Die besten Schachspieler der Welt

GM Shakhriyar Mamedyarov

Shakhriyar Mamedyarov
Mamedyarov 2018. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Vollständiger Name
Shakhriyar Mamedyarov
Geboren
Apr 12, 1985 (Alter 39)‎
Geburtsort
Sumgait, UdSSR (heute: Aserbaidschan)
Föderation
Aserbaidschan
Profile

Rating

Bio

Shakhriyar Mamedyarov ist ein Super-Großmeister aus Aserbaidschan. Im Februar 2018 war er die Nummer 2 der Welt. Laut 2700chess.com erreichte Mamedyarov am 30. September 2018 eine Elo von 2826 - die sechsthöchste Elo aller Zeiten.

Mamedyarov gewann 2013 die Schnellschach-Weltmeisterschaft und war zweimal Junioren-Weltmeister (2003 und 2005). Er gewann zahlreiche internationale Turniere, darunter das Bieler Schachfestival 2018 vor Weltmeister Magnus Carlsen. Außerdem gewann Mamedyarov zweimal die aserbaidschanische Meisterschaft (2001 und 2002) und 2017 den FIDE Grand Prix. Beim Kandidatenturnier 2018 belegte er den zweiten Platz.


Stil

Mamedyarov ist eher ein taktischer Spieler, aber wie alle modernen Supergroßmeister ist er auf jedem Terrain heimisch. Mamedyarovs beste Partien enthalten jedoch alle taktische Elemente und materielle Ungleichgewichte. Er ist auch ein Fan von ungewöhnlichen und gelegentlich unorthodoxen Eröffnungsvarianten.

In der folgenden Partie benutzte Mamedyarov den Trompowsky-Angriff um die stärkste Spielerin aller Zeiten, die Großmeisterin Judit Polgar, in nur 11 Zügen zu besiegen! Mamedyarov erspielte sich in der Eröffnung eine sehr angenehme Stellung mit einem starken Zentrum und einem Entwicklungs-Vorsprung. Nach Polgars 10. Zug 10...Sd7 fand Mamedyarov den genialen Zug 11. Sd5 und Polgar gab die Partie sofort auf.

Mit diesem erstaunlichen Springerzug gewinnt Weiß sofort Material. Wenn Schwarz die weiße Dame auf d2 schlägt, ist Sc7 Schachmatt. Und wenn Schwarz das Schachmatt verhindert, verliert Schwarz die Dame. Wann habt Ihr zum letzten Mal gesehen, dass ein Weltklassespieler eine Partie in 11 Zügen verliert?

Die Anfänge seiner Karriere

1997 belegte Mamedyarov bei der aserbaidschanischen U-12 Meisterschaft den zweiten Platz. Nur 3 Jahre später gewann er dann schon sowohl die U-16 als auch die U18-Meisterschaft. Wieder ein Jahr später, wir schrieben mittlerweile das Jahr 2001, gewann er die offene aserbaidschanische Meisterschaft und verteidigte seinen Titel im Jahr 2002. 2003, im Alter von 18 Jahren, wurde Mamedyarov Junioren-Weltmeister und Großmeister. 2005 wurde er erneut Junioren-Weltmeister und damit ist er bis heute der einzige Spieler, der die Junioren-Weltmeisterschaft zweimal gewinnen konnte. Im selben Jahr durchbrach er auch erstmals die 2700 Elo Schallmauer.

Mamedyarov 2018
Mamedyarov beim Tata Steel Turnier 2018. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Hier ist eine Partie aus dem Jahr 2004, in der Mamedyarov seine Fähigkeiten als Allrounder unter Beweis stellt. Nach einer relativ ruhigen Englischen Eröffnung und einigen bekannten Manövern startet Mamedyarov mit den Zügen 14. g4 und 16. Sf5 einen Angriff auf den schwarzen König. Drei Züge später opferte er seinen Springer auf h6 und jetzt war er in seinem Element. Die Partie endete mit dem Einschlag Txf8+! Genau wie in der Partie gegen Polgar hatte Mamedyarov auch hier am Brett eine Taktik gefunden, die aus einem Taktik-Buch stammen könnte.

2005 spielte Mamedyarov in der B-Gruppe des Corus Turniers und teilte sich mit GM Jan Smeets den zweiten Platz hinter GM Sergey Karjakin. Er ließ dabei aber die Großmeister Carlsen, Alexandra Kosteniuk, die amtierende Damen-Weltmeisterin Antoaneta Stefanova und acht weitere Großmeister hinter sich.

