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Carlsen und Nakamura teilen sich den Sieg beim Chess9LX Turnier
Carlsen und Nakamura im Februar 2018. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Carlsen und Nakamura teilen sich den Sieg beim Chess9LX Turnier

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Weltmeister Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura teilten sich beim Chess9LX Turnier den Sieg und das Preisgeld in Höhe von $31.250. Beide Großmeister erreichten 6 von 9 möglichen Punkten. Die Feinwertung spielte bei diesem Turnier keine Rolle.

Nach dem zweiten Tag lag noch Großmeister Levon Aronian in Führung. Der Armenier erspielte sich aber am letzten Tag nur einen von 3 möglichen Punkten und musste sich am Ende mit dem dritten Platz begnügen.

Die Schachlegende Garry Kasparov erzielte am letzten Tag 3 Remis und beendete das Turnier auf Platz 8. Einen tollen Endspurt legten Fabiano Caruana und Maxime Vachier-Lagrave hin. Beide Spieler erspielten sich am letzten Tag 2.5 Punkte.

Tabelle

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 Punkte SB
1 Nakamura, Hikaru 2829 2903 ½ ½ 1 ½ 0 1 1 ½ 1 6.0 25.25
1 Carlsen, Magnus 2881 2897 ½ ½ 1 0 ½ 1 ½ 1 1 6.0 24.5
3 Aronian, Levon 2778 2867 ½ ½ ½ ½ 1 0 ½ 1 1 5.5 22.5
3 Caruana, Fabiano 2773 2867 0 0 ½ ½ 1 1 1 ½ 1 5.5 20.75
5 So, Wesley 2741 2831 ½ 1 ½ ½ ½ ½ ½ 1 0 5.0
6 Dominguez Perez, Leinier 2786 2750 1 ½ 0 0 ½ 0 ½ ½ 1 4.0 17.25
6 Vachier-Lagrave, Maxime 2860 2741 0 0 1 0 ½ 1 ½ 1 0 4.0 16.75
8 Kasparov, Garry 2783 2710 0 ½ ½ 0 ½ ½ ½ 0 1 3.5
9 Svidler, Peter 2742 2673 ½ 0 0 ½ 0 ½ 0 1 ½ 3.0
10 Firouzja, Alireza 2703 2632 0 0 0 0 1 0 1 0 ½ 2.5

Sowohl Carlsen als auch Nakamura gewannen am letzten Tag eine Partie und remisierten die anderen beiden. Zuerst schlug aber der Weltmeister zu. Während Aronian in der siebten Runde gegen Kasparov nicht über ein Remis hinauskam, besiegte der Weltmeister Peter Svidler und schloss damit in der Tabelle zu Aronian auf:

Ob Vachier-Lagrave vor dem Kandidatenturnier noch ein Turnier spielen wird, steht noch nicht fest. Da war es umso schöner, dass er am letzten Tag noch einmal zeigen konnte, was in ihm steckt. Hier ist sein Sieg aus der siebten Runde über Leinier Dominuez.

Maxime Vachier-Lagrave
Maxime Vachier-Lagrave werden wir wahrscheinlich erst beim Kandidatenturnier wiedersehen. Bild: Saint Louis Chess Club.

Nakamura erzielte in der fünften Runde gegen Alireza Firouzja seinen zweiten Sieg. Es war nicht die einzige Partie, in der das iranische Wunderkind eine vielversprechende Stellung verdarb.

"Ich denke, die Qualität meines Spiels war gar nicht so schlecht, aber ich hätte bessere Ergebnisse erzielen sollen. Ich habe so viele Gewinnstellungen vermasselt," sagte Firouzja nach der letzten Runde. Er freut sich aber bereits auf das nächste Turnier, das vom Saint Louis Chess Club ab Dienstag organisiert wird: "Ich hoffe, diese Erfahrung wird mit beim Blitz- und Schnellschach helfen."

Alireza Firouzja Chess9LX
"Firouzja: Es war eine Ehre, dass ich mitspielen durfte." Bild: Saint Louis Chess Club.

Nakamura wies darauf hin, dass sowohl er als wahrscheinlich auch Carlsen gemischte Gefühle hatten, weil sie beide in der letzten Runde Gewinnstellungen hatten. Anschließend überlegte er, welche Auswirkungen die verschiedenen Anfangsstellungen auf die Spieler haben:

"In den meisten Schach960 Stellungen kann man früh einen Vorteil bekommen und man ihn verpasst, muss man noch die ganze Partie spielen. Es ist aber nicht wie im normalen Schach, wo erst im Mittelspiel etwas passiert. Wenn Du da eine Chance hast, dann hast Du sie und wenn Du sie verpasst, hast Du immer noch eine stabile Stellung. Im Schach960 passiert das aber in der Eröffnung und wenn Du die Stellung verbockst, musst Du die ganze Partie mit dieser Stellung spielen. Ich denke, das macht es psychologisch sehr schwierig. Ich denke, viele Spieler hatten großartige Stellungen und haben sie dann vermasselt und dann war es schwer, sich nicht einfach entmutigen und durcheinander bringen zu lassen."

