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Praggnanandhaa führt das Tata Steel India Blitzturnier an
Praggnanandhaa. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Praggnanandhaa führt das Tata Steel India Blitzturnier an

VSaravanan
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Praggnanandhaa Rameshbabu erwischte beim Tata Steel Chess India Open Blitz 2023 ein fliegender Start. Der junge Inder gewann seine ersten 5 Partien in Folge und beendete den Tag mit 6.5 Punkten. Mit einem halben Punkt Rückstand folgen ihm Vidit Santosh Gujrathi und Alexander Grischuk, wobei letzterer der einzige ungeschlagene Spieler des Tages ist.

Trotz der Stärke der Spieler gab es am Freitag ein typisches Hochspannungs-Blitz-Drama mit vielen unterhaltsamen Partien voller spannender Action, Zeitnotduellen und sogar einem illegalen Zug.

Die beiden erstplatzierten des Schnellschachturniers, Maxime Vachier-Lagrave und Teimour Radjabov kamen beim Blitz nicht richtig in die Gänge und liegen genau wie der Mainzer Vincent Keymer nach dem ersten Tag in der unteren Tabellenhälfte.

Das Tata Steel Turnier geht heute, am 9. September, um 10:30 Uhr mit der zweiten Hälfte des Blitzturniers zu Ende.

So könnt Ihr beim Tata Steel India Chess Open Rapid & Blitz zusehen:

Wir übertragen das Tata Steel Chess India Rapid and Blitz live und in voller Länge mit fachkundigen Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, Twitch und YouTube.

Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Freitag:

Der ideale Blitz-Stil

Nachdem die letzte Runde vorbei war, hatte ich ein interessantes Gespräch mit Praggnanandhaa. Was ist seiner Meinung nach der ideale Stil, um gutes Blitzschach zu spielen?

"Heute Morgen habe ich etwas Zeit damit verbracht, die Partien von Spielern zu studieren, die gut Blitz spielen. Arjun hat zum Beispiel letztes Jahr beim Tata Steel Chess India sehr gut gespielt und überzeugend gewonnen. Ich habe mir dann seine und auch meine eigenen Partien vom letzten Jahr angesehen. Ich wollte sehen, wie man spielen muss und wie man besser nicht spielen sollte! Ich hatte das Gefühl, dass ich versucht hatte, zu interessant zu spielen ... hier und da mal eine Figur hängen zu lassen. Heute war es dann mein Ziel, die Dinge einfach zu halten. Nichts Drastisches zu versuchen."

Aber wie einfach hat Praggnanandhaa die Dinge dann gehalten? Hier ist seine Auftaktpartie gegen Radjabov:

Auch sein Sieg gegen Vachier-Lagrave in der zweiten Runde verlief nach einem ähnlichen Muster:

Ist das sein natürlicher Stil?

"Ehrlich gesagt, ich weiß das gar nicht! Heutzutage muss man universell sein – in allem gut. Jeder ist in allem gut! Das ist es, was ich versuche. Früher hatte ich das Gefühl, dass ich nicht viele Angriffspartien spiele. In den letzten beiden Monaten habe ich das viel öfter versucht. Nicht bewusst, aber wenn ich eine Chance auf einen Angriff bekomme, dann nutze ich sie jetzt auch. Ich versuche aber trotzdem, die Stellungen objektiv zu betrachten. Ich versuche, die besten Züge zu spielen und manchmal wird es dann scharf. Manchmal auch bewusst."

Nowadays, you have to be universal—good at everything.

—Praggnanandhaa

Diese Objektivität und das Angreifen des Gegners, wenn er die Möglichkeit dafür bekommt, spiegelte sich dann auch in seiner Partie gegen Vincent Keymer wider und The Big Greek zeigt uns diese Partie:

Keine makellose, aber eine typische Blitz-Partie. Praggnanandhaa spielte auf Initiative und hatte letztendlich Erfolg, weil es besonders im Blitz schwierig ist, sich richtig zu verteidigen.

"Abgesehen von der Partie gegen Vidit denke ich, dass ich ganz gut gespielt habe – ich habe viele meiner Gegner überspielt", behauptete Praggnanandhaa. Mit Vidit traf er in der siebten Runde auf sein Gegenstück und wurde ganz klar überspielt.

Es war eine Partie mit einfachen Konzepten, aber Vidit hat sie strategisch besser umgesetzt.

