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Der Höhenflug geht weiter: Dinara Wagner gewinnt auch gegen Lagno
Dinara Wagner. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Der Höhenflug geht weiter: Dinara Wagner gewinnt auch gegen Lagno

NM_Vanessa
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Dinara Wagner sorgt beim Damen Grand Prix in Nikosia weiterhin für Furore und ist drauf und dran, eine der größten Überraschungen der gesamten Schachgeschichte zu landen. In der siebten Runde besiegte sie die Weltklasse-Spielerin Kateryna Lagno mit den schwarzen Figuren und führt jetzt alleine die Tabelle an. 

In der Live-Weltrangliste hat Dinara jetzt schon 24 Elo Punkte gewonnen und ist erstmals in ihrer Karriere in die Top 30 der Welt vorgestoßen.

Die achte Runde beginnt am Mittwoch, dem 24. Mai, um 14.00 Uhr.

 

So könnt Ihr zusehen:
Alle Partien des FIDE-Damen Grand Prix findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Nach ihrem entspannenden freien Tag am oder im Mittelmeer kehrten die Spielerinnen mit frischem Elan an die Bretter zurück.

Kiolbasa gegen Dzagnidze

In einem äußerst dynamischen sizilianischen Duell expandierte Oliwia Kiolbasa aggressiv am Königsflügel und opferte einen Bauern am Damenflügel, um die schwarzen Felder ihrer Gegnerin zu schwächen. Im Geiste der Stellung konterte Nana Dzagnidze, indem sie den Bauern zurückgab und selbst Druck erzeugte. Während die 23-jährige Internationale Meisterin ihre Schwerfiguren auf den schwarzen Königsflügel stürzte, bereitete die erfahrene Großmeisterin einen taktischen Schlag vor, der wie ein Blitz aus heiterem Himmel einschlug. Wer kann ihn finden?

Schwarz am Zug bricht durch die weiße Stellung:

Und hier ist die ganze Partie:

Lagno gegen Wagner

Lagno entschied sich gegen Wagners Sizilianer für die Rossolimo-Variante und führte die Stellung in positionelle Gebiete, in denen sie sich aber einige dynamische Möglichkeiten offenhielt. Im Mittelspiel, als Lagno das Zentrum mit 34.e5 aufsprengte, kam dann das latente Potenzial zum Vorschein und Lagno begann, den schwarzen König mit ihren Figuren zu umkreisen.

Ganz im Geiste des energischen Charakters der Stellung wehrte Wagner die Drohungen ihrer Gegnerin ab und aktivierte gleichzeitig ihre eigenen Figuren. Im letzten Zug vor der Zeitkontrolle unterlief Lagno dann ein Fehler, der Wagner eine fantastische Taktik ermöglichte und die deutsche Nationalspielerin brachte nicht lange, um sie zu finden. Hättet Ihr die Taktik ebenfalls entdeckt?

Schwarz am Zug gewinnt entscheidendes Material

Nach der Partie sagte Wagner, dass ihr die Komplexität der Partie entgegenkam: "Wenn ich mit Schwarz spiele, bin ich normalerweise mit einem Remis zufrieden. Als es aber richtig kompliziert wurde, dachte ich mir: Das ist meine Chance. Vielleicht kann ich die Sache etwas aufpeppen."

 Ich dachte mir: Das ist meine Chance. Vielleicht kann ich die Sache etwas aufpeppen.

-Dinara Wagner

Kosteniuk gegen Assaubayeva

Bibisara Assaubayeva errang gegen Alexandra Kosteniuk ihren ersten Sieg bei diesem Turnier. Die Schweizer Großmeisterin opferte einen Bauern, um die Aktivität ihrer Figuren zu erhöhen und Druck auf den schwarzen f7-Bauern auszuüben. Trotz des Rückstands in der Entwicklung fand Assaubayeva aber eine Gelegenheit, die aktiven Figuren ihrer Gegnerin zurückzudrängen und die Oberhand zu gewinnen. Wie gelang es Assaubayeva, der zwölften Weltmeisterin der Damen die Initiative zu entreißen?

Schwarz am Zug bringt den weißen Angriff ins Stocken:

Obwohl Kosteniuk danach noch alles versuchte, um ein Gegenspiel aufzuziehen, verwandelte die kasachische Nationalspielerin ihren Mehrbauern und Großmeister Rafael Leitao zeigt uns, wie sie das gemacht hat.


