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Grenke, Runde 2: Carlsen verteidigt seine Führung

Grenke, Runde 2: Carlsen verteidigt seine Führung

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen gewann ein Endspiel gegen Paco Vallejo und hat damit nach 2 Runden bei den Grenke Chess Classics in Karlsruhe eine perfekte Punkteausbeute. Die weiteren Sieger des Tages waren Viswanathan Anand, der Vincent Keymer besiegen konnte und Peter Svidler, der gegen Arkadij Naiditsch gewann.

Zum zweiten Mal in Folge spielte Carlsen die längste Partie des Tages. Heute benötigte er 5 Stunden und 58 Minuten um seinen Sieg in dem extrem selten vorkommenden Endspiel mit Turm und Läufer gegen Springer und Läufer unter Dach und Fach zu bringen. 44 Minuten weniger als gestern.

"Ich denke, dieses Endspiel bekommt man nur einmal im Leben und das war heute," sagte Carlsen.

Carlsen Vallejo 2019 Grenke Chess Classic
Die Partie Carlsen gegen Vallejo dauerte fast sechs Stunden. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Carlsen entschied sich gegen den Spanier für die Møller Variante der spanischen Verteidigung, die er schon letztes Jahr gegen Karjakin beim Norway Chess gespielt hatte. Die Partie wurde relativ schnell unausgeglichen, wobei Weiß die gesündere Bauernstruktur hatte, Schwarz jedoch das Läuferpaar. 

Es war genau die Art von Kampfstellung, die Carlsen mag, aber Vallejo hielt stark dagegen. Sehr stark sogar. Nach 30 Zügen stand er besser, aber war bereits in Zeitnot.

Hier spielte Vallejo den Zug 31.f4+ , den Carlsen "völlig übersehen" hatte. Er gab zu, dass er nur Glück hatte, dass nach 31...exf3 das en passant schlagen 32.h4+, wegen 32...Sxh4 33.gxh4 Kf4!, gefolgt von 34...Tg8, nicht möglich war.

Carlsen Vallejo 2019 Grenke Chess Classic
Vallejo und Carlsen nach fast 6 Stunden Spielzeit. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

So kam es zu einem Endspiel Turm und Läufer gegen Springer und Läufer, von dem Carlsen dachte, dass es bei verschiedenfarbigen Läufern sicher gewonnen war. Er war sich allerdings nicht sicher, ob hier die 50 Züge Regel Anwendung finden würde.

"Ich habe sogar den Schiedsrichter gefragt, wie viele Züge ich habe. Ich dachte, es gibt Ausnahmen, in denen man 75 Züge hat."

Carlsen Grenke Chess Classic 2019
Carlsen gab zu, dass er den Schiedsrichter fragen musste, wie viele Züge er hat, um das Endspiel zu gewinnen. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Carlsen erinnerte sich an eine Situation von vor einigen Jahren, als es in der Tat einige Stellungen gab, in denen man 75 Züge lang versuchen konnte zu gewinnen, ohne dabei einen Bauern zu ziehen oder eine Figur zu schlagen, aber heutzutage sind es bei allen Endspielen maximal 50 Züge.

Carlsen stellte zu Recht fest, dass er sicher war, dass der Sieg gegen die beste Verteidigung mehr als 50 Züge dauern würde. Der Tablebase zufolge hätte er gegen eine perfekte Verteidigung 54 Züge benötigt, um Matt zu setzen.

Für einen Menschen ist es jedoch fast unmöglich, die perfekte Verteidigung zu finden. Vallejo scheiterte daran, obwohl Carlsen einen schnelleren Sieg verpasste und einen suboptimalen Plan anstrebte. Es ist einfach zu schwer, dieses Endspiel zu verteidigen.

Vallejo resigns vs Carlsen Grenke Chess Classic 2019
Vallejo gibt auf. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Es war ein aufregender Tag, an dem noch 2 weitere Spieler gewinnen konnten. Besonders Peter Svidler wird sich gerne an diese Runde erinnern, denn er überspielte Arkadij Naiditsch mit Schwarz in der spanischen Abtauschvariante.

Diese Partie ist einfach nur ein wunderbares und lehrreiches Beispiel dafür, wie Schwarz in einer solchen Struktur spielen sollte. Svidler hat einige Ideen des Berliner Endspiels an seinem Damenflügel benutzt, aber es war das Springermanöver Sd8-b7-d6, das die Partie geprägt hat.

