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Die dritte Partie der WM verläuft und endet friedlich
Ding Liren. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die dritte Partie der WM verläuft und endet friedlich

NiranjanNavalgund
| 1 | Berichterstattung von einem Schach-Event

In der dritten Partie der FIDE Weltmeisterschaft 2023 eröffnete Ian Nepomniachtchi erstmals mit dem Zug 1.d4. Ding Liren wählte darauf das abgelehnte Damengambit und nach 30 Zügen endete die Partie mit einem Remis durch eine dreifache Stellungswiederholung. Damit führt Nepomniachtchi weiterhin mit einem Punkt Vorsprung.

Die vierte Partie beginnt am Donnerstag, dem 13. April, um 11.00 Uhr

So könnt Ihr die FIDE Weltmeisterschaft 2023 ansehen:
Wir übertragen alle Partien der FIDE Weltmeisterschaft 2023 mit Kommentaren von Steve Berger und interessanten Gästen wie Jan Gustafsson und Fiona Steil-Antoni auf Chess.com/TV, Twitch und YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf https://www.youtube.com/@chesscomlive
Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung der dritten Partie:
Kommentatoren: Steve Berger und Jan Gustafsson

Nachdem Ding in der zweiten Partie eine krachende Niederlage erlitten hatte, blickten alle Schachfans mit großer Vorfreude auf die dritte Partie. Die große Frage lautete: Wie würde Ding die dritte Partie angehen? Würde er eine aggressive Strategie wählen oder sich mit Schwarz für einen ruhigen und soliden Ansatz entscheiden? Mit dem abgelehnten Damengambit sollte es der solide Ansatz werden.

Der kasachische Astronaut Talgat Musabayev führte den ersten Zug aus. Foto: Maria Emelianova/Chess.com. 

Nach der Partie gab Ding offen zu, von Nepomniachtchis erstem Zug überrascht worden zu sein. "Ich hatte diesen Zug wirklich nicht erwartet - besonders nicht in dieser Partie. Obwohl er erst kürzlich 1.d4 gespielt hat, ist es nicht seine Hauptwaffe. Also war es schon eine ziemliche Überraschung."

Die Spieler folgten dann bis zum 16. Zug einer Schnellschach-Partie von Chessable Masters 2022 zwischen Anish Giri und Ding Liren. Erst im 17. Zug wich Nepomniachtchi mit dem Zug 17.S1e2, statt Giris Zug 17.Df2 von dieser Partie ab.

Die Stellung nach 17.S1e2

Als er auf seine Partie gegen Ding angesprochen wurde, sagte ein begeisterter Giri: "Ich fühle mich geehrt. Er fand unserer Schnellschach-Partie würdig, um sie in einer klassischen WM zu wiederholen. Ich fühle mich geehrt, dass er seine WM-Spielvorbereitung gegen mich verschwendet hat!"

Nepomniachtchi verriet auf der Pressekonferenz, dass er sich die Schnellschachpartie zwischen Giri und Ding vor der heutigen Runde angesehen hatte und fügte hinzu: "Das abgelehnte Damengambit ist eine sehr solide Eröffnung. Es ist schwer, einen Vorteil zu erzielen."

Ian Nepomniachtchi. Foto: Maria Emelianova/Chess.com. 


Die Kommentatoren stellten auch fest, dass Ding mehr Zeit am Brett verbrachte als in der vorherigen Runde. "Mir gefällt, dass er am Brett sitzt. Langfristig hilft es ihm, wenn er nur dann weggeht, wenn es auch sein muss", sagte Kommentator Howell.

Giri fügte zu diesem Thema hinzu: "Der Ruhebereich ist ein Luxus, den Spieler nur bei Top-Turnieren haben. Und einen Ruhebereich mit Bildschirm zu haben, auf dem man die Stellung sehen können, ist selbst bei Top-Turnieren sehr selten."

Mike Klein von Chess.com fragte Ding, ob er sich bewusst dafür entschieden habe, mehr Zeit am Brett zu bleiben. Ding antwortete: "Ich möchte meinen Freunden danken, die mir bei meinem emotionalen Problem geholfen haben. Ich fühle ich mich jetzt auf dieser Bühne wohler." Als er gebeten wurde, dies näher zu erläutern, sagte er: "Ich dachte, dass ich irgendwann Probleme mit meiner Konzentrationsfähigkeit hatte. Nachdem ich mit meinen Freunden darüber gesprochen hatte, wurde mir aber klar, dass das einfach an dem Druck liegt."

