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Carlsen möchte seinen Titel nur gegen Firouzja verteidigen
Hat Magnus Carlsen seine letzte WM gespielt? Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Carlsen möchte seinen Titel nur gegen Firouzja verteidigen

PeterDoggers
| 1 | Schachspieler

Wird Magnus Carlsen seinen Titel im klassischen Schach möglicherweise nicht verteidigen? In einem Podcast vom Dienstag sagte Carlsen: "Wenn jemand anderes als Alireza Firouzja das Kandidatenturnier gewinnt, ist es unwahrscheinlich, dass ich bei der nächsten Weltmeisterschaft antreten werde."

Das Kandidatenturnier ist für Juni 2022 angesetzt und die nächste Weltmeisterschaft ist für Anfang 2023 geplant. Und der amtierende Weltmeister wird möglicherweise nicht dabei sein.

Bei der abschließenden Pressekonferenz nach der 11. Partie gab Carlsen auf die Frage, ob er seinen Titel irgendwann kampflos abgeben wird, oder ob er damit rechnet, ihn irgendwann gegen einen Herausforderer zu verlieren, bereits eine rätselhafte Antwort und schien dieses Vorhaben anzudeuten. "Das ist eine sehr gute Frage. Ich kann sie aber jetzt nicht beantworten."

Vier Tage später zündet Carlsen dann in einem Podcast mit seinem guten Freund Magnus Barstad für seinen Sponsor Unibet, der noch in Dubai aufgezeichnet und bei VG veröffentlicht wurde, die Bombe: Carlsen will seinen Titel nur dann verteidigen, wenn Firouzja das Kandidatenturnier 2022 gewinnt.

Der Podcast (auf Norwegisch).

"Wenn jemand anderes als Firouzja das Kandidatenturnier gewinnt, ist es unwahrscheinlich, dass ich die nächste Weltmeisterschaft bestreiten werde", sagte Carlsen. "Dann denke ich, dass ich sagen könnte, dass ich mit meinem Erreichten glücklich bin."

Bei der Siegerehrung in Dubai erwähnte der norwegische Superstar, dass seine Motivation für die WM nicht immer besonders groß gewesen sei. Im Podcast sagte er, dass die Freude über den Sieg "nicht annähernd" so groß war, wie er sich das vorgestellt hatte.

Generell war Carlsen nicht mehr so motiviert wie früher: "Mir war schon fast das ganze Jahr klar, dass dies meine letzte WM werden sollte. Es bedeutet mir nicht mehr so viel wie früher", sagte er und fügte hinzu: "Ich habe nicht das Gefühl, dass das Positive das Negative überwogen hat. Ich möchte aufhören, solange ich in Bestform bin."

In dem Podcast gab Carlsen aber zu, dass Firouzjas schneller Aufstieg an die Weltspitze seine Meinung etwas geändert hat. Er wiederholte, was er an der Abschluss-Pressekonferenz gesagt hatte: "Ich muss sagen, ich war wirklich beeindruckt von seiner Leistung beim Grand Swiss und in der Team-Europameisterschaft, und ich würde sagen, das hat mich mehr als alles andere motiviert."

Alireza Firouzja
Ist Alireza Firouzja der einzige Spieler, der die Chance hat, 2023 gegen Carlsen um die WM zu spielen? Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Der Weltmeister betont aber, dass er seine Karriere keinesfalls beenden will. Er ist zum Beispiel sehr motiviert, vom 26. bis zum 30. Dezember seine Weltmeistertitel im Blitz- und Schnellschach zu verteidigen.

"Ich werde weiterhin Schach spielen, es macht mir viel Freude. Schon im Laufe der Weltmeisterschaft hier in Dubai habe ich angefangen, mich auf die Weltmeisterschaften im Blitz- und Schnellschach zu freuen."

Und es scheint, dass wir uns auch keine Sorgen machen müssen, Carlsen im klassischen Schach zu verlieren, denn er hat sich ein neues Ziel gesetzt: Die 2900 Elo Schallmauer zu durchbrechen.

"Ich hatte mir das noch nie als Ziel gesetzt, weil ich das Gefühl hatte, dass es zu schwer ist. Ich habe meine Elo aber jetzt wieder etwas verbessert, auf 2865, und es ist zumindest ein Ziel, das man sich setzen kann. Es fühlt sich nicht ganz unmöglich an, aber gleichzeitig weiß ich, dass ich jedes Mal, wenn ich spiele, mein Bestes geben muss. Es gibt keinen Raum für Fehler. Das ist etwas, wofür ich mich motivieren kann."

Sollte Firouzja das Kandidatenturnier nicht gewinnen, könnten wir eine Wiederholung des Szenarios von 1975 erleben, als die Schachwelt einen neuen Weltmeister bekam, ohne dass der amtierende Weltmeister eine WM verloren hatte. Damals hatte der 11. Weltmeister Bobby Fischer verloren, weil er sich mit der FIDE nicht über die Details für eine Titelverteidigung gegen Anatoly Karpov einigen konnte. Der Russe bekam den Titel dann kampflos zugesprochen.

Der norwegische Großmeister Jon Ludvig Hammer wies darauf hin, dass wir 2023 also auch eine Weltmeisterschaft zwischen dem Sieger und dem Zweitplatzierten des Kandidatenturniers sehen könnten:

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

Peter's first book The Chess Revolution is out now!

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