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Speed Chess Championship: Nakamura und So erreichen das Viertelfinale
Nakamura and So booked their quarterfinal spots on Thursday.

Speed Chess Championship: Nakamura und So erreichen das Viertelfinale

JackRodgers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Gestern standen bei der Speed Chess Championship 2022 gleich zwei Achtelfinale auf dem Programm. Das erste konnte Wesley So gegen Nodirbek Abdusattorov gewinnen und das zweite gewann Hikaru Nakamura gegen David Paravyan.

Das Achtelfinale zwischen So und Abdusattorov war ein Duell auf Augenhöhe und der Amerikaner musste sein ganzes Können aufbieten, um seinen jungen Herausforderer zu besiegen, während Nakamura seiner Favoritenrolle von Anfang an gerecht wurde.

Das erste Viertelfinale zwischen Nihal Sarin und Ding Liren beginnt bereits heute, am 9. Dezember, um 15.00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen:
Wie immer könnt Ihr auch die Speed Chess Championship 2022 auf Chess.com/TV ansehen. Wir übertragen das Event aber auch mit deutschen Kommentaren von Steve Berger auf Twitch und YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und die Partien des Events findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Die beiden Live-Übertragungen vom Donnerstag.

So-Abdusattorov

Nakamura-Paravyan


Blitz 5|1: So-Abdusattorov 4.5-3.5

Nach seinem atemberaubenden Sieg bei der Chess.com Global Championship gewann So gegen den Schnellschachweltmeister gleich die ersten beiden Partien mit aggressivem Spiel am Königsflügel.

Abdusattorov, der für sein Durchhaltevermögen in wichtigen Momenten bekannt ist, glich den Spielstand durch Siege in der vierten und fünften Partie wieder aus. In der vierten Partie mit einer überraschenden Königswanderung, die Kommentator Rozman richtig prognostiziert hatte.

Rozman entzündete auch auf humorvolle Weise einige Scherze über den im Achtelfinale gescheiterten Anish Giri und nannte einen Twitter-Post bezüglich des Sieges der Niederlande gegen die USA im Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft. Da die Weltmeisterschaft im Schachboxen vor der Tür steht, stellt sich die Frage, ob sich hier nicht ein Aufeinandertreffen im Ring zwischen den beiden Schachpersönlichkeiten ankündigt.

Die unterschiedlichen Spielstile der Spieler wurden im weiteren Verlauf des Duells immer deutlicher, wobei sich der Usbeke seine Siege eher im karpovianischen Stil erspielte, während sich So in scharfen Stellungen besser zurechtfand.

Nach den beiden Siegen von So in der sechsten und siebten Partie stand fest, dass er mit einem Vorsprung in die erste Pause gehen würde, aber wie groß der Vorsprung sein würde, war noch fraglich. Die chaotische letzte Partie des ersten Drittels ging dann an Abdusattorov, aber das ehemalige Wunderkind schien trotzdem von seinem eigenen Spiel enttäuscht zu sein.

Blitz 3|1: So-Abdusattorov 4.5-3.5

Nachdem er im Kampf gegen Wesleys spanische und italienische Eröffnungen nicht viel Erfolg gehabt hatte, verbrachte der gebürtige Taschkenter wahrscheinlich die Pause damit, herauszufinden, wie er diese Eröffnungen bekämpfen könnte. Dann aber eröffnete So das zweite Drittel mit 1.e3. Gegen diesen merkwürdigen Zug, der gemeinhin als Van't Kruijs Eröffnung bezeichnet wird, wollte Abdusattorov keine Experimente eingehen. Er liquidierte in ein Endspiel und bot im 20. Zug ein Remis an, das von So angenommen wurde.

Maus-Slip oder Geniestreich? Wesley So hat zum zweiten Mal eine ernsthafte Partie mit 1.e3 eröffnet. Foto: Eric Rosen/Chess.com.

