Die besten Schachspieler:innen der Welt

Johannes Zukertort

Johannes Zukertort
Vollständiger Name
Johannes Zukertort
Gelebt von
Sep 7, 1842 - Jun 20, 1888 (Alter 45)‎
Geburtsort
Lublin, Russisches Kaiserreich (heute: Polen)
Föderation
Vereinigtes Königreich

Bio

Johannes Zukertort war ein deutsch-polnischer Schachmeister. In den 1870er und 1880er Jahren konnte er mehrere Duelle gegen starke Spieler gewinnen und galt daher als einer der besten Spieler der Welt. Zukertorts größte Leistung war der Gewinn des historischen Londoner Turniers von 1883 vor den weltbesten Spielern, darunter Wilhelm Steinitz. Nach dem Gewinn dieses Turniers wurde Zukertort von vielen als der stärkste Spieler der Welt angesehen.


Stil

Zukertorts Stil war für die 1860er bis 1880er Jahre typisch: aggressiv und taktisch. Ähnlich wie Paul Morphy hatte Zukertort ein großes Geschick in komplizierten Angriffen und schrillen Opfern. Es war bekannt, dass Zukertort Eröffnungen spielte, die zu seiner Zeit nicht populär waren (z. B. 1.c4 und 1.Sf3) und auch häufiger als die meisten seiner Zeitgenossen, die alle offene Stellungen bevorzugten, halbgeschlossene Stellungen spielte. In dieser wunderschönen Angriffspartie von Zukertort opfert er sehr schnell seine Dame und einen Turm, um den schwarzen König auf e5 Schachmatt zu setzen!

Die Anfänge seiner Karriere

Zukertort lernte Schach erst im relativ späten Alter von 19 Jahren und hatte keinen sofortigen Erfolg. Der Erfolg stellte sich erst ein, nachdem er sich mit Adolf Anderssen, einem der besten Spieler dieser Zeit, angefreundet hatte. Zukertort trainierte einige Jahre mit Anderssen und verbesserte sich in dieser Zeit stark. 1866 schaffte er es dann sogar, seinen Trainer Anderssen in einem Match zu besiegen. In der folgenden Partie aus dieser Zeit opfert Zukertort zuerst einen Springer und dann seine Dame, um Anderssen in nur 12 Zügen Matt zu setzen! Wann habt Ihr das letzte Mal gesehen, dass ein Weltklassespieler in 12 Zügen Schachmatt gesetzt wurde?

1868 gewann Anderssen den Rückkampf und bereitete damit die Bühne für das dritte und letzte Duell. Das wurde 1871 ausgetragen und Zukertort besiegte Anderssen überzeugend mit 5:2. Durch diesen Sieg galt Zukertort als Weltklassespieler und ihm standen viele Türen offen. 1872 spielte Zukertort dann erstmals ein Match gegen Wilhelm Steinitz.

Zukertort in the 1870s
Zukertort in den 1870er Jahren. Foto: Wikimedia

Weltklasse-Spieler

Zu diesem Zeitpunkt galt Steinitz als der stärkste Spieler der Welt. Er war im Matchplay noch ungeschlagen und besiegte auch Zukertort mit 9:3.. Zukertort zeigte sich von der Niederlage gegen Steinitz aber unbeeindruckt und belegte 1872 beim Londoner Turnier den dritten Platz. In der folgenden Partie aus dem Jahr 1872 gab Zukertort Graf de Kostaki Epoureano einen Springer vor. Obwohl der die Partie also mit nur einem Springer begann, hinderte das Zukertort nicht, einen furiosen Angriff mit vielen Opfern zu starten!

Ende der 1870er Jahre setzte Zukerort seine Erfolgsserie bei Turnieren fort. 1877 wurde er Zweiter in Leipzig und gewann das Kölner Turnier. 1878 belegte er gemeinsam mit dem polnischen Weltklasse-Spieler Szymon Winawer den ersten Platz beim Pariser Turnier. 1881 belegte er den zweiten Platz in Berlin und besiegte den englischen Meister und Weltklassespieler Joseph Blackburne in einem Match mit 8,5 : 4,5.

1883 konnte Zukertort mit dem Gewinn des Londoner Turniers den größten Erfolg seiner Karriere feiern. Er begann mit einer erstaunlichen Punktzahl von 22/23 und hatte damit das Turnier drei Runden vor Schluss bereits gewonnen. Im Teilnehmerfeld waren Weltklasse-Spieler wie Steinitz, Blackburne, Mikhail Chigorin, Winawer, Henry Bird and weitere. In der folgenden Partie, die aus diesem Turnier stammt, startete er gegen Chigorin einen furiosen Angriff und trieb den König seines Gegners von g1 bis nach c4!

Der Kampf um die Weltmeisterschaft

Nach Zukertorts Sieg beim Londoner Turnier 1883 war der Schachwelt klar, dass er und Steinitz die beiden stärksten Spieler der Welt waren. Nach einigen Jahren der Verhandlungen einigten sich Steinitz und Zukertort auf ein historisches Duell: Die erste offizielle Weltmeisterschaft. Das Match würde in New York, St. Louis und New Orleans stattfinden. Der erste Spieler, der 10 Partien gewinnt, ist Weltmeister.

Zukertort vs Steinitz 1886
Zukertort (links) gegen Steinitz 1886. Foto: Wikimedia.

Zukertort begann das Match mit einem Knall und gewann in New York vier der ersten fünf Partien. Heutzutage würde ein 4:1-Vorsprung in einem Duell als Entscheidung angesehen werden, aber bei der ersten offiziellen Weltmeisterschaft war das noch nicht der Fall! Nach Die nächsten vier Partien wurden in St. Louis ausgetragen. Steinitz konnte 3 dieser 4 Partien gewinnen und den Spielstand auf 4:4 ausgleichen. Für die letzten elf Partien zogen die Spieler weiter nach New Orleans, aber jetzt war das Momentum auf Steinitz Seite. Zukertort verlor sechs der letzten elf Partien und damit auch das Match mit 12,5 : 7,5.

Hier ist die zweite Partie der ersten offiziellen Weltmeisterschaft, bei der Zukertort seine taktischen Fähigkeiten unter Beweis stellt. Zukertort beginnt mit einem Königsangriff und schafft dann einen Freibauern auf der d-Linie. Steinitz war nicht in der Lage, alle Drohungen zu parieren und musste sich am Ende geschlagen geben.

Vermächtnis

Nach der Weltmeisterschaft von 1886 spielte Zukertort weiterhin bei Turnieren, aber sein Spiel begann sich gleichermaßen mit seinem Gesundheitszustand zu verschlechtern. Am 20. Juni 1888 ist er im Alter von nur 45 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Zukertort hat sich als Teilnehmer der ersten offiziellen Weltmeisterschaft seinen Platz in allen Geschichtsbüchern gesichert, aber er ist auch für seine brillanten Kombinationen und fantastischen Angriffsfähigkeiten in Erinnerung geblieben. Alleine die Opfer, die in den hier gezeigten Partien zu sehen sind, sind bemerkenswert und lehrreich.

Zukertorts Partien werden bis heute in Büchern, Videos und Artikeln behandelt. Trotz seiner Tatsache, dass er vor über 130 Jahren verstorben ist, wird er von fanatischen Taktikern weiterhin als Kultfigur verehrt. Als Mitglied einer sehr kleinen Gruppe von Weltklassespielern, die um die Weltmeisterschaft gespielt haben, ist er zur Schachlegende geworden.

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