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Der Fluch des Nakamura

Der Fluch des Nakamura

Gserper
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Dass ich Hikaru Nakamura in meinen Artikeln oft erwähne, ist kein großes Geheimnis.

Der Grund dafür ist aber nicht nur, dass ich einer der zahllosen Fans des Großmeisters mit dem ganz eigenen und unterhaltsamen Stil bin, sondern dass ich die Entwicklung von Hakamura von einem kleinen, talentierten Kind zu einem Super-Großmeister mit meinen eigenen Augen miterlebt habe und wir sogar in der U.S. Chess League in derselben Mannschaft gespielt haben.

So könnt ihr Euch sicher vorstellen, wie schmerzhaft es für mich war, Nakamura's Ausscheiden beim Weltcup 2017 mit ansehen zu müssen.

Hier ist die Partie, die Hikarus Ausscheiden besiegelte.

Diese Partie hat mich gleich aus mehreren Gründen überrascht. Erstens, weil Schwarz nach 8.Sxf7 eine sehr unangenehme Stellung erhielt und ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass Nakamura das in seiner Vorbereitung nicht gesehen hatte, besonders, da doch sein Sekundant, Kris Littlejohn, die Schachcomputer Tag und Nacht am Laufen hat. Was das etwa eine Computerpanne?

Und selbst wenn wir uns das Unmögliche Vorstellen, nämlich dass Nakamura schon im siebten Zug aus der Theorie war, kann ich kaum glauben, dass er den Zug 8.Sxf7 nicht am Brett gesehen hat, da er doch in ähnlichen Stellungen in Standardzug ist, der schon hunderte Male gespielt wurde.

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Foto: Chess.com/Maria Emelianova.

Eine der bekanntesten Partien ist diese:

Tal schrieb über diese Partie:

Meiner Meinung nach muss man über so ein Opfer nicht groß nachdenken. Ein flüchtiger Blick auf die daraus resultierende Stellung genügt, um festzustellen, dass man genügend Kompensation für das Opfer hat. Und über welches Opfer sprechen wir hier schon? Schwarz bekommt zwei Leichtfiguren für einen Turm und einen Bauern. Laut meiner Datenbank ist das eh nur ein halber Bauer.

In der Partie Fedoseev-Nakamura bekam Weiß sogar einen Turm und zwei Bauern für seine beiden Leichtfiguren. Laut Tal hat Weiß also einen starken Zentrumsbauern, die Initative gegen einen verwundbaren König und einen Materialgewinn!

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Nakamura die gerade gezeigte Partie von Tal noch nie gesehen hat (und keine der hunderten Partie mit ähnlichen Opfern), dann kannte er doch zumindest eine Partie, in der 2 Leichtfiguren, einem Turm und 2 Mehrbauern nicht gewachsen waren. 

Hier ist die Partie, die GM Nakamuras Ausscheiden beim Weltcup 2017 besiegelte:

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Und auch diese Partie hatte einen berühmten Vorgänger:

Es ist jetzt aber nicht so, dass ein Turm mit 2 Mehrbauern grundsätzlich 2 Leichtfiguren überlegen ist. Es kommt immer auf die Stellung an. Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf diese Partie:

Obwohl ich denke, dass Anand etwas verfrüht aufgab, ist seine Stellung doch wirklich schlecht. Die schwarzen Türme haben überhaupt keine Felder und Weiß kontrolliert alle Schlüsselfelder. Schwarz hat zwar eine kleines materielles Übergewicht, aber die hervorragenden weißen Figuren sind viel mehr Wert, als der "halbe Bauer".

In beiden Partien von Nakamura hatte aber Weiß nicht nur Material gewonnen, sondern auch die Initiative. Das Ergebnis kennen wir...

Hier sind zwei weitere klassische Partien, die das Konzept veranschaulichen:

Wenn Nakamura also seinen dritten Weltcup spielt, kann er ruhig im zweiten Zug Dh5 spielen oder zwischen den Runden mit Aktien handeln, aber um Gottes Willen: "Hikaru! Tausche nie mehr einen Turm und zwei Bauern gegen 2 Leichtfiguren!"

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