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Hikaru Nakamura gewinnt die Schach960 Weltmeisterschaft
Nakamura ist der neue Schach960 Weltmeister. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Hikaru Nakamura gewinnt die Schach960 Weltmeisterschaft

JackRodgers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Hikaru Nakamura hat am Sonntag ein spannendes Finale gegen Ian Nepomniachtchi gewonnen und wurde dadurch neuer FIDE Schach960 Weltmeister.

Nachdem das Finale nach den vier regulären Partien 2:2 Unentschieden geendet war, spielte Nakamura ein glänzendes Armageddon, das Bobby Fischer, dem Erfinder dieses Formates, alle Ehre gemacht hatte und konnte 50 Jahre nach dem Sieg seines Landsmanns über Boris Spassky ebenfalls in Reykjavik einen WM-Titel gewinnen.

Nakamura gewann damit $150.000, während der Rest des Preisgeldes in Höhe von $400.000 unter den anderen sieben Teilnehmern des Finales aufgeteilt wurde.

Im "Spiel um Platz 3" besiegte Magnus Carlsen Schnellschach-Weltmeister Nodirbek Abdusattorov und sicherte sich damit ebenfalls einen Platz auf dem Podest.

  So haben wir die Schach960 WM übertragen:
Die gesamte Schach960 WM mit Kommentaren von Steve Berger konntet Ihr auf Chess.com/TV ansehen. Die Aufzeichnungen der Übertragungen findet Ihr auf unseren Kanälen auf Twitch und YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien der WM auf unserer Event-Seite.

Die Live-Übertragung des Finales

Schon vor dem Finale stand fest, dass die Schachwelt einen neuen Weltmeister zu sehen bekommen würde und nicht nur deshalb war die Spannung um 15.00 Uhr Ortszeit, als die Uhren zu ticken begannen, sehr hoch.

Die Ausgangsstellung für die ersten beiden Partien war relativ überschaubar. Zu den Hauptmerkmalen gehörten die Damen in den Ecken und die Läufer auf ihren normalen Feldern.

In der ersten Partie erlangt Nakamura mit Schwarz schnell die Kontrolle über das Zentrum und drängte Nepomniachtchi zurück. Unfähig, Nakamura die Initiative abzuringen, erlag Nepomniachtchi schließlich einer Taktik, bei der er eine Figur verlor.

Obwohl diese frühe Niederlage seine Chancen auf den Titel geschmälert hatte, wusste Nepomniachtchi nur zu gut, dass ein Comeback möglich war. Schließlich hatte er ja schon am Samstag im Halbfinale die erste Partie gegen Carlsen verloren.

Nepomniachtchis Minen während seiner Partien sind fast schon zu seinem Markenzeichen geworden. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

In der zweiten Partie gelang es Nakamura, eine Stellung zu erreichen, die seiner bewährten Nimzowitsch-Larsen-Eröffnung ähnelt, die er seit Jahren erfolgreich bei Online-Turnieren einsetzt. Bis zum 40. Zug hatte Nakamura einen Vorteil von +2,5, aber anstatt nach einem Gewinn zu suchen, entschied er sich dafür, die Züge zu wiederholen.

Bereits unter ziemlichen Druck stehend, schlug Nepomniachtchi dann in der dritten Partie zurück und fügte Nakamura seine erste (und einzige) Niederlage des gesamten Turniers zu. Der Russe spielte mit Schwarz eine klinisch genaue Eröffnung und opferte selbstbewusst im 20. Zug eine Qualität, um Angriffslinien am Damenflügel zu öffnen und konnte damit den Spielstand wieder ausgleichen.

In der vierten Partie verblüffte Nakamura die Zuschauer, als er im 15. Zug, nachdem er früh mit Schwarz ausgeglichen hatte, Remis anbot. Kommentator Hess veranlasste das sogar zu der Frage: "Die Spieler dürfen Remis anbieten?" Beide Spieler waren offensichtlich froh, die Dinge in einem Armageddon zu erledigen, aber der Verlierer würde die unerledigten Geschäfte in der vierten Runde unweigerlich bereuen.

