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FIDE Grand Prix Berlin Runde 2: 8 Remis
Kein einziger Spieler konnte heute gewinnen. Foto: Pierre Adenis/World Chess.

FIDE Grand Prix Berlin Runde 2: 8 Remis

chansen64
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In der zweiten Runde des dritten und letzten FIDE Grand Prix Turniers endeten alle Partien Remis und damit führen Levon Aronian, Leinier Dominguez Perez, Alexandr Predke und Nikita Vitiugov weiterhin ihre Gruppen an. 

Die dritte Runde beginnt am Donnerstag, dem 24. März um 15.00 Uhr.

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Alle Partien des FIDE Grand Prix findet Ihr auf unserer Event-Seite. Die deutschsprachigen Übertragungen mit Kommentaren von IM Steve Berger findet Ihr auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events. Die englischsprachige Übertragung auf unserem YouTube-Kanal Chess.com Live.
Hier seht Ihr eine Aufzeichnung der Übertragung der zweiten Runde:


Gruppe A

Nach den heutigen Remis in den beiden Partien liegt Aronian weiterhin einen halben Punkt vor Grigoriy Oparin und Andrey Esipenko

Im ersten Grand Prix Turnier spielten Esipenko, der gestern seinen 20. Geburtstag feierte, und Hikaru Nakamura zwei intensive Partien. Nakamura konnte die erste mit Weiß gewinnen und die zweite entschied über den Einzug ins Halbfinale. Esipenko konnte sich einen riesigen Vorteil erspielen, aber irgendwie schaffte es Nakamura dem Teufel von der Schippe zu springen und sich in ein Remis zu retten. Die heutige Partie begann mit einer Nimzo-Indischen Verteidigung und Nakamura entschied sich für die 5.Ld2-Variante. Diese gilt zwar als harmlos, hat aber in letzter Zeit dank Spieler wie den deutschen Großmeister Matthias Blübaum und dem Ungarn Gergely Aczel wieder an Popularität gewonnen.

Nakamura konnte eine schwierige Stellung erfolgreich verteidigen. Foto: Pierre Adenis/World Chess.

Zunächst hatte sich Weiß mit einem gut platzierten Springer auf e5 und gut koordinierten Figuren einen kleinen aber feinen Vorteil aufgebaut. Das änderte sich jedoch mit dem verlockenden, aber verfrühten Zug 19.b4, wonach Schwarz die Initiative übernehmen konnte.

Plötzlich sah die Stellung ausgesprochen unangenehm für Weiß aus, aber wie Nakamura schon oft bewiesen hat, kann er sich unglaublich hartnäckig und mit schier endloser Geduld verteidigen. Wie es sich zeigte, konnte Schwarz die Partie nie wirklich gewinnen, obwohl er zwei Drittel der Partie einen Vorteil hatte.

Levon Aronian hatte gestern gegen Nakamura einen sehr wichtigen Sieg errungen und heute spielte er mit Weiß gegen den nominell schwächsten Spieler der Gruppe. Obwohl er Grigoriy Oparin bereits in der Eröffnung mit einem Bauernopfer unter Druck setzte und etwas später eine Zugwiederholung ablehnte, geriet Schwarz nie in Schwierigkeiten. Es hatte sogar fast den Anschein, dass sich Aronian am Ende verteidigen musste, aber diese Behauptung ist vielleicht etwas übertrieben.

Gruppe B

Eine Zeit lang sah es so aus, als würden beide Partien mit relativ schnellen Remis enden, aber dann konnte Dominguez Perez Druck aufbauen und hätte beinahe gewonnen. Obwohl ihm der Sieg nicht gelungen ist, bleibt er der alleinige Tabellenführer dieser Gruppe.

Bei einer Partie zwischen Daniil Dubov und Shakhriyar Mamedyarov scheint ein Feuerwerk so gut wie garantiert zu sein und in den vergangenen Partien zwischen den beiden war das auch immer der Fall. Heute schien es jedoch, als wäre ihnen der Stecker gezogen worden. Sie spielten die Vierspringervariante in der italienischen Eröffnung, die nicht einmal Wunderkerzen zum Abbrennen inspiriert. Weiß schien ein wenig Druck zu haben, aber bald fanden die Spieler einen Weg, um die Züge zu wiederholen und bereits nach 26 Zügen war die Partie schon Geschichte.

Vincent Keymer hat Perez sicher überrascht, als er 1.e4 mit 1...e5 beantwortete. Beim ersten Grand Prix Turnier hatte sich Keymer zweimal für das Caro-Kann entschieden, aber gegen Dubov war er damit absolut überfordert und verlor fast kampflos. Diesmal steuerten die Spieler mit 5...Lc5 in eine der Hauptvarianten der spanischen Eröffnung, die zu scharfen und interessanten Stellungen führen kann.

Weiß schien stets einen leichten Vorteil zu haben, aber als ein Endspiel mit je einer Dame und ungleichfarbigen Läufern erreicht war, sah die Stellung, obwohl Weiß die Initiative hatte, schon sehr nach einem Remis aus. Das änderte sich jedoch, als Keymer fahrlässig einen Damentausch anbot, der Dominguez die Option einräumte, einen entfernten Freibauern auf der h-Linie zu schaffen.

Dominguez hatte heute große Chancen. Foto: Pierre Adenis/World Chess.