Hikaru Nakamura Chess960 Chess9LX
Nakamura gab einige psychologische Einblicke in Schach960. Bild: Saint Louis Chess Club.

Carlsen hätte das Turnier auch alleine gewinnen können, aber kurz vor dem Ende seiner letzten Partie verpasste er einen Sieg gegen Aronian.

"Es war auf jeden Fall schade, weil ich das Gefühl habe, bis zu einem gewissen Punkt ein ziemlich anständiges Positionsspiel gespielt zu haben," sagte Carlsen. "Dann geriet es ein bisschen außer Kontrolle und am Ende habe ich einfach nur einen Zug nicht gesehen. Diese Dinge passieren natürlich. Mein Ärger über den verpassten Sieg hat sich allerdings abgeschwächt, als ich gesehen habe, dass Nakamura die letzte Partie auch nicht gewonnen hatte. Das hat geholfen."

Nicht zum ersten Mal in diesem Sommer landeten Carlsen und Nakamura gemeinsam an der Spitze. Der Weltmeister lobte seinen Rivalen: "Ich bin sehr beeindruckt von dem, was er geschafft hat. Er hatte ja die erste Partie gegen Dominguez verloren und ist dann so stark zurückgekommen. Offensichtlich hatte er mich auch irgendwie in den Seilen und wenn diese Partie gewonnen hätte, hätte er das Turnier gewonnen. Er findet immer wieder Wege, diese Jungs zu schlagen, und die Art wie er derzeit spielt, ist sehr beeindruckend."

Magnus Carlsen Chess9LX
Carlsen hatte in diesem Turnier viele Male über seine rechte Schulter geschaut. Er enthüllte mit einem Lächeln, dass er sich während seiner Partien die Tennis US-Open auf einem großen Fernseher angesehen hatte. Bild: Saint Louis Chess Club. 

Am Ende zeichnete sich dieses Schach960-Turnier durch die einfache Tatsache aus, dass Kasparov dabei war. Obwohl seine Ergebnisse nicht annähernd denen seiner besten Tage entsprechen, genossen die Fans (und die anderen Spieler!) seine Teilnahme.

Kasparov beendete das Turnier dann mit drei Remis, über die er sagte: "Ich musste mich von der gestrigen Katastrophe erholen und wollte nur sehr solides Schach spielen."

Dann erwähnte er erneut seinen schrecklichen Fehler in der Partie gegen Caruana: "Wie jemand auf Twitter scherzte, hassen mich Computer einfach!"

Kasparov Chess9LX
Kasparov: "Computer hassen mich!" Bild: Saint Louis Chess Club.

Kasparov gab auch bekannt, dass er vor dem Event 16 Trainingspartien mit Svidler gespielt hatte und dass er dort viel besser Schach gespielt hatte. Warum hat es dieses Wochenende nicht funktioniert?

"Es ist sehr schwierig in die richtige Stimmung zu kommen, wenn man weiß, dass einem Menschen dabei zusehen. Irgendwie spiele ich viel besser, wenn mir niemand zusieht."

Irgendwie spiele ich viel besser, wenn mir niemand zusieht.
—Garry Kasparov

Es ist schön zu wissen, dass diese Trainingspartien tatsächlich veröffentlicht werden könnten. Kasparov sagte, wenn Svidler zustimmt, würde er sich freuen, sie zu veröffentlichen: "Einige von ihnen haben mich sehr stolz gemacht. Ich wünschte, ich hätte hier die gleiche Art von Magie zeigen können."

Dass er immer noch Spaß am Schach hat, wurde noch einmal deutlich, als er seine Partie gegen Dominguez analysierte:

Aber leider werden wir Kasparov in diesem Jahr wohl nicht mehr spielen sehen. Er sagte:

"Ich bin nur noch ein Amateur. Mein Leben ist voll mit vielen anderen Dingen und ich finde nur wenig Zeit, um Schach zu üben und zu spielen. Ich weiß, dass mich die Leute spielen sehen wollen und hoffe, dass ich sie nicht enttäuscht habe. Ich hatte aber Spaß und solange ich Spaß habe und die Leute glücklich sind, werde ich das auch weiterhin machen."

Chess9LX, Tag 3 | Alle Partien

Das Chess9LX Turnier wurde vom 11. bis zum 13. September auf lichess ausgetragen und war mit $150.000 dotiert. Die Bedenkzeit betrug 20 + 10.

Bereits am Dienstag treten viele der Teilnehmer beim Schnellschach und Blitzturnier erneut gegeneinander an. Kasparov und Caruana haben jedoch andere Pläne. Während sich Kasparov wieder um andere Sachen kümmert wird Caruna, der sich bereits in Deutschland aufhält, vom 16. bis zum 20. September beim Finale der Bundesliga in Karlsruhe für die OSG Baden-Baden im Einsatz sein und danach nach Stavanger reisen und beim Norway Chess mitspielen.

Caruana Chess9LX
Caruana wird in der Bundesliga zum ersten Mal seit März wieder an einem Schachbrett sitzen. Bild: Saint Louis Chess Club.

Alle weiteren anstehenden Top-Turnier findet ihr auf dem Turnierkalender von Chess.com.


Weitere Berichte über dieses Turnier (alle auf Englisch):

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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