In dieser Partie aus dem Jahr 2005 spielte Mamedyarov eine ungewöhnliche Variante gegen das Leningrad-System in der Holländischen Verteidigung. Nach einigen ruhigen Manövern opfert Mamedyarov in Zug 15 einen Springer, um ein großes und einschüchterndes Bauernzentrum zu erhalten. Das zeigt sein Verständnis von Stellungen mit materiellen Ungleichgewichten und nach 23. Se5 hatte er sämtliche Figuren und 3 Freibauern im Zentrum platziert.

Auch diese Partie beendete er mit einem Zug, der aus einer malerischen Studie stammen könnte: 29. Te7! Wenn Schwarz den Turm schlägt ist 30. Ld5+ Tf7 31. Dxb8+ verheerend und wenn Schwarz den Turm nicht schlägt, folgt ein Schachmatt auf g7.

Vom Großmeister zum Weltklasse-Spieler

Das Jahr 2006 begann Mamedyarov beim prästigeträchtigen Aeroflot Open in Moskau und belegte gemeinsam mit den Großmeistern Baadur Jobava, Viorel Bologan und Krishnan Sasikiran den ersten Platz und ließ diesem Erfolg einen weiteren ersten Platz beim Essent Turnier folgen. Hier gewann er aufgrund der besseren Feinwertung vor den Großmeistern Polgar, Veselin Topalov und Ivan Sokolov. Das Mtel Masters Turnier 2007 beendete er gemeinsam mit Gata Kamsky, Liviu-Dieter Nisipeanu und Sasikiran, hinter Topalov aber vor Michael Adams auf dem zweiten Platz.

Mamedyarov 2007
Mamedyarov beim Eurochess 2007. Foto: Karpidis/Wikimedia, CC.

2007 wurde er bei der Blitz-Weltmeisterschaft Zehnter und 2008 beendete er den Grand Prix von Baku mit einem halben Punkt Rückstand auf die Sieger Wang Yue, Carlsen und Vugar Gashimov, auf dem geteilten zweiten Platz. Er und Alexander Grischuk ließen dabei so illustre Namen wie Michael Adams, Peter Svidler, Teimour Radjabov, Kamsky und Karjakin hinter sich.

Bei diesem Turnier konnte Mamedyarov auch Carlsen besiegen. Er spielte dabei gegen Carlsens Damenindische-Verteidigung den ungewöhnlichen Zug 8. Se5. Danach behielt Weiß ständig einen kleinen Vorteil und als Carlsen mit dem Zug 28...Db6 Mamedyarov die Chance gab, mit 29. f5 den Königsflügel zu öffnen, nahm der Aserbaidschaner diese Chance dankend an:

Zwei Züge später opferte Mamedyarov mit 31. Lxa5 seinen Läufer, um Carlsens Dame vom Königsflügel abzulenken und nur weitere sechs Züge später gab Carlsen die Partie auf. In der Endstellung kontrolliert der Oktopus-Springer auf g6 alle wichtigen Felder!

Carlsen and Mamedyarov 2019
Mamedyarov beim Norway Chess 2019. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Auch das Sparkassen Open 2008 in Dortmund beendete er gemeinsam mit Vassily Ivanchuk, Ian Nepomniachtchi und Jan Gustaffson hinter dem Sieger Peter Leko, auf dem zweiten Platz und ließ dabei Vladimir Kramnik, Arkadij Naiditsch und Loek van Wely hinter sich.

Im selben Jahr erspielte er sich beim Tal Memorial Blitzturnier 20 von 33 möglichen Punkten und schloss das Turnier damit gemeinsam mit Svidler hinter Ivanchuk, Kramnik und Carlsen, aber vor den Großmeistern Leko, Grischuk, Karjakin, Kamsky, Boris Gelfand, Ruslan Ponomariov, Anatoly Karpov, Alexander Morozevich und fünf weiteren Weltklasse-Spielern ab. Danach belegte Mamadyarov bei der Blitz-Weltmeisterschaft den geteilten fünften Platz.

2009 gewann Mamedyarov das Ordix Open mit tierischen 10 von 11 möglichen Punkten. Bei der Blitz-Weltmeisterschaft 2009 wurde er geteilter Achter und beim FIDE Weltcup besiegte er, als Nummer 13 der Setzliste die Großmeister Kosteniuk, Vadim Milov, Wang Hao und Viktor Laznicka, bevor er im Viertelfinale gegen Karjakin ausschied.

