Hallo zusammen!
Als Folge der Frage von Mario Schommen möchte ich drei Threads öffnen, die sich um das Thema "Spielstärkesteigerung im Schach" drehen. Es handelt sich hierbei um meine Meinung/meinen Weg, aber ich fahre damit ganz gut. ;-)
Die Themen sollen sein:
1. Wie verbessere ich mein Schach? (dieser Beitrag)
2. Buchliste; Vorschläge für Spieler, DWZ ca. 800-1400
3. Wie analysiere ich überhaupt meine Partien?
a) Spielen, spielen, (aber langsam!) UND analysieren!
Wie ich schon zu Mario sagte, kann wirkliche Verbesserung der Spielstärke nur durch spielen von Partien bei ausreichend langer Bedenkzeit UND anschließender Analyse derselben erreicht werden. Für mich sind Partien mit Fischerbedenkzeit 30/30 (30 Minuten pro Partie + 30 Sekunden Zeitzuschlag pro Zug) oder 45/45 ideal. 30/30 könnt Ihr auf dem Liveschachserver eingeben, wenn Ihr "Standardbedenkzeit" wählt, und einfach 30/30 eingebt. Die Zeit 45/45 ist sogar fest vorgegeben. Hier auch nochmal der Tipp. Bei diesen Zeiten kann man problemlos die Partien auf einem Formular/Zettel mitschreiben (muss ja sowieso in den Ligen gemacht werden bei Fischerzeit!). Echtes Mitschreiben vermeidet m.E. impulsive Fehlzüge und stärkt die Konzentration auf die Partie...
b) Durchsicht der Partien
Idealerweise schaut man sich die gespielten Partien zuerst mit dem Gegner an. Das geht häufig sogar auf dem Server. Die meisten Gegner antworten bei Nachfragen nach längeren Partien/Fernpartien. Es ist immer wichtig zu erfahren, wie der Gegner den Partieverlauf einschätzt, bzw. was er gesehen hat und was nicht.
c) Ratschläge von stärkeren Spielern (im Verein z.B.)
Für mich ist das "Vorführen" der eigenen "Meisterwerke" im Verein, oder direkt nach dem Kampf mit der Mannschaft, immer DIE Möglichkeit von besseren Spielern Tipps zu bekommen und etwas zu lernen, oder auch einfach mal zu sehen, wie wenig (oder viel) man von der Partie überhaupt mitbekommen hat.
d) Lernen durch anderer Leute Partien (=Bücher/Artikel) oder Tipps (auch wieder Bücher....)
Das ist Thema des nächsten Threads! Das Nachspielen von gut kommentierten Partien oder Übungsbeispielen ist DIE Möglichkeit, wenn man keinen Partner zur gemeinsamen Analyse hat.
e) Lösen von Taktikaufgaben
Hier auf dem Server, aber auch auf anderen Servern im Netz, kann man Taktikaufgaben lösen. Das sollte man UNBEDINGT machen! Man erkennt taktische Möglichkeiten deutlich häufiger und schneller, wenn man regelmäßig übt. Auch mit kostenlosem Zugang kann man auf chess.com drei Aufgaben am Tag machen. Unbedingt auch tun! Wichtig!
f) Videos
Das hätte ich mir vor 35 Jahren gewünscht, als ich mit Schach anfing! Die Videos hier auf dem Server waren für mich der Grund, die diamantene Mitgliedschaft nach über einem Jahr "Gold" zu wählen, und ich habe es nicht bereut. Es gibt aber auch reichlich kostenlose Videos im Netz. Von der Qualität gefallen mir sehr gut die vom Schachklub in St. Louis. Einziger Wermutstropfen: Fast alle Videos sind auf Englisch.
g) Einsatz von Computern
Kommt für mich immer erst NACH der Analyse durch mich, bzw. mit anderen. Das hilft mir auch mehr, als eine verfrühte Computeranalyse. Wir Menschen wollen uns Muster einprägen und Verfahren kennenlernen, der Rechner sagt einem nur "Sxe5 +0,31"....
Den Computer setze ich lediglich nachher für taktische Klärungen ein. In der Partie muss ich schließlich auch ohne zurechtkommen.
h) Partien auch mal "ausspielen", Varianten/Eröffnungen auch mal wechseln, an den Schwächen arbeiten!
Ich bin nicht dafür, Partien bis zum Matt hinzuschleppen, wenn man z.B. total hoffnungslos steht, aber manchmal macht man einfach zu früh Remis. Gerade um z.B. Erfahrung im Endspiel zu sammeln, ist es sinnvoll eine "ausgeglichene" Stellung wirklich zu spielen.
Die ständige Wiederholung immer der gleichen Stellungstypen/Eröffnungen ist auch etwas, was die schachliche Entwicklung hemmt. Man verliert auch irgendwann die Lust auf ständig den gleichen Kram...
Ich spiele jetzt deutlich mehr Stellungstypen als noch vor 10 Jahren. Netter Nebeneffekt dabei ist, dass sich die Gegner schlechter vorbereiten können. (Bei uns im Verband werden alle Partien erfasst, blöd manchmal....)
"Schwächen stärken, nicht Stärken stärken".....
Auch noch so ein Thema; bei uns im Verein gibt es einem 1600'er, der seit dreißig Jahren seine Stärke nicht verbessert, weil er ausschließlich strategische Übungen macht und auch ausschließlich seine Partien strategisch anlegt. Alles, was mit Taktik oder Initiative zu tun hat, ignoriert unser Freund beharrlich. Er weiß um seine Schwäche, aber er kann einfach nicht über seinen Schatten springen...
Zum Schluss:
So, das wäre es für heute! In ein paar Tagen kommt die Bücherliste. Danke für Anregungen und Kommentare. Verbesserung im Schach ist halt "Arbeit" im Sinne von ständiger Beschäftigung mit unserem Hobby.
Ich hoffe, ihr könnt damit etwas anfangen und wünsche euch viel Freude mit unserem Hobby "Schach"!
Vieke Grüße, Berni