Die besten Schachspieler der Welt

Aron Nimzowitsch

Aron Nimzowitsch
Vollständiger Name
Aron Nimzowitsch
Gelebt von
Nov 7, 1886 - Mar 16, 1935 (Alter 48)‎
Geburtsort
Riga, Russisches Zarenreich (heute: Lettland)
Föderation
Dänemark

Bio

Aron Nimzowitsch war ein lettisch-dänischer Schachspieler, der vor allem durch sein Buch "Mein System" (engl. Original "My System") aus dem Jahr 1925 bekannt wurde. In diesem Buch beschreibt er seine Herangehensweise an das Schach und es wurde zur Grundlage einer als Hypermoderne Schule bekannten Stilrichtung. In den 1920er und frühen 1930er Jahren war Nimzowitsch einer der besten Spieler der Welt.

Die Anfänge seiner Karriere

Nimzowitsch wurde am 7. November 1886 – 50 Jahre und zwei Tage vor Weltmeister Mikhail Tal – in Riga geboren. 1904 studierte Nimzowitsch in Berlin Philosophie und dort begann auch seine ernsthafte Schachkarriere, in der er hauptsächlich in deutschen Vereinen und bei Turnieren in Deutschland spielte. 1910 belegte er bei einem Turnier in Hamburg hinter Carl Schlechter, aber vor Spielern wie Rudolph Spielmann, Frank Marshall, Alexander Aljechin, Siegbert Tarrasch und Savielly Tartakower den dritten Platz. Bei diesem Turnier kam es auch zur ersten ernsthaften Partie zwischen Nimzowitsch und seinem langjährigen Rivalen Tarrasch. Es sollte nicht die letzte bleiben...

Mid-Career

Die Russische Revolution von 1917 löste eine Kette von Ereignissen in Nimzowitschs Privatleben aus, die 1922 mit seinem Umzug nach Dänemark endeten. Kurz nachdem er sich dort niedergelassen hatte, begann Nimzowitsch als Schachspieler langsam aber sicher seinen Höhepunkt zu erreichen.

Ein Jahr nach seinem Umzug nach Dänemark gewann Nimzowitsch ein Turnier in Kopenhagen mit zwei Punkten Vorsprung auf eine sechsköpfige Verfolgergruppe. Dort spielte er seine vielleicht bekannteste Partie.

Zwei Jahre später begann Nimzowitsch, die Methoden zu dokumentieren, mit denen er solche Partien gewann. 1925 begann er mit der Arbeit an dem Buch "Mein System" und 1927 wurde er damit fertig. In dieser Zeit spielte er aber weiterhin sehr erfolgreiches Schach. Im Jahr 1925 wurde Nimzowitsch im tschechoslowakischen Marienbad geteilter Erster und bei einem Turnier in Breslau (damals Deutschland, heute Polen) wurde er Zweiter.

1926 spielte Nimzowitsch seine bei einem Turnier in Dresden, das er mit einem nahezu perfekten Ergebnis von 8.5/9 und mit 1.5 Punkten Vorsprung auf Aljechin gewann, gegen Paul Johner seine berühmte Dd8-d7-f5-h7 Partie. Johner war Nimzowitschs einziger Gegner im Turnier, der mit 1.d4 eröffnete und ihm damit erlaubte, die Nimzo-Indische Verteidigung zu spielen.

Angesichts seiner Ergebnisse in Kopenhagen 1923, Marienbad 1925, Dresden 1926 und anderswo ist es keine Überraschung, dass Nimzowitsch Mitte der 1920er Jahre zuversichtlich genug war, um Jose Raul Capablanca zu einem Match um die Weltmeisterschaft herauszufordern. Da Nimzowitsch jedoch nicht die dafür benötigten Mittel auftreiben konnte, spielte Capablanca stattdessen 1927 gegen Aljechin und verlor die Krone.

Mein System

Als Nimzowitsch damit begann, für das Buch "Mein System" die Elemente des Schachs zu dokumentieren, legte er seinen größten Fokus auf das Zentrum des Schachbretts. Tatsächlich wurden Nimzowitsch und die anderen Spieler der Hypermodernen Schule für ihre neuartige Herangehensweise an das Zentrum bekannt.

Die bekannteste Einsicht von Nimzowitsch und den Hypermodernen findet sich jedoch erst nach etwa zwei Dritteln des Buches. Erst hier schreibt Nimzowitsch, dass es im Zentrum um die Felder und nicht um die Bauern, die es besetzen, geht. Weiter schreibt er, dass Bauern im Zentrum sogar den nachteiligen Effekt haben können, Linien zu schließen und somit die Kontrolle über das Zentrum zu verringern.


Bernhard Kagan
Bernhard Kagan, dessen Verlag die Originalausgabe von My System druckte. Foto: Public domain/Wikipedia.

