit Bogan-Daniel Deac in Führung, aber im Blitz-Entscheid gewann der Amerikaner die erste Partie mit Schwarz und remisierte die zweite Partie in einer Gewinnstellung mit Weiß.

Durch einen Sieg in der letzten Runde sicherte sich die polnische Nummer 3, Mateusz Bartel, den Sieg im Challenger-Turnier vor Alexander Motylev, der die letzte Runde ebenfalls gewonnen hatte. Damit hat sich Bartel auch für das Masters-Turnier im nächsten Jahr qualifiziert.

Das ganze Turnier:
Hier findet ihr alles, was während des Turniers passiert ist. Partien, Ergebnisse, Tabellen und mehr.


Masters 

Vincent Keymer, der sich durch seinen Sieg beim Challenger-Turnier im letzten Jahr für das Masters qualifiziert hatte, konnte gleich seine Auftaktpartie gegen den bestbewerteten Spieler Wang Hao gewinnen. Leider sollte dies aber sein letzter Sieg in diesem Turnier bleiben und in Runde sieben verlor er gegen den späteren Turniersieger Robson.

Ray Robson gewann in der dritten Runde gegen Boris Gelfand seine erste Partie und zog dadurch mit Keymer gleich.

In der vierten Runde ging es dann richtig zur Sache, denn Deac übernahm durch seinen Sieg über Robson die Tabellenführung. In der berüchtigten Berliner Verteidigung, die für ihre hohe Remisquote bekannt ist, machte Schwarz kurz nach der Eröffnungsphase zuerst eine Ungenauigkeit und dann einen klaren Fehler. Das führte dann überraschend schnell zu einer völlig verlorenen Stellung und rumänische Großmeister ließ den Gewinn sehr einfach aussehen.

In der achten Runde gewann Deac gegen Nguyen Thai Dai Van seine zweite Partie in diesem Turnier. Da er dazu noch sieben Remis verbuchen konnte und ungeschlagen blieb, schloss er das Turnier auf dem geteilten ersten Platz ab.

Nach der Niederlage gegen Deac schlug Robson mit einem Sieg über Wang (der mit 2 Siegen, 3 Niederlagen und 4 Remis abschließen würde) zurück. Darauf folgt ein Remis und dann in der siebten Runde der schon vorhin erwähnte Sieg gegen Keymer. Am Ende reichten zwei weitere Remis für den geteilten ersten Platz.

Robsons Sieg in der fünften Runde kam seltsamerweise aus der gleichen Eröffnungsvariante wie sein Sieg in der dritten Partie Runde gegen Gelfand zustande. Wang wich erst im 11. Zug mit 11...Sf6 von dieser Partie ab und endete mit einem Minusbauern, hatte aber Chancen aufgrund der ungleichfarbigen Läufer gewisse Chancen. Der chinesische Großmeister entschied sich für einen kreativen Gegenangriff, der jedoch nicht ganz aufging. Robson fand die richtige Verteidigung, indem er seinem Gegner erlaubte, einen Bauern in eine Dame umzuwandeln und danach einfach zwei Mehrbauern auf dem Brett hatte.

Pentala Harikrishna, der als Titelverteidiger nach Prag gereist war, schloss das Turnier mit 5 Punkten ab und verpasste das Playoff um den ersten Platz damit nur um einen halben Punkt. Es schien, als hätte er in der achten Runde gegen Wang eine Chance auf einen Sieg gehabt aber in der letzten Runde gegen Haik Martirosyan hatte er nie echte Chancen, seinen knappen Rückstand auf die beiden Führenden zu verkürzen.

Blitz-Playoff

Damit musste die Entscheidung um den Turniersieg zwischen Robson und Deac fallen. Die Regeln sahen zwei Blitzpartien mit einer Bedenkzeit von 5+3 und anschließend, falls nötig, ein Armageddon mit 5 gegen 4 Minuten vor.

Die erste Partie begann mit einer Berliner Verteidigung und sie wurde überraschend aufregend. Nachdem Weiß seine Angriffschancen überschätzt hatte, brach sein Zentrum zusammen und er verlor entscheidendes Material.

Er schaffte es aber die Stellung am Leben zu halten und nach einer langen Phase des Manövrierens unterlief Schwarz in Zeitnot ebenfalls ein Fehler und die Stellung war wieder ausgeglichen.

Die unten aufgeführten Lösungen waren mit wenig Zeit unmöglich zu finden, aber dennoch gelang es Robson, die Partie mit einem brillanten Turmopfer zu gewinnen:

In der zweiten Partie benötigte Robson nur noch ein Remis und das erzielte er souverän. In einer Gewinnstellung bot er Deac ein Remis an und der Rumäne gratulierte dem neuen Champion.

Alle Partien vom Master-Turnier

Abschlusstabelle - Masters

Challengers

Insgesamt erzielte Bartel im Turnier vier Siege und fünf Remis. Die wichtigste Runde des Turniers war definitiv die letzte, da mehrere Spieler ihr Bestes gaben, um den Sieg zu erringen und es endete nur eine Partie Remis.

In der letzten Runde gegen Paulius Pultinevicius entschied sich Bartel für eine verrückte Variante des Angenommenen Damengambits, die in letzter Zeit ziemlich aktuell wurde und die Levon Aronian schon mit beiden Farben gespielt hatte.

Es entwickelte sich ein brutaler Schlagabtausch und im 34. Zug lehnte Weiß eine dreifache Stellungswiederholung ab. In einer chaotischen Stellung, in der beide Könige schwach waren, entschied der weit vorgerückte schwarze Freibauer auf der d-Linie dann die Partie und Bartel hatte das Turnier gewonnen.

Obwohl er mit 4/9 in der unteren Hälfte der Anzeigetafel landete, verdient Jergus Pechac eine lobende Erwähnung. Seine Partien wurden aufgrund der skurrilen Eröffnungen (eines von vielen möglichen Adjektiven) in vielen sozialen Medien veröffentlicht und geteilt. Einige seiner Eröffnungszüge wirkten wie Maus-Slips, aber dies waren Partien an echten Brettern mit einer klassischen Bedenkzeit gegen starke Großmeistergegner.

Dies war seine Eröffnung in der ersten Runde und die Partie endete Remis:

In der siebten Runde eröffnete er gegen Benjamin Gledura, der eine Elo von etwa 2650 hat, mit 1.h4 und spielte ebenfalls Remis. Und in der achten Runde erregte die Aufmerksamkeit von Ian Nepomniachtchi. Etwas, das Ihr bedenken solltet, bevor Ihr Euch den nächsten Chessable-Eröffnungskurs kauft.

Alle Partien vom Challenger-Turnier

Abschlusstabelle - Challengers


Das Prager Schachfestival 2023 fand vom 20. bis 30. Juni 2023 statt. Das Format war ein Rundenturnier für 10 Spieler. Die Bedenkzeit betrug 90 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie, plus einem Inkrement von 30 Sekunden pro Zug.

AnthonyLevin
NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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