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Carlsen spielt gegen Nakamura Remis

Carlsen spielt gegen Nakamura Remis

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Die Partie Magnus Carlsen gegen Hikaru Nakamura war ein großartiger Kampf, aber sie endete, genauso wie die anderen 4 Partien am 3. Turniertag des Altibox Norway Chess Turniers, mit einem Remis. Am Freitag ist Ruhetag.

Carlsen und Nakamura wünschen sich gegenseitig eine gute Partie. | Foto: Maria Emelianova.

Im November 2013, als Anand in seiner Partie gegen Carlsen in Schwierigkeiten geriet, setzte Nakamura den folgenden Tweet ab. Seit dem ist jede Partie zwischen ihm und dem Weltmeister etwas besonderes.

12 Niederlagen und 18 Remis später konnte Nakamura dann 2016 in Bilbao, seinen ersten Sieg gegen Carlsen feiern. Danach standen sich die beiden beim Finale der Speedchess Meisterschaft auf Chess.com gegenüber und spielten noch eine weitere Blitz Partie im Dezember in Katar, aber dies war die erste Turnierpartie der beiden seit über einem Jahr, und sie hat niemanden enttäuscht.

Nach einer Zugumstellung erreichten die beiden, wie beim letzten Duell, eine g3-Drachenvariante und wie zuvor entschied sich Carlsen für ein frühes b2-b3. Diesesmal war Nakamura jedoch auf diese Variante vorbereitet.

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Zur Abwechslung traf dieses mal Carlsen einige Minuten vor Nakamura am Spielort ein. | Foto: Maria Emelianova.

Carlsen "schämte" sich im nachhinein für seinen Zug 11.b3 denn er begriff Hikarus Plan einfach überhaupt nicht. Die Idee war ganz einfach die Figuren auf d4 abzutauschen, was normalerweise Weiß einen Raumvorteil verschafft—aber nicht in dieser Stellung.

Da er mit seiner Stellung mehr als zufrieden war, entschied sich Nakamura aktiv zu spielen und zog 21...f5, was laut Carlsen "extrem risikoreich" war..

Der Weltmeister konnte aber seine daraus resulierenden Chancen nicht verwerten. Hier eine Schlüsselstellung:

Carlsen war mit seinem Zug 24.Tc6 überhaupt nicht zufrienden, obwohl es laut den Computern der beste Zug war. 24.b5 wäre aber menschlicher und schwieriger zu Beantworten gewesen. Falls ein Springer auf c5 auftaucht wird er einfach geschlagen werden.

Carlsen: "Bei dieser Bedenkzeit musst Du um die Initiative spielen..."
Nigel Short: "...und seine Verhindern."
Carlsen: "Genau. Aber ich hatte keine Ahnung was er vorhatte..."

Nakamura opferte einen Bauern um ein aktives Figurenspiel zu erhalten und Carlsen konnte von Glück sprechen, dass er nicht in Schwierigkeiten geriet, als er einige gute Züge des Amerikaners nicht kommen sah.

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Hikaru Nakamura hatte nach seinem Bauernopfer ein starkes Gegenspiel.| Foto: Maria Emelianova.

Interessanterweise schätzen beide Spieler nach der Partie ihre Gewinnchancen sehr optimistisch ein. So gesehen war das Remis also gerecht.

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Carlsen ist jeden Abernd in der TV2 Live Show zu Gast. | Foto: Maria Emelianova.

Levon Aronian und Anish Giri lieferten sich ebenfalls einen großartigen Kampf, auch wenn diese Partie, im Gegensatz zu den anderen, etwas langsam in die Gänge kam. Als Karjakin und Anand ihre Partie schon beendet hatte und die anderen Partien im Endspiel waren gingen Levon und Anish erst ins Mittelspiel über. Dies war aber hauptsächlich Aronian geschuldet, der fast 20 Minuten über seinen 13. Zug, 19 Minuten über seinen 19. und 18 Minuten über seinen 20. Zug nachdachte!

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Giri in seinen Gedanken versunken. Nach der Partie sagte er, dass er während der Partie feststellte, dass Aronian diese Stellung wohl in seiner zweitrunden Partie gegen Nakamura erwartet, und sich darauf vorbereitet hatte. | Foto: Maria Emelianova.

Der letzte Zug war der einzig richtige, nach dem Feuerwerk, das Giri mit seinem g-Bauern auf dem Brett entzündet hatte. Darauf folgte einige Taktiken und auf dem ganzen Brett herrschte ein wildes Chaos, das Aronian in großer Zeitnot zu bewältigen hatte. Die letzten 12 Züge musste er in nur 2 Minuten ziehen!

