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Alexander Grischuk gewinnt das Blitzturnier beim Tata Steel India - für Keymer lief es durchwachsen
Alexander Grischuk. Foto: Vivek Sohani/Tata Steel Chess India.

Alexander Grischuk gewinnt das Blitzturnier beim Tata Steel India - für Keymer lief es durchwachsen

VSaravanan
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Alexander Grischuk bestätigte seinen Ruf als Blitz-Spezialist und gewann das Tata Steel Chess India Open Blitz 2023 mit 12 von 18 möglichen Punkten. Nodirbek Abdusattorov und der nach dem ersten Tag in Führung liegende Praggnanandhaa Rameshbabu teilten sich mit jeweils 11 Punkten den zweiten Platz.

Vincent Keymer kam leider auch am zweiten Tag nicht wirklich in die Gänge und musste sich am Ende mit dem neunten Platz begnügen.

So haben wir das Tata Steel India Chess Open Rapid & Blitz übertragen:

Wir übertrugen das Tata Steel Chess India Rapid and Blitz live und in voller Länge mit fachkundigen Kommentaren von Steve Berger auf Chess.com/TV, Twitch und YouTube.

Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Samstag:

Unterschätzte Remis

Viswanathan Anand erklärte während der Live-Übertragung die beste Einstellung für das Spielen von Blitzturnieren:

Das Schöne am Blitz ist, dass man während der Runden nicht herumsitzen und über irgendetwas nachdenken muss. Du gehst einfach raus und spielst. Wenn du es schaffst, solide zu bleiben, steigt dein Punktestand stetig an. Es wird unterschätzt, dass man mit auch mit vielen Remis ein Turnier gewinnen kann. Eine Niederlage hilft aber grundsätzlich nicht weiter. Man kann ein Blitzturnier sogar mit +2 oder +3 gewinnen, wenn sich alle anderen die Punkte gegenseitig nehmen.

Er wies auch darauf hin, weshalb Grischuk seit Jahrzehnten einer der besten Blitzspieler der Welt ist: "Alexander blitzt einfach gerne."

Der Sieger im Schnellschach, Maxime Vachier-Lagrave (links) und Alexander Grischuk. Foto: Vivek Sohani/Tata Steel Chess India.

Grischuk war mit einem halben Punkt Rückstand auf Praggnanandhaa in den Tag gestartet und spielte den ganzen Tag über konstant. Er erzielte vier Siege, drei Remis und nur eine einzige Niederlage. Damit standen am Ende des zweiten Tages 5.5 Punkte und insgesamt 12 Punkte zu Buche. Im Vergleich dazu hatte Praggnanandhaa drei Siege, drei Unentschieden und drei Niederlagen. Somit erzielte er nur 4.5 Punkte und beendete das Turnier mit 11 Punkten.

Vidit, der am Ende des ersten Tages noch den zweiten Platz belegt hatte, musste an diesem Tag insgesamt sechs Niederlagen hinnehmen, dazu kamen noch zwei Remis und nur ein einziger Sieg.

Eine großartige Aufholjagd gelang Abdusattorov, der sechs Siege, zwei Remis und eine Niederlage verbuchen konnte. Die hohe Anzahl an Siegen ermöglichte es ihm sogar, Grischuks Marsch zum Titel zu gefährden. Letztendlich erreichte er zusammen mit Praggnanandhaa 11 Punkte und verdrängte ihn vom zweiten Platz.

Grischuks erster Sieg des Tages zeigt sein Gespür für das Wesentliche und seinen Angriffsinstinkt. Scheinbar mühelos überspielte er Vidit:

Sein stabiles Spiel brachte ihm auch einen glatten Sieg über Dommaraju Gukesh ein.