Peter Svidler Grenke Chess Classic 2019
Peter Svidler spielte mit den scharzen Figuren eine exzellente Partie. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Der 14 Jahre alte Vincent Keymer musste nur einen Tag nach seinem heldenhaften Kampf gegen Carlsen gleich gegen den nächsten Weltmeister antreten. In der Partie des jüngsten, gegen den ältesten Teilnehmer (Vishy Anand wird im Dezember 50), behielt der älteste die Oberhand. Der Inder überspielte seinen Gegner mit vielen gesunden und logischen Zugfolgen.

Anand Keymer 2019 Grenke Chess Classic
Keymer spielte zum zweiten Mal in Folge gegen einen Weltmeister, der seine neue Lieblingsvariante im Najdorf spielte: 6.Ld3. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Fabiano Caruana spielte die frühe Dxd4 Variante gegen Maxime Vachier-Lagave. Die gleiche Variante hatte Carlsen letztes Jahr beim Gashimov Memoral gespielt, als er gegen Radek Wojtaszek gewonnen hatte. Vielleicht war das auch eine kleine Huldigung an Gashimov selbst, denn dieser hatte diese Variante in seiner viel zu kurzen Karriere des Öfteren gespielt.

Beide Spieler dachten, dass Schwarz nach 18.Tde2 und 19.Kd1 unter Druck stehen würde, denn Schwarz hatte für den isolierten Damenbauern nur wenig Kompensation. Im Nachhinein wäre es vielleicht schlauer gewesen, langsam zu spielen und diese Schwäche in aller Ruhe zu bearbeiten. Caruanas aktiver Zug 24.c4 erlaubte es Schwarz jedoch, den Bauern zu tauschen. Weiß bekam dafür zwar eine Menge Aktivität, aber keinen klaren Vorteil.

Caruana Vachier-Lagrave 2019 Grenke Chess Classic
Caruana und Vachier-Lagrave begrüßen sich mit einem Lächeln. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Partie Georg Meier gegen Levon Aronian war ein Lb5 Sizilianer. Die größte Überraschung der ganzen Partie war, dass Aronian von seinem fast ausschließlich gespielten ersten Zug 1...e5 abwich.

Meier hatte im Mittelspiel einen Raumvorteil und dadurch einen leichten Vorteil, entschied sich aber, kein Risiko einzugehen und nicht auf Gewinn zu spielen.

Aronian vs Meier 2019 Grenke Chess Classic
Aronian gegen Meier. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Grenke Chess Classics 2019 | Tabelle nach der 2. Runde

# Land Name ELO Leistung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 Punkte SB
1 Carlsen,Magnus 2845 3403 1 1 2.0/2
2 Svidler,Peter 2737 2959 ½ 1 1.5/2 1
3 Anand,Viswanathan 2779 2832 ½ 1 1.5/2 0.5
4 Caruana,Fabiano 2828 2756 ½ ½ 1.0/2 1.25
5 Vachier-Lagrave,Maxime 2775 2803 ½ ½ 1.0/2 1.25
6 Aronian,Levon 2761 2666 ½ ½ 1.0/2 0.75
7 Meier,Georg 2621 2729 ½ ½ 1.0/2 0.75
8 Naiditsch,Arkadij 2710 2559 0 ½ 0.5/2 0.5
9 Vallejo Pons,Francisco 2698 2543 0 ½ 0.5/2 0.5
10 Keymer,Vincent 2509 2012 0 0 0.0/2

Die Paarungen der drittel Runde lauten: Aronian gegen Vallejo Pons, Svidler gegen Meier, Vachier-Lagrave gegen Naiditsch, Keymer gegen Caruana und Carlsen gegen Anand.

Die ersten 5 Runden werden vom 20. - 24. April in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe ausgetragen werden. Nach einem Ruhetag zieht das Turnier dann in das Kulturhaus LA8 Museum in Baden-Baden um, wo vom 26. bis zum 29. April die restlichen Runden absolviert werden.

Die Bedenkzeit beträgt 100 Minuten für 40 Züge, gefolgt von 50 Minuten für 20 weitere Züge und dann 15 Minuten für den Rest der Partie. Zusätzlich erhalten die Spieler einen Zeitbonus von 30 Sekunden pro Zug. Remisgebote vor dem 40. Zug sind verboten.

Die Partien beginnen immer um 15:00 Uhr Ortszeit.

Ihr könnt das Turnier hier auf unserer Event-Seite verfolgen. Die Partien werden auf Live Chess übertragen.

IM Levy Rozman wird von dem Turnier auf seinem Twitch Kanal GothamChess berichten.

IM Levy Rozman is covering the tournament on his Twitch channel, GothamChess.

Keymer Leko signatures 2019 Grenke Chess Classic
Keymer gab vor der Partie fleißig Autogramme... | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Svidler signatures 2019 Grenke Chess Classic
... Svidlers Unterschrift war ebenfalls gefragt. | Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Weitere Artikel über das Grenke Classics:

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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