Nach der Partie konnte Assaubayeva endlich ihr erstes Interview bei diesem Turnier geben:

Bibisara Assaubayeva (links) und Alexandra Kosteniuk. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Mammadzada gegen Goryachkina

In der Partie gegen die Nummer 2 der Welt dominierte Gunay Mammadzada mit ihren wilden Springern das Zentrum und erspielte sich eine souveräne Stellung. Mit ausgeprägtem taktischen Bewusstsein im entscheidenden Moment eroberte die aserbaidschanische Nationalspielerin dann sogar die Dame ihrer Gegnerin.

Aleksandra Goryachkina hatte aber einen Turm und einen Springer für die Dame und konnte ihre verbliebenen Kräfte koordinieren, um ein Gegenspiel gegen den weißen König und die schwachen weißen Bauern zu generieren. Am Ende lief Mammadzada sogar Gefahr, von den aktiven schwarzen Figuren und einem weit fortgeschrittenen Freibauern überwältigt zu werden und begnügte sich mit einem Dauerschach.

Gunay Mammadzada (links) und Aleksandra Goryachkina. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Tan gegen Khotenashvili

Auch Bela Khotenashvili überlebte auch den Verlust ihre Dame gegen einen Turm und eine Leichtfigur. In der Eröffnung schuf Tan ein dominantes Zentrum mit Bauern auf d5 und e5, unterstützt durch Bauern auf c4 und f4. Indem sie ihre Stellung Zug für Zug verbesserte, wuchs Tans Raumvorteil zu überwältigenden Ausmaßen an.

In der kritischen Stellung wandelte die 16. Weltmeisterin ihren großen positionellen Vorteil in einen materiellen um, gab aber dabei Khotenashvili auch Chancen auf ein Gegenspiel. Da er keinen Gegenspieler hatte, konnte der weißfeldrige Läufer von Schwarz die Felder eine Farbe auf dem Brett kontrollieren und die weißen Bauern aufhalten. Als dann mehr und mehr Figuren das Brett verließen, bekam die georgische Großmeisterin sogar die Chance, ihre verbundenen Freibauern am Damenflügel über das Brett zu rollen. Letztendlich entschied sich auch Tan, die Partie mit einem Dauerschach zu beenden. 

Shuvalova gegen Harika

Polina Shuvalova und Harika Dronavalli schienen ihre Eröffnungsvorbereitung im Vier-Springer-Spiel gegenseitig auf die Probe zu stellen. In einer höchst theoretischen Partie opferte Harika zwei Bauern und zwei Qualitäten, um ein Dauerschach zu erzwingen. Shuvalova beendete die Partie mit sechs Minuten mehr auf der Uhr als zu Beginn und auch Harika hatte nur 13 Minuten ihrer Bedenkzeit verbraucht, um diese sehr komplexe Stellung zu meistern. Das zeigt, dass beide Spielerinnen ihre Hausaufgaben gemacht hatten.

Ergebnisse - Runde 7

Weiß Schwarz
Kosteniuk 0 - 1 Assaubayeva
Lagno 0 - 1 Wagner
Kiolbasa 0 - 1 Dzagnidze
Mammadzada 1/2 - 1/2 Goryachkina
Shuvalova 1/2 - 1/2 Harika
Tan 1/2 - 1/2 Khotenashvili

Die (sehr erfreuliche) Tabelle nach der 7. Runde

Wagner hat in der achten Runde gegen Shuvalova mit Weiß die Chance, ihre Führung auszubauen. Allerdings hat sich die ehemalige U21-Weltmeisterin in diesem Turnier bislang als unerbittliche Kämpferin präsentiert und wird sicher selbst versuchen auf Sieg zu spielen und die Tabellenführung zu übernehmen.

Die Paarungen der achten Runde:

Weiß Schwarz
Assaubayeva  -  Khotenashvili
Goryachkina  -  Tan
Harika  -  Mammadzada
Wagner  -  Shuvalova
Dzagnidze - Lagno
Kosteniuk - Kiolbasa

Alle Partien - Runde 7


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NM Vanessa West

Vanessa West is a National Master, a chess teacher, and a writer for Chess.com. In 2017, they won the Chess Journalist of the Year award.

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