Mamedyarov 2019
Mamedyarov bei der Paris Grand Chess Tour 2019. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Beim Tal Memorial 2010 belegte Mamedyarov den geteilten ersten Platz. Er erspielte sich dort, genau wie die Großmeister Levon Aronian und Karjakin, 5.5 von 9 möglichen Punkten und verwies damit Wang, Grischuk, Hikaru Nakamura, Kramnik, Gelfand, Alexei Shirov und Pavel Eljanov auf die Plätze. Bei der Blitz-Weltmeisterschaft 2010 erreichte er erneut den geteilten achten Platz.

Kandidatenturniere

Für das Kandidatenturnier 2011 bekam Mamedyarov eine Wildcard. Dieses Turnier wurde als KO-Turnier für 8 Spieler ausgetragen, wobei jedes einzelne Duell aus 4 Partien bestand. Mamedyarov scheiterte in der ersten Runde am späteren Sieger Boris Gelfand. 

Bei der Schnellschach-Weltmeisterschaft 2012 erspielte sich Mamedyarov den geteilten dritten Platz (mit Topalov, hinter Karjakin and Carlsen). Als Beispielpartie für diese Phase in Mamedyarovs Karriere haben wir eine Partie gegen Niclas Huschenbeth ausgewählt. Mamedyarov spielt, wie schon in der oben gezeigten Partie gegen Carlsen, mit Weiß gegen eine Damenindische-Verteidigung. In dieser Partie wählte er aber eine solide Variante, die Weiß einen strukturellen Vorteil verspricht.

Die schwarze Stellung bleibt zwar solide, aber im 25. Zug gewinnt Mamedyarov das Läuferpaar und wenige Züge gibt Schwarz mit dem Zug 27...Ld5 Mamedyarov die Möglichkeit, eine weitere Taktik aus dem Hut zu zaubern: 28. Lxg6!

Wie schon in der Partie gegen Carlsen opferte Mamedyarov dann auch hier seinen zweiten Läufer, um die schwarze Dame vom Königsflügel abzulenken. In dieser Partie mit dem Zug: 29. La5! Zwei Züge hatte Weiß ein Matt in 4 auf dem Brett und Weiß gab sich geschlagen.

Beim FIDE Grand Prix 2012 in London teilte sich Mamedyarov mit Topalov und Gelfand den ersten Platz. Dahinter landeten die Großmeister Grischuk, Leko, Wang, Adams, Ivanchuk, Leinier Dominguez Perez, Rustam Kasimdzhanov, Anish Giri und Nakamura. Beim nächsten FIDE Grand Prix in Tashkent teilte er sich mit Kasimdzhanov und Fabiano Caruana den zweiten Platz hinter Karjakin, Morozovevich und Wang.

Hier ist eine Partie aus dem FIDE Grand Prix 2013 in Peking. Mamedyarov fängt Topalovs Springer auf äußerst einfache und lehrreiche Weise. Nach einer relativ ruhigen Nimzo-Indischen Eröffnung mit 4. Dc2 wird die Partie strategisch. Die Stellung ist in etwa ausgeglichen bis Topalov den Zug 20...Se4 spielt. Dann beginnt der Spaß. Topalov schlägt im 21. Zug den Bauern auf c3 und wir haben diese Stellung auf dem Brett:

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte Schwarz gerade einen Bauern gewonnen. Mamedyarov sah jedoch mit 22. Tac1 eine interessante Ressource! Nachdem Topalov den Turm auf d1 erobert hat, fallen sowohl sein Turm als auch sein Springer! Anscheinend kann Mamedyarov in fast jeder Stellung Taktiken heraufbeschwören. Ein weiterer schneller Sieg für Mamedyarov - Topalov in 24 Zügen zu besiegen, ist keine leichte Aufgabe!

2013 konnte Mamedyarov einen der größten Erfolge seiner Karriere feiern. Mit 11.5 von 15 möglichen Punkten gewann er die Schnellschach-Weltmeisterschaft vor 57 anderen Spielern. Im selben Jahr gewann er auch vor Grischuk, Leko, Topalov, Morozevich, Karjakin, Giri, Wang Yue, Gelfand, Wang Hao, Ivanchuk und Kamsky den FIDE Grand Prix von Peking und wurde Zweiter in der Grand Prix Gesamtwertung, was auch die Qualifikation für das Kandidatenturnier 2014 bedeutete.

