Die besten Schachspieler:innen der Welt

Siegbert Tarrasch

Siegbert Tarrasch
Siegbert Tarrasch. Photo: Wikimedia.
Vollständiger Name
Siegbert Tarrasch
Gelebt von
Mar 5, 1862 - Feb 17, 1934 (Alter 71)‎
Geburtsort
Breslau, Preussen (heute: Polen)
Föderation
Polen

Bio

Siegbert Tarrasch war ein deutscher Arzt und Weltklasse-Schachspieler. 1908 spielte er gegen Emanuel Lasker um die Weltmeisterschaft und gilt als einer der einflussreichsten Schachlehrer seiner Zeit. Tarrasch ist auch bekannt für seine Verteidigung gegen das Damengambit und seine Variante in der Französischen Verteidigung, die beide nach ihm benannt sind und bis heute gespielt werden.


Stil

Tarraschs Stil basierte auf positionellem Spiel und er hat viele Ideen von Wilhelm Steinitz weiterentwickelt. Er war aber auch im Endspiel stark und gewann viele Partien aufgrund seiner überlegenen taktischen Fähigkeiten. In dieser Partie von 1889 zeigte Tarrasch einen brillanten Königsangriff, der aus seiner eigenen Variante der Französischen Verteidigung entstand. Er schließt das Zentrum und bringt dann seine Leichtfiguren schnell auf den Königsflügel, um die Partie dann mit einem einfachen Figurenopfer zu beenden - Tarrasch lässt Angriffe so einfach aussehen!

Weltklasse-Spieler

Ende der 1870er Jahre begann Tarrasch Turniere zu spielen und machte sich schnell einen Namen. Bereits in den späten 1880er Jahren galt er als Weltklassespieler. Zu diesem Zeitpunkt hatte Tarrasch gegen den offiziellen Weltmeister Wilhelm Steinitz eine Bilanz von drei Siegen, einem Unentschieden und keiner Niederlage.

Aufgrund seines Engagements als Arzt lehnte er 1892 ein Duell gegen Steinitz um die Weltmeisterschaft ab - eine Entscheidung, die Tarrasch die Chance kostete, um den Titel zu spielen, als er möglicherweise das beste Schach seines Lebens spielte. Erst 1908 sollte er eine weitere Chance bekommen.

Die folgende Partie von 1892 zeigt Tarraschs starke Technik in einer etwas trockenen Stellung. Er spielt er die Eröffnung logisch und behält während der gesamten Partie die Initiative. Wieder lässt Tarrasch alles sehr einfach aussehen und gewinnt mit einer einfachen Kombination Material:

Titelanwärter

In den Jahren 1889-1894 gewann Tarrasch vier große Turniere in Folge und war möglicherweise der stärkste Spieler der Welt. Nachdem er 1892 auf das Duell mit Steinitz verzichtet hatte, gewann er das Dresdner Turnier von 1892. Nach diesem Turnier forderte der damals noch junge Lasker Tarrasch zu einem Match heraus, das Tarrasch jedoch ablehnte.

Tarrasch sagte, dass Lasker zuerst ein internationales Turnier gewinnen sollte, bevor er ihn herausfordern könnte. Stattdessen forderte Lasker dann 1894 Weltmeister Steinitz heraus und besiegte ihn. Lasker wurde damit - ohne jemals ein Match gegen Tarrasch gespielt zu haben - der zweite offizielle Weltmeister, was Tarrasch sicher hart getroffen haben dürfte.

Tarrasch setzte sein dominantes Turnierspiel fort und gewann 1894 das Turnier in Leipzig. In diesem Beispiel aus dem Turnier zeigt er wieder einen fantastischen Angriff:

Zwischen 1895 und 1903 setzte Tarrasch sein starkes Turnierspiel fort. 1895 belegte er beim Hastings-Turnier hinter Harry Pillsbury, Mikhail Chigorin und Lasker (aber vor Steinitz und 17 weiteren starken Spielern) den vierten Platz. Im Nürnberger Turnier von 1896 belegte Tarrasch (gemeinsam mit Pillsbury) hinter Geza Maroczy, aber vor David Janowsky, Steinitz, Carl Schlechter, Mikhail Chigorin und weiteren, den dritten Platz.

1898 gewann Tarrasch vor Pillsbury, Janowsky, Steinitz, Schlechter, Steinitz, Maroczy und anderen das Wiener Turnier. Lasker nahm an diesem Turnier aber nicht teil. 1903 gewann Tarrasch das Monte-Carlo-Turnier (vor Maroczy, Pillsbury, Schlechter und anderen). Nach diesem Turniersieg forderte Tarrasch Lasker zu einem Match um die Weltmeisterschaft heraus, die dieser auch annahm. Das Match sollte 1904 stattfinden, aber Tarrasch wurde bei einem Eislaufunfall verletzt und so fand die Weltmeisterschaft von 1904 nie statt.

Tarrasch vs Chigorin
Tarrasch (links) und Chigorin 1893. Foto: Wikimedia.

