Grenke, Runde 2: Carlsen verteidigt seine Führung
Magnus Carlsen gewann ein Endspiel gegen Paco Vallejo und hat damit nach 2 Runden bei den Grenke Chess Classics in Karlsruhe eine perfekte Punkteausbeute. Die weiteren Sieger des Tages waren Viswanathan Anand, der Vincent Keymer besiegen konnte und Peter Svidler, der gegen Arkadij Naiditsch gewann.
Zum zweiten Mal in Folge spielte Carlsen die längste Partie des Tages. Heute benötigte er 5 Stunden und 58 Minuten um seinen Sieg in dem extrem selten vorkommenden Endspiel mit Turm und Läufer gegen Springer und Läufer unter Dach und Fach zu bringen. 44 Minuten weniger als gestern.
"Ich denke, dieses Endspiel bekommt man nur einmal im Leben und das war heute," sagte Carlsen.
Carlsen entschied sich gegen den Spanier für die Møller Variante der spanischen Verteidigung, die er schon letztes Jahr gegen Karjakin beim Norway Chess gespielt hatte. Die Partie wurde relativ schnell unausgeglichen, wobei Weiß die gesündere Bauernstruktur hatte, Schwarz jedoch das Läuferpaar.
Es war genau die Art von Kampfstellung, die Carlsen mag, aber Vallejo hielt stark dagegen. Sehr stark sogar. Nach 30 Zügen stand er besser, aber war bereits in Zeitnot.
Hier spielte Vallejo den Zug 31.f4+ , den Carlsen "völlig übersehen" hatte. Er gab zu, dass er nur Glück hatte, dass nach 31...exf3 das en passant schlagen 32.h4+, wegen 32...Sxh4 33.gxh4 Kf4!, gefolgt von 34...Tg8, nicht möglich war.
So kam es zu einem Endspiel Turm und Läufer gegen Springer und Läufer, von dem Carlsen dachte, dass es bei verschiedenfarbigen Läufern sicher gewonnen war. Er war sich allerdings nicht sicher, ob hier die 50 Züge Regel Anwendung finden würde.
"Ich habe sogar den Schiedsrichter gefragt, wie viele Züge ich habe. Ich dachte, es gibt Ausnahmen, in denen man 75 Züge hat."
Carlsen stellte zu Recht fest, dass er sicher war, dass der Sieg gegen die beste Verteidigung mehr als 50 Züge dauern würde. Der Tablebase zufolge hätte er gegen eine perfekte Verteidigung 54 Züge benötigt, um Matt zu setzen.
Für einen Menschen ist es jedoch fast unmöglich, die perfekte Verteidigung zu finden. Vallejo scheiterte daran, obwohl Carlsen einen schnelleren Sieg verpasste und einen suboptimalen Plan anstrebte. Es ist einfach zu schwer, dieses Endspiel zu verteidigen.
Es war ein aufregender Tag, an dem noch 2 weitere Spieler gewinnen konnten. Besonders Peter Svidler wird sich gerne an diese Runde erinnern, denn er überspielte Arkadij Naiditsch mit Schwarz in der spanischen Abtauschvariante.
Diese Partie ist einfach nur ein wunderbares und lehrreiches Beispiel dafür, wie Schwarz in einer solchen Struktur spielen sollte. Svidler hat einige Ideen des Berliner Endspiels an seinem Damenflügel benutzt, aber es war das Springermanöver Sd8-b7-d6, das die Partie geprägt hat.
Der 14 Jahre alte Vincent Keymer musste nur einen Tag nach seinem heldenhaften Kampf gegen Carlsen gleich gegen den nächsten Weltmeister antreten. In der Partie des jüngsten, gegen den ältesten Teilnehmer (Vishy Anand wird im Dezember 50), behielt der älteste die Oberhand. Der Inder überspielte seinen Gegner mit vielen gesunden und logischen Zugfolgen.