Bei der Umwandlung seines Vorteils schätzte Dominguez die Konsequenzen seines Zuges 49.g5 falsch ein. Er hatte erwartet, dass Schwarz auf g5 schlagen müsste, aber Keymer fand einen Weg, Weiß zu zwingen, sich mit einem Freibauern auf der f-Linie zufriedenzugeben. Danach war sein König nahe genug an Dominguez Freibauern und Keymer konnte das Remis retten. Ein enttäuschendes Ergebnis für Dominguez, der mit einem Sieg einen riesigen Schritt in Richtung Halbfinale machen hätte können. Wir freuen uns aber einfach mit Vincent über das Remis

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Gruppe C

Nach den beiden Remis in der Gruppe C behält Alexandr Predke seine überraschende Führung.

Gestern hatte Alexandr Predke durch seinen überraschenden Sieg gegen Maxime Vachier-Lagrave die Tabellenführung erobert. Heute saß ihm Wesley So, der zum zweiten Mal in Folge mit Schwarz spielen musste, gegenüber. In einer italienischen Partie bekam Weiß ein kleines Plus, das er sorgfältig pflegte. So hat sich aber solide verteidigt und den Vorteil von Weiß immer auf einem Minimum gehalten.

Predke sieht sich die Tabelle weiterhin von oben an. Foto: Pierre Adenis/World Chess

Im 25. Zug schien Weiß eine Gelegenheit gehabt zu haben, aber nachdem er diese Chance verpasst hatte, verschwanden schon bald darauf die Figuren vom Brett und die Spieler einigten sich auf ein Remis.

In der zweiten Partie dieser Gruppe benötigte Vachier-Lagrave mit Weiß gegen Sam Shankland dringend einen Sieg. Da der französische Großmeister fast immer 1.e4 und Shankland darauf normalerweise die Berliner Verteidigung spielt, war es keine große Überraschung, dass es genau zu dieser Eröffnung kam.

Die sogenannte Berliner Mauer wurde ursprünglich von Vladimir Kramnik populär gemacht, als er damit dem ehemaligen Weltmeister Garry Kasparov den Zahn gezogen hat. Dass sich Vachier-Lagrave für den Einstieg in diese Variante entschied, war ebenfalls keine Überraschung. Er hat sie schon Dutzende Male sowohl in OTB- als auch in Online-Partien gegen die besten Spieler der Welt gespielt und dabei recht oft gute Ergebnisse erzielt.

Die Wahl der Eröffnung war keine große Überraschung. Foto: Pierre Adenis/World Chess.

Shankland kennt diese Variante aber ebenfalls bestens. Die Spieler folgten bis zum 19. Zug einer Partie zwischen Fabiano Caruana und David Howell (London 2014). Dann präsentierte Shankland seine Verbesserung für Schwarz und verteidigte aktiv, wobei er sogar eine Qualität opferte, um ein Endspiel zu erreichen, in dem keine Seite einen Sieg erwarten konnte. Die logische Konsequenz war ein Remis.



Gruppe D

Am Ende des zweiten Tages standen auch in dieser Gruppe zwei Remis zu Buche und Vitiugov genießt weiterhin seinen Platz an der Sonne.

Die erste Überraschung in dieser Gruppe war, dass Yu Yangyi sein 4...Sc6 Petroff aufgab, das ihm in seinen drei vorangegangenen Partien gegen 1.e4 so gute Dienste geleistet hatte. Andererseits war es angesichts seines gestrigen Kampfes gegen Anish Giri möglicherweise genau der richtige Zeitpunkt, um einen Ölwechsel und Reifenwechsel vorzunehmen.

Yu hatte seine Strategie geändert. Foto: Pierre Adenis/World Chess.

Gegen Tabellenführer Nikita Vitiugov zog er einen Sizilianer aus dem Hut und traf auf die Moskauer Variante (3.Lb5+). Seine Fortsetzung 3...Ld7 führte zu einer ruhigen Stellung, in der sich Weiß für einen Aufbau mit der Maroczy-Struktur entschied. Das führte dazu, dass Weiß zwar etwas mehr Raum hatte, aber Schwarz solide stand und nicht viel los war. Die zweite kleine Überraschung war, dass die Spieler einen Weg fanden, bereits vor dem 20. Zug eine Zugwiederholung einzuleiten und die Partie mit einem Remis zu beenden. Anstelle des Angebots, die Züge nach 19.Sf3 zu wiederholen, hätte Weiß aber auch 19.f4 spielen und mit einem kleinen, aber bequemen Vorteil weiterspielen können.

In der zweiten Partie dieser Gruppe setzten Amin Tabatabaei und Anish Giri ihr Duell aus Belgrad fort. Über die Chebanenko-Variante der Slawischen Verteidigung landeten die Spieler in einer Variante des Abtausch-Slawen und schon bald danach begannen die Spieler eine Menge Holz zu hacken.

Dieses Foto hätte auch vor zwei Wochen in Belgrad entstehen können. Foto: Pierre Adenis/World Chess.

Besonders nachdem Schwarz 22...e5 gespielt hatte, was Schwarz mit einem isolierten Bauern belastete, schien Weiß einen Vorteil zu haben, aber nach zwei Ungenauigkeiten des iranischen Großmeisters, mit denen er zunächst seinen Vorteil und dann die Initiative verspielt hatte, war die Stellung wieder ausgeglichen. Die Spieler kämpften eine Weile weiter, aber das Remis erwies sich als unvermeidlich.

Ergebnisse

Alle Partien der zweiten Runde


Der FIDE Grand Prix in Berlin ist das dritte und letzte Turnier des FIDE Grand Prix 2022. Es findet vom 22. März bis um 4. April statt. Die Partien beginnen jeden Tag um 14.00 Uhr.


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