Es fand ein Bieterverfahren statt, um zu entscheiden, wer mit welcher Farbe im Armageddon spielen würde. Nepomniachtchi gewann und durfte mit 13 Minuten auf seiner Uhr mit Schwarz gegen Nakamuras 15 Minuten spielen und würde im Falle eines Remis gewinnen. Kurz darauf wurde dann auch die Anfangsstellung bekannt gegeben und die Spieler hatten fünf Minuten Zeit, um eine Strategie zu entwickeln.

Nachdem er in ein Mittelspiel mit ungleichfarbigen Läufern getauscht hatte, schien Nepomniachtchi die Partie unter Kontrolle zu haben, aber Nakamura verkomplizierte die Partie und konnte seinen allerersten Weltmeistertitel gewinnen. Großmeister Rafael Leitao hat sich diese Partie ganz genau angesehen und für uns analysiert.

Nakamura feierte den historischen Sieg, wie es viele erwartet hatten: Mit einem prompten YouTube-Video, das seine Partien zeigt! Am Ende des Videos erwähnte er, dass er bald nach Toronto reisen würde, wo er am Finale der Chess.com Global Championship teilnehmen wird. Angesichts seiner astronomischen Elo-Leistung von 2924 (berechnet auf der Grundlage der FIDE-Schnellschach-Elo) bei diesem Turnier ist Nakamura zweifellos auch in Toronto einer der Favoriten auf den Sieg.

Abgesehen vom Kampf um den Titel fanden am Sonntag in Reykjavik auch drei Duelle statt, um die Platzierungsreihenfolge für den Rest des Feldes festzulegen. Nach einer enttäuschenden Niederlage im Halbfinale geriet Carlsen auch gegen Abdusattorov früh in Schwierigkeiten und verlor die erste Partie, nachdem der usbekische Großmeister seinen Läufer geschickt gefangen hatte.

Carlsen kämpfte sich schließlich zurück ins Match und konnte Abdusattorov mit 3:1 besiegen und den dritten Platz erreichen. Insgesamt war der Weltmeister eindeutig nicht in Bestform, aber er hat ja im Dezember bei den Blitz- und Schnellschachweltmeisterschaften noch zwei weitere Chancen auf Weltmeistertitel.

Carlsen erspielte sich den dritten Platz. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Vladimir Fedoseev spielte ein sehr gutes Turnier und verwies am letzten Tag sogar Titelverteidiger Wesley So auf den sechsten Platz. Matthias Blübaum wurde siebter und Lokalmatador Hjorvar Gretarsson achter.

Die diesjährige Schach960 Weltmeisterschaft hat die Diskussion über die Zukunft des Schachs neu entfacht und einen erfrischenden Schritt seitwärts von den nahezu perfekten Leistungen der Weltelite in klassischen Turnieren ermöglicht. Sogar Nepomniachtchi twitterte am Sonntag direkt nach seiner Niederlage im Finale, dass er hoffe, in Zukunft mehr Schach960-Turniere zu sehen".


Die Schach960 Weltmeisterschaft wird Euch von der isländischen Regierung und der Stadt Reykjavik präsentiert. Top-Spieler aus der ganzen Welt spielen um einen Anteil am Preisgeld von $400.000 und den Titel des Schach960-Weltmeisters. Schach960 (auch bekannt als Fischer-Schach oder Fischer-Random) ist eine Schachvariante, bei der die Figuren zu Beginn in einer von 960 halb zufälligen Aufstellungen aufgestellt werden. Alle sonstigen Schachregeln bleiben gleich. Die vom 11. Weltmeister Bobby Fischer stark befürwortete Variante umgeht die Eröffnungsvorbereitung und hebt das wahre Schachverständnis der Spieler hervor.


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