Hier ist eine weitere Partie vom Grand Prix Turnier in Peking. Nach der Eröffnung war die Stellung gegen Giri noch ausgeglichen aber Giris Zug 15...Tad8 war ein Fehler. Mit dem Zug 17. Sxb4 startet Mamedyarovs Springer eine unglaubliche Odyssee.

Der Springer hüpft wie ein wirbelnder Derwisch von d5 über b4, c6, d8 und e6 wieder zurück nach d4 über das gesamte Brett und "verwandelt" sich schließlich auf e6 in einen lebenden Riesenkraken, der das halbe Brett kontrolliert und auch noch furchtbare Abzüge droht. Das Damenopfer im 22. Zug ist nicht minder spektakulär und zeigt erneut Mamedyarovs Stärke in Stellungen mit materiellen Ungleichgewichten. Der Oktopus-Springer und das Läuferpaar waren schließlich zu viel für Giri, der die Partie nach 28 Zügen aufgab. Eine weitere Glanzleistung von Mamedyarov gegen einen Weltklasse-Gegner.

Beim Kandidatenturnier 2014 wurde Mamedyarov mit 7 von 14 möglichen Punkten gemeinsam mit Kramnik und Dmitry Andreikin Vierter. Im selben Jahr gewann er aber noch vor Grischuk, Morozevich, Gelfand, Karjakin, Svidler, Nepomniachtchi, Kramnik, Leko und weiteren Großmeistern das Tal Blitz Memorial.

Teimour Radjabov, Shakhriyar Mamedyarov, Baadur Jobava 2017
Radjabov (links), Mamedyarov (mitte) und Jobava beim FIDE Weltcup 2017. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

2016 gewann Mamedyarov das Gashimov Memorial in Shamkir mit 6 von 9 möglichen Punkten und aufgrund der besseren Feinwertung gegenüber Caruana. Dahinter landeten Giri, Karjakin, Rauf Mamedov, Pentala Harikrishna, Eltaj Safarli, Radjabov, Eljanov und Hou Yifan. 2017 wiederholte er seinen Erfolg bei diesem Turnier und ließ dabei Kramnik, Wesley So, Topalov, Karjakin, Radoslaw Wojtaszek, Adams, Radjabov, Eljanov und Harikrishna hinter sich.

Das FIDE Grand Prix Turnier in Sharjah gewann Mamedyarov 2017 gemeinsam mit Grischuk und Maxime Vachier-Lagrave. Auf den Plätzen landeten Ding Liren, Adams, Nakamura, Nepomniachtchi, Aronian und viele weitere starke Großmeister. Den FIDE Grand Prix in Moskau beendete er hinter Ding, aber vor Vachier-Lagrave, Nakamura, Giri, Svidler, Grischuk, Radjabov, Francisco Vallejo Pons, Jon Ludvig Hammer, Nepomniachtchi und weiteren.

Mamedyarov 2019
Mamedyarov 2019. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Durch seine Leistungen bei den Grand Prix Turnieren von Sharjah, Moskau und Genf hatte er die Gesamtwertung des FIDE Grand Prix 2017 gewonnen und war damit für das Kandidatenturnier in Berlin qualifiziert. Dort wurde er am Ende hinter Turniersieger Caruana gemeinsam mit Karjakin Zweiter. Die weiteren Teilnehmer waren Ding, Kramnik, Grischuk, So und Aronian.

Das Bieler Schachfestival 2018 konnte Mamedyarov mit 7.5 von 10 möglichen Punkten und 1.5 Punkten Vorsprung auf Carlsen, Vachier-Lagrave, Svidler, David Navara und Nico Georgiadis gewinnen.

Mamedyarov 2018
Mamedyarov beim Tata Steel Turnier 2018. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

2019 gewann Mamedyarov das Grand Prix Turnier in Riga, das als KO-Turnier für 16 Spieler gespielt wurde. Er besiegte dabei Daniil Dubov in der ersten Runde, Jan-Krzysztof Duda in Viertelfinale und So im Halbfinale. Das Finale gegen Vachier-Lagrave stand sowohl nach den beiden klassischen Partien, als auch nach vier Schnellschach- und zwei Blitzpartien Unentschieden, sodass die Entscheidung im Armageddon fallen musste. Mamedyarov gewann das Armageddon und somit das 22. große Turnier in seiner Karriere.

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