Giri: "Wir haben nicht darüber gesprochen, dass Levon für die letzten 12 Züge nur ein paar Minuten übrig hatte. Die objekive Stellungsbewertung ist hier total irrelevant."

"Diese Bedenkzeit ist wirklich sehr ungewohnt. Man spielt mit der klassischen Bedenkzeit und hat trotzdem 20 Minuten weniger. Sehr seltsam. Man muss sich echt daran gewöhnen," sagte Aronian, der großes Glück hatte, dass er sich mit einigen einfachen Zügen in ein Endspiel retten konnte, nach der Partie.

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Giri is impressed by the "cheapo artist," as Short called Aronian the other day. | Photo: Maria Emelianova.

Aronian ist nicht der einzige Spieler, der mit der Bedenkzeit in diesem Turnier seine Not hat. (Diese ist übrigends: 100 Minuten für 40 Züge, dann 50 Minuten für 20 Züge und schließlich 15 Minuten für den Rest der Partie, wobei es erst ab dem 61. Zug eine Bonuszeit für jeden Zug gibt).

Auch Vladimir Kramnik, der heute eine lange Partie mit Wesley So remisierte, hatte Probleme mit der Bedenkzeit. Er dachte, er hätte 2 Stunden Bedenkzeit für 40 Züge und wunderte sich in der ersten Runde, dass seine Zeit so rapide gefallen war. Vor Beginn der zweiten Runde sah er dann, dass die Uhren auf 1:40:00 standen, und dachte, dies wäre ein Fehler!

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Obwohl er bei der Spielersitzung anwesend war, ging Kramnik von einer längeren Bedenkzeit aus. | Foto: Maria Emelianova.

Die schnellste Partie des Tages spielten Sergey Karjakin und Viswanathan Anand. Sie dauerte nur knapp 90 Minuten aber es gibt eine schöne Geschichte über diese Partie.

Zuerst gab Karjakin zu, dass seine Variante gegen die Berliner Verteidigung nichts spezielles gewesen wäre, wenn sie Schwarz kenne. Dann offenbarte Anand dem Publikum seine denkweise: Er errinnerte sich an die Stellung nach 21...Ld7, und von da an dachte er nur noch darüber nach, wie er diese Stellung erlangen könnte!

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Karjakin gegen Anand. Letztere "gewann" das Eröffnungsduell, denn er erinnerte sich an seine Analyse. | Foto: Maria Emelianova.

Anand erinnerte sich an ein Gespräch mit einem seiner Sekundanten, der den Zug 21...Ld7 vorgeschlagen hatte. "Ich fiel fast von meinem Stuhl", sagte Anand. Aber sein Sekundant sagte ihm, dass Schwarz hier wirklich gut stehen würde, und heute konnte er es endlich in einer Partie unter Beweis stellen.

Die Partien Kramnik-So und MVL-Caruana findet ihr in der PGN Datei.

2017 Altibox Norway Chess | Tabelle nach der 3. Runde

# Land Name ELO Leistung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 Punkte SB
1 Kramnik,Vladimir 2808 2913 ½ ½ 1 2.0/3 2.50
2 Nakamura,Hikaru 2785 2919 ½ ½ 1 2.0/3 2.50
3 Carlsen,Magnus 2832 2802 ½ ½ ½ 1.5/3 2.50
4 So,Wesley 2812 2812 ½ ½ ½ 1.5/3 2.50
5 Caruana,Fabiano 2808 2807 ½ ½ ½ 1.5/3 2.25
6 Aronian,Levon 2793 2788 ½ ½ ½ 1.5/3 2.25
7 Vachier-Lagrave,Maxime 2796 2802 ½ ½ ½ 1.5/3 2.00
8 Karjakin,Sergey 2781 2788 ½ ½ ½ 1.5/3 2.00
9 Anand,Viswanathan 2786 2675 0 ½ ½ 1.0/3 1.50
10 Giri,Anish 2771 2666 0 ½ ½ 1.0/3 1.50

Am Abend trafen sich einige der Großmeister in der Hotel Lobby. Ratet, was sie dort gemacht haben.

Am heutigen Freitag ist ein Ruhetag. Die Partien der vierten Runde, die am Samstag gespielt wird, lauten: Aronian-Carlsen, Nakamura-MVL, Giri-Anand, Caruana-Kramnik und So-Karjakin.

Ihr könnt die Partien auf unserem Live Server jeden Tag um 16.00 Uhr verfolgen. Berichte über das Turnier findet ihr hier auf Chess.com/News und auf unseren Twitter, Facebook und YouTube Kanälen.

 


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Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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