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Carlsen führt die Chessbrahs zum Sieg und die Indian Yogis dominieren die Brazil Capybaras

Carlsen führt die Chessbrahs zum Sieg und die Indian Yogis dominieren die Brazil Capybaras

JackRodgers
| 3 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Die Pro Chess League 2023 begann am Dienstag mit zwei hochkarätigen Matchups, die mit einem überzeugenden Sieg der Indian Yogis und einem knappen Sieg für die von Magnus Carlsen angeführten Canada Chessbrahs endeten.

Bei den Yogis stachen zwei Spieler ganz besonders heraus. Aravindh Chithambaram gewann all seine drei Partien gegen die Brasilianer und die Schwester von Praggnanandhaa R, Vaishali Rameshbabu, erreichte gegen ihre drei Gegner, die ein durchschnittliches Rating von über 2600 hatten, beeindruckende 50%.

Die Chessbrahs lebten hingegen hauptsächlich von Magnus Carlsen, der all seine 4 Partien gewinnen konnte.

Die Pro Chess League wird heute, am Mittwoch, dem 15. Februar, um 16.30 Uhr mit den Duellen Levitov Chess Wizards gegen Garden State Passers und Spanish Maniac Shrimps gegen Norway Gnomes fortgesetzt.

So könnt Ihr zusehen
Wir übertragen die Pro Chess League 2023 mit Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien des Turniers findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Hier könnt Ihr Euch die Übertragung vom Dienstag nochmal ansehen:


Indian Yogis 8.5 - 3.5 Brazil Capybaras

Ein Merkmal, das die Pro Chess League zu einem der unterhaltsamsten Ereignisse im Schachkalender macht, ist die einzigartige Rotation der vier Bretter, denn die Partien beginnen mit den relativ einseitigen Duellen Brett 1 gegen Brett 4 und erst in der letzten Runde treten die Top-Spieler einer jeden Mannschaft direkt gegeneinander an.

Die Yogis demonstrierten ihre Stärke aber gleich in der ersten Runde und gewannen diese mit 3,5-0,5. Die größte Überraschung des Tages war zweifellos Vaishali, die bei den Yogis an Brett 4 aufgestellt war und gleich einmal das Brett 1 der Brasilianer, den Großmeister Luis Paulo Supi, besiegte.

Das Brett 1 der Inder, Vidit Gujarathi, machte hingegen mit dem Brett 4 der Brasilianer, an dem die Rumänin Irina Bulmaga zum Einsatz kam, kurzen Prozess. Nach nur 21 Zügen war die Partie entschieden. 

Eines der engsten Duelle der ersten Runde zwischen dem vierfachen brasilianischen Schachmeister Alexander Fier und Chithambaram gipfelte in einem Sieg für den indischen GM, dessen Qualitätsopfer zum richtigen Zeitpunkt Fiers König im Niemandsland zurückließ.

Um den für den Sieg erforderlichen 8,5 Punkten näherzukommen, erzielten die Yogis in der zweiten Runde ein sauberes 2:2, bei dem es keine großen Überraschungen gab. Jose Martinez (auf Chess.com besser bekannt mit seinem Benutzernamen Jospem) erzielte gegen Vaishali den ersten Sieg für die Capybaras, aber Chithambarams Sieg über Bulmaga glich diesen Punkt sofort wieder aus.

Nach drei Runden war dieses Duell dann schon entschieden, denn nach Siegen von Abdulla Gadimbayli und Chithambaram und zwei Remis an den verbleibenden Brettern hatten die Yogis die erforderlichen 8.5 Punkte für den Sieg im Mannschaftskampf bereits erreicht. In dieser Runde kam es aber auch zu einem fragwürdigen Remis zwischen Martinez und Vidit, als der peruanische Großmeister in einer absolut gewonnenen Stellung ein Remis anbot, was den Zorn der Kommentatoren Hess und Canty auf sich zog und ersteren dazu veranlasste, laut auszurufen: "Diese Remisangebote sollten verboten werden!"

Ban the draw offer!

—Robert Hess

Durch diesen "Blowout", wie Hess den Sieg bezeichnete, hat die indische Mannschaft aber sicher ein Zeichen gesetzt. Mit der Mixtur aus erfolgreichen Mitgliedern der indischen Olympiamannschaften sowie einer Reihe der weltbesten Nachwuchstalente werden die Yogis in der diesjährigen Pro Chess League eine Kraft sein, die man auf der Rechnung haben sollte.

Canada Chessbrahs 8.5 - 7.5 Charlotte Cobras

Die Chessbrahs, die als einer der Favoriten auf den Gesamtsieg an den Start gingen, erlebten laut ihrem Kapitän Eric Hansen in der ersten Runde eine "Nahtoderfahrung".