An dieser Stelle kritisiert Nimzowitsch Tarrasch mit den Worten. Tarrasch "greift die Ideen des Weltmeisters Wilhelm Steinitz auf und serviert sie in einer verdünnten Form... Tarrasch hatte eben die schwachen Punkte des Publikums entdeckt. Er bot ihm Bequemlichkeit, verpackt unter dem Namen Schachwissenschaft." Tarrasch äußerte dann auch Kritik an Nimzowitsch und die Rivalität zwischen den beiden war geboren.

Im Buch "Mein System" geht es aber um viel mehr. Nimzowitsch erklärt auch die Bedeutung von offene Linien und der siebten Reihe für die Türme, Bauernstrukturen wie Isolanis, Bauernketten, Doppel- und Freibauern, die Bedeutung des Läuferpaars und sein berühmtes Konzept der Überdeckung. Somit war es kein Wunder, dass Mein System als eines der wichtigsten Schachbücher aller Zeiten bekannt wurde und sogar Nimzowitschs andere Schachbücher "Die Blockade" und "Die Praxis meines Systems" übertraf.

Die späte Karriere

Mein System war zwar ein großartiges Schachbuch, aber nicht so aufschlussreich, als dass es Nimzowitschs Konkurrenten verraten hätte, wie sie ihn schlagen können und sein Erfolg hielt bis in die frühen 1930er Jahre an. Einige der größten Turniersiege von Nimzowitsch fanden in diesen Jahren statt.

Am bemerkenswertesten davon ist sein Sieg in Karlsbad im Jahr 1929. Nach einer Niederlage gegen Fred Yates in der fünften Runde fiel Nimzowitschs Punktzahl auf 50%, aber danach verlor er keine Partie mehr. In der drittletzten Runde besiegte Nimzowitsch Spielmann in einem Turmendspiel und Spielmann besiegte in der nächsten Runde Capablanca stürzte. Danach waren Nimzowitsch und Spielmann punktgleich und Capablanca folgte den beiden mit einem halben Punkt Rückstand. In der letzten Runde konnten dann Capablanca und Nimzowitsch ihre Partien gewinnen und da sich Spielmann mit einem Remis begnügen musste, hatte Nimzowitsch das Turnier mit einem Ergebnis von 15/21 gewonnen.

Anfangs der 1930er Jahre war Nimzowitsch vielleicht nach Aljechin der zweitbeste Spieler dieser Zeit. 1930 wurde er in San Remo Zweiter und 1931 in Bled Dritter. 1932 und 1933 spielte er jedoch kaum noch und 1934 verlor ein Match gegen Gideon Stahlberg und bei seinem letzten großen Turnier in Zürich landete er nur im Mittelfeld.

Tod und Vermächtnis

1935, im Alter von nur 48 Jahren, starb Nimzowitsch in Kopenhagen an einer Lungenentzündung.

Hinterlassen hat er uns aber eine Neuinterpretation des Schachspiels, die weit über die nach ihm benannte Nimzo-Indische Eröffnung, die er in 28 Turnierpartien gespielt und dabei nur sechs Mal verloren hatte, hinausgeht. Den Zug 1.b3, den Nimzowitsch-Larsen-Angriff, spielte er zwar nur vier Mal in seiner Karriere, gewann aber drei dieser vier Partien. Zu seinen weniger erfolgreichen Eröffnungsideen gehörten 1.e4 c5 2.Sf3 Sf6 und 1.e4 Sc6. Obwohl Nimzowitsch mit diesen Eröffnungen insgesamt 24 von 33 gespielten Partien gewann, gelten sie heute als minderwertig.

Aron Nimzowitsch, 1920s
Nimzowitsch in den 1920ern. Foto: Public domain/Wikipedia.

So wichtig Nimzowitschs Beiträge zur Schachtheorie auch sind: Schachspieler sind unabhängig von ihrer Philosophie nur so gut wie ihre Anpassungsfähigkeit am Brett. Nimzowitsch demonstrierte dies in seinen Leistungen gegen einen weiteren Spieler der hypermodernen Schachschule, Richard Reti, gegen den er in 11 Partien 5 Mal gewinnen konnte (bei 5 Remis und nur einer Niederlage) und gegen seinen langjährigen Rivalen Tarrasch, gegen den er ebenfalls 5 Sieg feiern konnte (bei 5 Remis und 2 Niederlagen). Allerdings konnte er nie gegen Capablanca und Aljechin gewinnen. Gegen Emanuel Lasker spielte Nimzowitsch überraschenderweise nur zweimal. Das erste Treffen im Jahr 1914 endete Remis und beim Turnier in Zürich im Jahr 1934 konnte Nimzowitsch gewinnen.

Somit hat Nimzowitsch seinen Platz in der Geschichte als Autor, als Theoretiker und als einer der größten Spieler seiner Zeit und gilt einer der stärksten Spieler aller Zeiten, die nie Weltmeister geworden sind.

Beste Partie


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