Obwohl es ihm gelang, die nächste Partie zu gewinnen, war der Vorsprung des Finalisten von 2021 nach zwei Siegen seines jungen Gegners erneut Geschichte. Diesmal beschwor Abdusattorov den Geist von Boris Spassky herauf und hielt Sos Läufer am Rand des Bretts gefangen, nachdem sich der Amerikaner an seinem a7-Bauer vergriffen hatte.

Der amerikanische Superstar konnte den Lauf seines Gegners aber durch eine seiner besten Partien stoppen. Er spielte gegen den isolierten schwarzen Damenbauern und konnte durch ein absolut klasse gespieltes Endspiel erneut die Führung übernehmen.

Die 3 + 1-Partien wären mit ziemlicher Sicherheit mit einem einzigen Punkt Vorsprung für So geendet, wenn sich Abdusattorov nicht bei einem Bauernrennen verrechnet hätte. Er hatte bereits ein einfaches Dauerschach auf dem Brett, aber dann sah er Gespenster und zahlte den Preis dafür.

Bullet 1|1: So-Abdusattorov 5.5-5.5

Abdusattorov startete mit einem Sieg in das letzte Drittel, aber seine Freude war nur von kurzer Dauer, denn gleich in der nächsten Partie stellte er seine Dame ein!

In den weiteren Bulletpartien fanden beide Spieler immer wieder brillante Züge und ein brutales vorübergehendes Damenopfer des Usbeken war einer der besten davon. Eigentlich ist die russische Eröffnung ja für viele Remis und ausgeglichene Stellungen bekannt, aber am Donnerstag sorgte diese Eröffnung für einige Highlights des gesamten Nachmittags.

Da er die Notwendigkeit erkannte, das Duell besser früher als später zu entscheiden, feuerte So aus allen Rohren und gewann drei Partien in Folge und nahm damit Abdusattorov alle realistischen Chancen auf ein Comeback. Er gewann diese Partien aber nicht durch ein hohes Maß an Präzision, sondern durch Erfahrung und eine abnorme Geschwindigkeit.

Einen fünf Punkte Rückstand aufzuholen schien praktisch unmöglich, aber der usbekische GM gab die Hoffnung nie auf und er schaffte es tatsächlich, den Rückstand noch einmal auf zwei Punkte zu verkürzen.

Abdusattorov benötigte jetzt noch zwei Sieg, um den Spielstand erneut auszugleichen, aber er hatte nicht mehr genügend Zeit, um das mit normalen Mitteln zu schaffen und versuchte deshalb sein Glück mit einem wilden Angriff. Die Strategie ging jedoch schnell nach hinten los.

Damit was das Match endgültig entschieden und Wesley So darf sich auf sein Viertelfinale gegen Maxime Vachier-Lagrave vorbereiten. Der Amerikaner gewann $2.120 während sich Abdusattorov auf eine Überweisung in Höhe von $1.223 freuen darf.

Blitz 5|1: Nakamura-Paravyan 7-2

Das Achtelfinale zwischen Nakamura und Paravyan lockte fast eine Rekordzahl von Fans an und schnell zeigte sich, dass Paravyan durch seinen spektakulären Lauf in den Qualifikationsturnieren viele Fans gewonnen hatte. Die von der Chess.com-Community getroffene Gewinnvorhersage von 98 % zugunsten von Nakamura ragte jedoch wie ein Damoklesschwert über dem Duell und schon bald zeigte sich, dass diese Vorhersage aufgrund einiger harten Tatsachen getroffen wurde.

Nakamura flog förmlich aus den Startblöcken und gab gleich ein Statement ab, indem er sich entschied, die erste Partie mit 1.a3 (der Anderssen-Eröffnung) zu eröffnen, um jede Vorbereitung, die sich Paravyan eventuell ausgedacht hatte, vollständig zu umgehen. Der Russe ließ sich von der Eröffnung zwar nicht aus der Ruhe bringen, ging aber dann in einem turbulenten Mittelspiel mit wehenden Fahnen unter.