1905 spielte Tarrasch ein 17-Partien-Match gegen Frank Marshall, der gerade das Cambridge Springs-Turnier von 1904 vor Weltmeister Lasker gewonnen hatte. Das Match verlief aber alles andere als Spannend. Tarrasch besiegte Marshall locker mit 12:5 (acht Siege, eine Niederlage, acht Remis). Trotz dieses Sieges nannte Lasker aber nur Chigorin und Maroczy als würdige Titelanwärter. Obwohl Lasker versuchte, ein Match mit Maroczy zu arrangieren, kam es nie zustande. 1907 spielte Marshall gegen Lasker um die Weltmeisterschaft, war aber Lasker klar unterlegen.

1907 gewann Tarrasch erneut in Ostende. Die Schachwelt war von Tarrasch begeistert und wollte eine Weltmeisterschaft zwischen Lasker und Tarrasch sehen. Dieser dritte Versuch, ein Match zwischen Lasker und Tarrasch zu arrangieren, war schließlich erfolgreich und das lang erwartete Duell um die Weltmeisterschaft zwischen Lasker und Tarrasch sollte 1908 stattfinden.

Weltmeisterschaft

Im Laufe der Jahre hatte sich zwischen Lasker und Tarrasch eine heftige Rivalität entwickelt. 1892 hatte Tarrasch Lasker noch ausgelacht, als er um ein Match bat und 1904 war Tarrasch verärgert, dass Lasker das geplante Match nicht verschoben hatte. Als die Spieler für das Weltmeisterschaftsspiel 1908 vorgestellt wurden, sagte Tarrasch angeblich: "Für Sie, Dr. Lasker, habe ich nur drei Worte: Schach und Matt."

Lasker vs Tarrasch 1908
Lasker (links) bei der Weltmeisterschaft 1908 gegen Tarrasch. Foto: Wikimedia.

Leider war das Match dann aber nicht ganz so aufregend wie die Eröffnungsfeier - Lasker besiegte Tarrasch mit 10,5 : 5,5 (acht Siege, drei Niederlagen, fünf Unentschieden). Tarrasch verpasste dabei mehrere Gewinnchancen und die meisten glaubten, dass er nicht auf seinem höchsten Niveau spielte. Diese Weltmeisterschaft sollte dann auch Tarraschs einzige Chance auf den Titel bleiben.

In der 10. Partie überspielte Tarrasch Lasker in einem Mittelspiel mit ungleichfarbigen Läufern. In dieser Partie ist Tarraschs Technik sehr gut zu sehen und wie er strategische mit taktischen Ideen vermischt - eine ästhetisch sehr ansprechende Partie:

Das Leben nach der Weltmeisterschaft

Trotz der Niederlage gegen Lasker war Tarrasch aber natürlich weiterhin ein Weltklassespieler und stellte dies noch oft unter Beweis. Zwischen 1910 und 1922 bestand Tarrasch mit seinem positionellen Spielstil gegen eine neue Generation hypermoderner Spieler wie Aaron Nimzowitsch, Richard Reti und andere. Besonders beim berühmten Turnier von St. Petersburg im Jahr 1914 zeigte er eine ganz starke Leistung. 

Tarrasch besiegte Jose Capablanca und Nimzowitsch und belegte hinter dem amtierenden Weltmeister Lasker und den künftigen Weltmeistern Capablanca und Alexander Alekhine (aber vor Marshall, Akiba Rubinstein, Nimzowitsch, Janowsky, Isidor Gunsberg und weiteren) den vierten Platz. Tarrasch hat dann noch bis in die 1920er Jahre gespielt, aber nach dem Turnier in St. Petersburg nahm seine Spielstärke langsam aber stetig ab.

Dr. Siegbert Tarrasch
Dr. Siegbert Tarrasch. Foto: Wikimedia.

In dieser fantastischen Angriffspartie aus dem Turnier von 1914 zerstörte Tarraschs Läuferpaar den Königsflügel von Nimzowitsch, dessen König von g1 bis nach d7 lief, wo er dann schließlich mattgesetzt wurde!

Vermächtnis

Obwohl Tarrasch nie ein Vollzeit-Schachspieler war, ist er eine Schachlegende. Seine Karriere erstreckte sich von den 1870er bis in die 1920er Jahre und er war einer der kenntnisreichsten Spieler seiner Zeit. Er schrieb viele Schachbücher und machte in diesen seine Kenntnisse dem Durchschnittsspieler zugänglich. Seine Schriften brachten ihm den Spitznamen "Der deutsche Lehrer" ein und seine Beiträge zur Eröffnungstheorie werden bis heute verwendet.

Obwohl er bei seinem einzigen Versuch, den Weltmeistertitel zu erringen, gegen Lasker verloren hat, werden seine Partien immer noch in Büchern
, Artikeln und Videos behandelt. Als Weltklassespieler, der sogar um die Weltmeisterschaft spielte, wird Tarrasch immer einen besonderen Platz in der Schachgeschichte einnehmen.

Siegbert Tarrasch starb 1934. Er wurde auf dem Münchner Nordfriedhof beerdigt.

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