Fabiano Caruana spielte die frühe Dxd4 Variante gegen Maxime Vachier-Lagave. Die gleiche Variante hatte Carlsen letztes Jahr beim Gashimov Memoral gespielt, als er gegen Radek Wojtaszek gewonnen hatte. Vielleicht war das auch eine kleine Huldigung an Gashimov selbst, denn dieser hatte diese Variante in seiner viel zu kurzen Karriere des Öfteren gespielt.
Beide Spieler dachten, dass Schwarz nach 18.Tde2 und 19.Kd1 unter Druck stehen würde, denn Schwarz hatte für den isolierten Damenbauern nur wenig Kompensation. Im Nachhinein wäre es vielleicht schlauer gewesen, langsam zu spielen und diese Schwäche in aller Ruhe zu bearbeiten. Caruanas aktiver Zug 24.c4 erlaubte es Schwarz jedoch, den Bauern zu tauschen. Weiß bekam dafür zwar eine Menge Aktivität, aber keinen klaren Vorteil.
Die Partie Georg Meier gegen Levon Aronian war ein Lb5 Sizilianer. Die größte Überraschung der ganzen Partie war, dass Aronian von seinem fast ausschließlich gespielten ersten Zug 1...e5 abwich.
Meier hatte im Mittelspiel einen Raumvorteil und dadurch einen leichten Vorteil, entschied sich aber, kein Risiko einzugehen und nicht auf Gewinn zu spielen.
Grenke Chess Classics 2019 | Tabelle nach der 2. Runde
# | Land | Name | ELO | Leistung | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | Punkte | SB |
1 | Carlsen,Magnus | 2845 | 3403 | 1 | 1 | 2.0/2 | ||||||||||
2 | Svidler,Peter | 2737 | 2959 | ½ | 1 | 1.5/2 | 1 | |||||||||
3 | Anand,Viswanathan | 2779 | 2832 | ½ | 1 | 1.5/2 | 0.5 | |||||||||
4 | Caruana,Fabiano | 2828 | 2756 | ½ | ½ | 1.0/2 | 1.25 | |||||||||
5 | Vachier-Lagrave,Maxime | 2775 | 2803 | ½ | ½ | 1.0/2 | 1.25 | |||||||||
6 | Aronian,Levon | 2761 | 2666 | ½ | ½ | 1.0/2 | 0.75 | |||||||||
7 | Meier,Georg | 2621 | 2729 | ½ | ½ | 1.0/2 | 0.75 | |||||||||
8 | Naiditsch,Arkadij | 2710 | 2559 | 0 | ½ | 0.5/2 | 0.5 | |||||||||
9 | Vallejo Pons,Francisco | 2698 | 2543 | 0 | ½ | 0.5/2 | 0.5 | |||||||||
10 | Keymer,Vincent | 2509 | 2012 | 0 | 0 | 0.0/2 |
Die Paarungen der drittel Runde lauten: Aronian gegen Vallejo Pons, Svidler gegen Meier, Vachier-Lagrave gegen Naiditsch, Keymer gegen Caruana und Carlsen gegen Anand.
Die ersten 5 Runden werden vom 20. - 24. April in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe ausgetragen werden. Nach einem Ruhetag zieht das Turnier dann in das Kulturhaus LA8 Museum in Baden-Baden um, wo vom 26. bis zum 29. April die restlichen Runden absolviert werden.
Die Bedenkzeit beträgt 100 Minuten für 40 Züge, gefolgt von 50 Minuten für 20 weitere Züge und dann 15 Minuten für den Rest der Partie. Zusätzlich erhalten die Spieler einen Zeitbonus von 30 Sekunden pro Zug. Remisgebote vor dem 40. Zug sind verboten.
Die Partien beginnen immer um 15:00 Uhr Ortszeit.
Ihr könnt das Turnier hier auf unserer Event-Seite verfolgen. Die Partien werden auf Live Chess übertragen.
IM Levy Rozman wird von dem Turnier auf seinem Twitch Kanal GothamChess berichten.
IM Levy Rozman is covering the tournament on his Twitch channel, GothamChess.
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