Gukesh hatte sich von diesem Turnier sicherlich mehr versprochen, denn durch seine Niederlage gegen Vincent Keymer in der letzten Runde fiel er auf den drittletzten Platz zurück. The Big Greek hat sich diese Partie genau angesehen und zeigt uns, wie Vincent gewinnen konnte:

Die entscheidende Partie des Tages war aber Grischuk gegen Praggnanandhaa. Im Gegensatz zur Partie am Freitag spielte Grischuk mit den schwarzen Figuren von Anfang an aggressive und unterstrich seine Worte vom Vortag: "Ich spiele im Blitz viel aggressiver."

Das ist unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao hat sie für uns analysiert.

Die Verfolger

Praggnanandhaa startete eindrucksvoll in den Tag und spielte gegen Teimour Radjabov eine klasse Partie. Die ganze Partie schien sich um das Feld f5 zu drehen, das Schwarz im frühen Mittelspiel geschwächt hatte: ein Paradebeispiel für das Spielen auf schwache Felder.

Doch anders als am ersten Tag funktionierte sein Wunsch, das Spiel einfach zu halten und nur bei sich einer bietenden Möglichkeit anzugreifen, einige Male nicht, da er die wichtigen Partien gegen Grischuk, Vidit und Abdusattorov verlor.

Praggnanandhaa. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Abdusattorov gelang eine beeindruckende Aufholjagd. Es war seine Entschlossenheit und sein kraftvolles Schach, das ihm sechs Siege einbrachte.

Am Ende des Tages gesellte sich Grischuk zum Kommentatorenteam und enthüllte ein interessantes Detail.

Am Ende der 16. Runde hatte Grischuk 11 Punkte und Abdusattorov und Praggnanandhaa folgten ihm mit 9,5 Punkten. Daher benötigte Grischuk in den verbleibenden beiden Runden nur zwei Remis, um den Titel zu gewinnen. Dies war die Partie zwischen Abdusattorov und Grischuk aus der 17. Runde und Grischuk bot ein Remis an, was von Abdusattorov kühn abgelehnt wurde. Dazu sagte Grischuk:

"Habt Ihr gesehen, in welcher Stellung Nodirbek ein Remis abgelehnt hatte? Wir kommen gerade in ein Endspiel, in dem ich einen gesunden Mehrbauern habe. Ok. Die Stellung ist wohl ausgeglichen und er hat gute Remischancen, aber sonst nichts! Ich hatte sogar mehr Zeit und er lehnt einfach das Remis ab!"

Grischuk war von Abdusattorovs Kampfgeist begeistert: "Es ist großartig, dass all diese jungen Leute einen unglaublichen Kampfgeist haben. Als ich jung war, hatten wir immer Angst vor Garry [Kasparov], Anand, Vladimir [Kramnik] … Aber die haben vor niemandem Angst. Außer vielleicht vor Magnus [Carlsen]!"

It is great that all these youngsters... have amazing fighting spirit.

—Alexander Grischuk

Nodirbek Abdusattorov. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Das letzte Remis, mit dem sich Grischuk den Titel sicherte, war weniger hart umkämpft. Bereits nach sieben Zügen war die Partie zwischen Grischuk und Pentala Harikrishna schon wieder vorbei.

Am Ende des Tages gaben die Spieler noch geduldig Autogramme.

Gukesh, Arjun und Praggnanandhaa. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Alle Partien des zweiten Tages

Die Abschlusstabelle

Das Tata Steel Chess India Rapid and Blitz 2023 ist eine Elite-Turnierserie, bei der indische Spitzenspieler und andere Elite-Schachspieler aus der ganzen Welt gegeneinander antreten. Die Veranstaltung begann am 31. August mit dem Damenturnier. Sowohl bei den Damen als auch im Open wurde sowohl Schnellschach als auch Blitz gespielt. Die Schnellschachpartien hatten eine Bedenkzeit von 25+10 und im Blitz war eine Bedenkzeit von 3+2 angesetzt. Beim Schnellschach spielte jeder gegen jeden und im Blitz spielte jeder Spieler 2 Partien gegen jeden Gegner.


Weiter Berichte aus Indien:

Und hier sind die Berichte vom Damenturnier (alle auf Englisch):

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