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Carlsen gewinnt das Clutch Chess International
Carlsen back to shushing when sure of victory. Image courtesy Saint Louis Chess Club.

Carlsen gewinnt das Clutch Chess International

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Weltmeister Magnus Carlsen hat das Clutch Chess International gewonnen. In der zweiten Hälfte des Finales, das am Sonntag gespielt wurde, hatte der Norweger die erste Clutch-Partie gegen Fabiano Caruana verloren und stand damit schon am Rande einer Niederlage. Ab dann hat er aber geliefert.

Als er sich seines Sieges sicher war, hielt Carlsen wieder seinen Zeigefinger vor seinen Mund. Eine Geste, die auch viele NBA Basketballer zeigen, wenn sie nach einer dominanten Vorstellung ihre Kritiker zum Schweigen auffordern wollen. Das letzte Mal hatte Carlsen diese Geste beim Sinquefield Cup 2018 gezeigt. Dort spielte er ebenfalls gegen Caruana, aber da er danach seine vielversprechende Stellung nicht in einen Sieg ummünzen konnte, wurde sie zu einem Eigentor.

Fast zwei Jahre später war sich Golden State Warrior-Fan Carlsen seines Sieges so sicher, dass er die Geste wiederholte und dieses Mal gewann er dann auch die Partie.

"Ich habe schon öfters davon abgesehen, diese Geste zu zeigen, wenn ich gute Gewinnchancen hatte. Wenn ich sie erst nach der Partie zeige, riskiere ich natürlich nicht, gedemütigt zu werden", sagte Carlsen. "Warum sollte ich mich dieser Gefahr aussetzen? Aber heute hatte ich das Gefühl, dass es ein angemessener Moment war. Aber ich verspreche, dass ich die Geste in Zukunft auch zeigen werde, wenn ich etwas zu verlieren habe!"

Das Finale nahm einen unglaublichen Verlauf. Nach zwei Remis zu Beginn wurden 9 der nächsten 10 Partien entschieden! Carlsen beschrieb dies mit einer weiteren Basketball-Analogie: "Es gab im gesamten Duell keine Siegesserien, was ziemlich krank war. Es war also wirklich so, als würden beide Teams bei jedem Ballbesitz einen Korb erzielen."

Am letzten Tag startete Carlsen mit einem guten Sieg, gab jedoch zu, dass sein Gegner in den nächsten vier Partien das bessere Schach spielte. Nach einem Remis in der achten Partie erzielte Caruana in der neunten Partie den Ausgleich, aber Carlsen schlug in Partie Nummer 10 sofort zurück (alle Partien könnt Ihr Euch am Ende des Artikels ansehen).

Sehen wir uns die erste Clutch-Partie vom Sonntag an. Mit dieser Partie war es Caruana gelungen, einen 6.5 : 5.5 Rückstand in einen 8.5 : 6.5 Vorsprung zu verwandeln. Damit hatte er zum vierten Mal in diesem Finale einen Rückstand aufgeholt und sich zum ersten Mal eine Führung erspielt. Im Mittelspiel dieser Partie hatte er die vollständige Kontrolle übernommen:

"Das war eine wichtige Partie - und ich glaube, es war auch eine ziemlich gute," sagte Caruana.

Carlsen ließ sich von dieser Niederlage aber nicht allzu sehr stressen. "Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich ruhig", sagte er. "Ich wusste, dass ich noch eine Chance haben würde, und so wie die elfte Partie verlaufen war, hatte ja genügend Zeit, mich mit der Tatsache abzufinden, dass ich verlieren würde. Ab diesem Zeitpunkt habe ich die Herausforderung einfach genossen."

Ab dann hätte das Finale für ihn nicht besser laufen können: "Es war wie ein Traum. Alles, was ich versucht habe, hat funktioniert. Ich musste nichts erzwingen und als ich die Chance bekam, habe ich sie beim Schopf gepackt."

"Ich hatte nicht gedacht, dass ich diese Partie verlieren würde, aber dann ist irgendwas schiefgelaufen," sagte Caruana. "Ehrlich gesagt, habe ich nicht damit gerechnet, dass er das wiederholen würde. Ich sah schon am ersten Tag, dass 6...b5 ein vernünftiger Zug ist, aber ab da bin ich einfach überspielt worden. Es war keine besonders gute Partie. Ich habe viel zu viele Fehler gemacht. Ich bin mir sicher, dass er gut gespielt hat, aber ich bin einfach nie in die Partie gekommen."

Fabiano Caruana 2020 Clutch Chess International final
Fabiano Caruana. Foto: Saint Louis Chess Club.

Carlsen machte seinem Gegner ein Kompliment und stimmte den Kommentatoren zu, dass Caruanas Ruf, bei schnelleren Zeitkontrollen nicht zur Weltspitze zu gehören, veraltet ist: "Ich muss sagen, dass Fabi im Blitz- und Schnellschach unglaubliche Fortschritte gemacht hat. Nach unseren heutigen Partien zu urteilen hätte er den Sieg genauso verdient gehabt, wie ich. Für sein sehr gutes Spiel verdient er einfach nur Anerkennung."

Und was hat es mit der "Schweige-Geste" auf sich? "Zumindest gebe ich meinen Gegnern Munition und ich bin mir sicher, dass ich diese Geste noch oft zu sehen bekommen, wenn ich Partien verliere. Und das nicht nur von Anish Giri!"

Magnus Carlsen 2020 Clutch Chess International final
Magnus Carlsen. Foto: Saint Louis Chess Club.

Alle Partien vom Sonntag

Clutch Chess International final bracket
Das Clutch Chess International war ein KO-Turnier für 8 Spieler. Es fand vom 6. bis zum 14. Juni auf Lichess statt und wurde vom Saint Louis Chess Club organisiert. Das Preisgeld betrug $265.000. $50,000 davon gingen an den Sieger.

Die Bedenkzeit betrug 10 Minuten für die Partie plus 5 Sekunden pro Zug. Jedes Duell bestand aus 12 Partien, die in einem Zeitraum von 2 Tagen gespielt wurden. Die letzten beiden Partien eines jeden Tages waren "Clutch-Partien". Bei diesen Partien wurde am ersten Tag die doppelte und am zweiten Tag die dreifache Punktzahl vergeben. Außerdem gab es bei den Clutch-Partien einen Sonderbonus in Höhe von $2.000 am ersten Tag und $3.000 am zweiten Tag.


Weitere Berichte über das Clutch Chess International (alle auf Englisch):

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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