Dass Paravyan nicht nur mit seinem Gegner, sondern auch mit seinen eigenen Nerven zu kämpfen hatte, wurde unmissverständlich deutlich, als er sich in der zweiten Partie entschied, einen kostenlosen Turm nicht zu schlagen und somit endete eine eigentlich gewonnene Partie Remis.

Dann öffneten sich die Schleusen. Beginnend mit einem weiteren verwirrenden Zug, 1.h3 (der "Clemenz-Eröffnung"), zeigte Nakamura eine klinische Leistung, um auf 2,5-0,5 davonzuziehen. Paravyan spürte den Druck und versuchte ein von Najdorf inspiriertes Springeropfer auf e6 gegen die sizilianische Verteidigung seines Gegners, aber es wurde schnell widerlegt. Ein glühender Angriff mit zwei brillanten Zügen baute Nakamuras Vorsprung auf vier Punkte aus und dann folgte ein weiterer Sieg mit der Clemenz-Eröffnung.

Ein vierter Sieg in Folge war das Sahnehäubchen für den Schach960-Weltmeister und mit einem Vorsprung von fünf Punkten im Rücken begnügte er sich in der siebten Partie mit einem langatmigen Remis, das viel Zeit auf der Spieluhr verbrannte. In der achten Partie gelang es dem russischen Qualifikanten dann schließlich doch, die kreativen Eröffnungs-Eskapaden seines Gegners zu bestrafen und er brachte Nakamura eine seiner schnellsten Niederlagen der jüngeren Geschichte bei. Nach nur 16 Zügen war die Partie beendet.

In der letzten Partie des ersten Drittels sahen wir erneut eine Clemenz-Eröffnung und der amerikanische Titan blieb damit weiter ungeschlagen und erhöhte seine Führung auf 7-2.

Blitz 3|1: Nakamura-Paravyan 7.5-1.5

Im zweiten Drittel wollte Nakamua anscheinend nicht nur gewinnen, sondern auch noch Kunstwerke schaffen.

Interessanterweise war die einzige Partie, die Nakamura im zweiten Drittel verlor, die Partie, in der er sich entschied, seinen normalerweise zuverlässigen Nimzowitsch-Larsen-Angriff zu spielen. Offensichtlich auf diesen Aufbau vorbereitet, erspielte sich sein Gegner mit Schwarz zunächst einen Vorteil und dann den vollen Punkt.

Gleich in der nächsten Partie schlug Nakamura aber wieder zurück und verblüffte mit seinen Mattdrohungen selbst die Kommentatoren.

Fünf Siege später war klar, dass Levon Aronian im Viertelfinale auf Nakamura treffen würde und Nakamura mit einem Vorsprung von 11 Punkten ins letzte Drittel.

Bullet 1|1: Nakamura-Paravyan 5-4

Das letzte Drittel war dann das erfolgreichste für Paravyan und er konnte gleich die erste Partie gewinnen:

Aber Nakamara sah keinen Grund, seinen Vorsprung einfach nur zu verwalten und schlug ebenfalls zu:

Am Ende stand ein Ergebnis von 19.5-7.5 auf der Anzeigetafel und Nakamura hat gezeigt, dass er einer der ganz heißen Titelfavoriten bei der Speed Chess Championship ist.

Nakamura erhielt für seinen Sieg $2.120 und Paravyan darf Weihnachtsgeschenke kaufen, die $1.223 kosten.

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Die Speed Chess Championships 2022 geht vom 23. November bis zum 16. Dezember. 16 der besten Schachspieler der Welt kämpfen dabei in drei verschiedenen Bedenkzeiten um einen Anteil des Preisgeldes in Höhe von $100.000 und den prestigeträchtigsten Titel im Online-Schach.

Mit dabei sind Weltmeister Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura, Ian Nepomniachtchi, Ding Liren, Nodirbek Abdusattorov und viele weitere Top-Spieler.


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