Vidit. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Wenn es darum ging, die Stellung zu spielen und Chancen zu nutzen, wenn sich taktische Möglichkeiten boten, folgte Vidit dem gleichen Prinzip, das Praggnanandhaa dargelegt hatte. Seine Partie gegen Keymer war ein taktisches Wunderwerk und eine Freude für die Zuschauer. Das ist unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao hat sie für uns kommentiert.

Ein weiterer Spieler, der an diesem Tag beeindruckte, war Alexander Grischuk. Sein Gespür für Taktik und sein Geschick im Blitzschach sind ja hinlänglich bekannt und haben ihm bereits drei Weltmeistertitel im Blitzschach eingebracht (2006, 2012 und 2015). Sein schnelles Erkennen einer Taktik brachte ihm einen lockeren Sieg gegen Keymer ein.

Wenn man seine Partien betrachtet, scheint Grischuk stabil zu spielen und strategische Stellungen zu bevorzugen. Stimmt das? Grischuk widerspricht:

"Ich glaube, es ist genau das Gegenteil—Ich spiele im Blitz viel aggressiver." Er bezeichnete seine Partie gegen Vachier-Lagrave als seine beste des Tages. Dies war die Partie, in der Grischuk aktiv spielte und betonte, dass das "Spielen der Stellung" tatsächlich Vorrang hat, wenn sich eine Taktik anbietet.

Alexander Grischuk. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Spannung und Drama

Blitzturniere haben ihr eigenes Drama und ihren eigenen Nervenkitzel, besonders in den letzten Sekunden, was sie zu einem herrlichen Vergnügen für die Zuschauer macht.

Praggnanandhaas Sieg gegen seinen Freund Arjun erwies sich als wichtig, da es ihm gelang, erneut die Führung zu übernehmen. Das Ende der Partie zeigt bei beiden Spielern höchste Konzentration und pure Freude am Blitzschach.

Gegen Vachier-Lagrave stand Keymer bereits besser, aber der Zug 42...Ta4 kostete ihm wegen 43.e5 Sxe5 und 44.Sxe5 eine Figur - und die Partie.

Und Gukesh kam sein Ehrgeiz gegen Arjun Erigaisi teuer zu stehen:

Auch Radjabov hatte in seiner Partie gegen Gukesh einen Blackout:

Hier entschied sich Radjabov für 28.Dg3 und gab die Partie nach 28...Txa7 sofort auf.

Grischuk ist oft für die komischsten Momente eines Turniers zuständig, wenn auch meist völlig unbeabsichtigt und unverschuldet. Das war auch in Kalkutta der Fall. In dieser Stellung spielte Grischuk den Zug 81.Lf5, um die Absurdität eines Weiterspielens der Stellung aufzuzeigen.

Vidit schlug den Läufer zwar wie geplant mit seinem 96. Zug, spielte dann aber bis zum 173. Zug weiter. Es war teils rätselhaft, teils komisch anzusehen, wie Vidit versuchte, mit zwei Springern Schachmatt zu setzen, aber das weltweite Publikum hatte seinen Spaß an den Bemühungen des Inders.

In der siebten Runde bekamen wir auch noch einen bei Blitzturnieren nicht ganz so außergewöhnlichen, aber trotzdem immer aufsehenerregenden Vorfall zu sehen: Einen illegalen Zug.

In dieser Stellung zog Praggnanandhaa seinen König nach f1 und musste, während der Schiedsrichter 2 Minuten auf der Uhr seines Gegners hinzufügte, selbst über sein Missgeschick lachen. Praggnanandhaas Stellung war aber eh schon verloren und weniger Züge später gab er sowieso auf.

Praggnanandhaa. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Alle Partien vom Freitag

Die Tabelle nach 9 von 18 Runden

Am Samstag stehen die Runden 10 bis 18 auf dem Programm. 

Die Paarungen der 10. Runde


Das Tata Steel Chess India Rapid and Blitz 2023 ist eine Elite-Turnierserie, bei der indische Spitzenspieler und andere Elite-Schachspieler aus der ganzen Welt gegeneinander antreten. Die Veranstaltung begann am 31. August mit dem Damenturnier, das bereits abgeschlossen ist. Sowohl bei den Damen als auch im Open wird sowohl Schnellschach als auch Blitz gespielt. Die Schnellschachpartien haben eine Bedenkzeit von 25+10 und im Blitz ist eine Bedenkzeit von 3+2 angesetzt. Beim Schnellschach spielt jeder gegen jeden und im Blitz spielt jeder Spieler 2 Partien gegen jeden Gegner.


Weiter Berichte aus Indien:

Und hier sind die Berichte vom Damenturnier (alle auf Englisch):

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