Das spannende Duell begann mit einem 2:2-Unentschieden, wobei die beiden Damen Jennifer Yu und Irina Krush von Liang und Carlsen besiegt wurden, während die Duelle an den mittleren Brettern Remis endeten. Razvan Preotu stand gegen Naroditsky aber kurz vor dem Sieg. Mit der Vorstoßvariante hatte er die Caro-Kann-Verteidigung des Amerikaners bereits völlig überspielt und ein gewonnenes Turmendspiel mit 2 gegen 0 Bauern erreicht, aber dann stellte er einen der Bauern ein und warf damit den schon sicher geglaubten Sieg aus dem Fenster.

Wenn man sich die Namen des Starensembles der Chessbrahs ansieht, hätte wohl niemand gedacht, dass der Kanadier Preotu seine Teamkollegen Carlsen, Anish Giri und Jorden van Foreest in den Schatten stellt. Durch seinen heldenhaften Sieg über Liang in der zweiten Runde konnten die Chessbrahs aber erstmals in diesem Duell in Führung gehen.

In der dritten Runde konnten die Cobras den Rückstand auf einen Punkt verkürzen. Verantwortlich dafür war unter anderem diese schöne Taktik, die Awonder Liang in seiner Partie gegen Aryan Tari gefunden hatte. 

Wer findet sie ebenfalls?

Die Chessbrahs gingen mit einem 6,5-5,5 Vorsprung in die letzte Runde und Kommentator Canty scherzte, dass das "Gift der Cobras langsam einsickerte". Nach einem aggressiven Start der Amerikaner aus Carolina war aber nicht mehr klar, ob es ein Scherz oder eine Prophezeiung gewesen war.

Jacobsons gewann seine Partie gegen Preotu in nur 26 Zügen und damit war der Spielstand ausgeglichen.

In einer Neuauflage des Playoffs um die U.S. Damen-Meisterschaft presste Krush mit den schwarzen Steinen gegen Yu, aber als die Uhren beider Spielerinnen herunter tickten, entschied sich die amerikanische Legende, die Züge zu wiederholen und es den beiden Top-Brettern zu überlassen, den Job zu erledigen.

Als Krush und Yu zum letzten Mal gegeneinander spielten, ging es um den Gewinn der U.S.-Meisterschaft der Damen. Foto: Lennart Ootes/Saint Louis Chess Club.

Eigentlich ist es töricht, darauf zu setzen, dass jemand gegen Carlsen gewinnen wird, aber Liang hatte sich gegen den Weltmeister eine absolut gewonnene Stellung erspielt. Zunächst schien sich Carlsen zwar gegen seinen 19-jährigen Gegner wohl zu fühlen, aber ein gieriger Bauerngewinn brachte ihm einen gefesselten Läufer und mehr Probleme als Lösungen ein.

Im 30. Zug hatte sich Liang einen Vorteil von +5 erspielt, aber in gegenseitiger Zeitnot schaffte es der Weltmeister, eine Stellung zu erreichen, in der ein Remis wieder im Rahmen der Möglichkeiten war.

Wie schon so viele Spieler vor ihm musste dann auch Liang feststellen, dass es ein sehr schwieriges Unterfangen ist, gegen Carlsen eine gewonnene Stellung letztendlich auch zu gewinnen und er ließ sich die Stellung auf spektakuläre Weise entgleiten. Wie aus dem Nichts gewann Carlsen die Partie und brachte die Chessbrahs wieder in Führung. Und damit benötigten sie in der letzten laufenden Partie nur noch ein Remis, um den Mannschaftskampf zu gewinnen.

Diese Partie ist ein schönes Beispiel, um zu zeigen, warum sich die Welt in Schnellschach verliebt hat und Großmeister Rafael Leitao hat sie für uns analysiert.

Wahrscheinlich weil er nicht bemerkt hatte, dass Liang gegen Carlsen verloren hatte, tauschte Naroditsky gegen Tari in ein ausgeglichenes Endspiel ab und nachdem die beiden Spieler den Punkt geteilt hatten, hatten die Chessbrahs den Mannschaftskampf mit einem Punkt Vorsprung gewonnen.

Bis zum Freitag werden wir noch sechs weitere spannende Duelle zu sehen bekommen. Am Mittwoch spielen die Levitov Chess Wizards um Shakriyar Mamedyarov gegen die Garden State Passers und die Spanish Maniac Shrimps gegen die Norway Gnomes.

Alle Partien

Die Pro Chess League (PCL) ist eine Online-Schachliga für Mannschaften aus der ganzen Welt. In diesem Jahr kämpfen 16 Teams um ihren Anteil am Preisfonds in Höhe von $150.000.

Das Turnier geht über den gesamten Februar und März und für Deutschland sind die Berlin Bears, die von Rasmus und Frederik Svane angeführt werden, am Start.


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