Ding Liren nach der Partie. Foto: Maria Emelianova/Chess.com. 

Der Charakter der Partie änderte sich, als Ding begann, in einem viel schnelleren Tempo zu spielen. In einem kritischen Moment der Partie, als Ding den Läufer mit seinem Springer schlug, versank Nepomniachtchi tief in Gedanken.


Bei der Pressekonferenz sprach Ding über diesen kritischen Moment: "Ich bin mit dem Ergebnis nicht so zufrieden, denn nach 21...Sxd7, was Ian meiner Meinung nach übersehen hat, stand ich zumindest nicht schlechter und wollte eigentlich auf Gewinn spielen, aber ich konnte keinen Weg finden, um durchzubrechen.

Der letzte kritische Moment in der Partie war, als sich Ding für den Zug 27...Sc7 entschieden hatte. "Ich habe dort auch 27...d4 in Betracht gezogen, aber nach exd4 war es mir zu riskant. Von daher denke ich, dass das Remis am Ende ein ziemlich anständiges Ergebnis für beide ist."



Großmeister Rafael Leitao hat die Partie für uns analysiert. 


Auf die Frage nach seinem Lieblingsfilm antwortete Ding, dass es schwierig sei, einen bestimmten Film zu nennen, da sich das mit der Zeit ständig ändere. Nepomniachtchi ernannte den Film "Der Vorleser" zu seinem Favoriten. Bei der Frage nach Musik nannte Ding Bob Dylans "Blowin' in the Wind" und hier konnte Nepomniachtchi keinen bestimmten Titel nennen. Seine Musikauswahl hängt einfach von seiner Stimmung ab.

Ding, der mittlerweile wieder ins St. Regis Hotel gezogen ist, wirkte insgesamt entspannter und selbstbewusster als an den beiden Tagen zuvor.

Wie bei jeder Weltmeisterschaft sind natürlich auch Supercomputer immer ein Thema. Auf Mike Kleins Frage nach der von ihm verwendeten Hardware antwortete Ding: "Ich habe einen ziemlich starken Computer, aber vielleicht nicht so stark, wie die meisten denken."

Nepomniachtchi: "Ich denke, das ist bei mir genauso. Um dem Gegner Angst zu machen, sollte man zwar immer behaupten, dass man zu Hause einen Super-Super-Computer hat. Aber eigentlich hat doch jeder einen guten Computer und das ist nichts Besonderes."

Auf die Frage, ob seine längere Pause vom klassischen Schach die Qualität seines Spiels beeinträchtigt hat, antwortete Ding: "Es ist schwer zu sagen. Mal sehen, was im Laufe des Turniers noch passiert."

Wie gehen die Spieler während eines Turniers oder während einer Partie mit Nervosität um? Nepomniachtchi sagte: "Ziemlich schlecht. Wenn Du nichts fühlst, dann stimmt etwas nicht mit Dir. Damit zu leben ist einfach ein Teil des Jobs."

Ding antwortete: "Bei mir wird es allmählich besser. Ihr konntet ja sehen, dass ich heute mehr Zeit auf der Bühne verbracht und mich weniger im Ruhebereich versteckt habe."

Foto: Maria Emelianova/Chess.com. 
Foto: Maria Emelianova/Chess.com. 

Der aktuelle Spielstand

Name Elo 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Punkte
Ding Liren 2788 ½ 0 ½ 1
Ian Nepomniachtchi 2795 ½ 1 ½ 2

Die FIDE-Weltmeisterschaft 2023 ist das wichtigste Schach-Event des Jahres und entscheidet, wer der nächste Weltmeister wird. Ian Nepomniachtchi und Ding Liren spielen ein Match, um zu entscheiden, wer Carlsens Thron übernimmt, nachdem der aktuelle Weltmeister seinen Titel niedergelegt hat. Das Match ist mit 2 Millionen Euro dotiert und wird über 14 klassische Partien gespielt. Der erste Spieler, der 7.5 Punkte erzielt, gewinnt.


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NiranjanNavalgund
FM Niranjan Navalgund

Currently work as a community manager for Chess.com India. 

I have a GM norm and an IM norm. Became a FIDE Trainer recently. Coached two Indian Teams for the Olympiad for PWD. Apart from playing and teaching chess, I dabble in writing and reading. Can speak in English, Kannada, Hindi, Tamil and Marathi.  I recently wrote a short story titled 'Over a Cup of Chai' that's available on amazon. My last novel 'The Lively Library & An Unlikely Romance' is a story of a library where books come to life at night.  

My username was Geborgenheit previously. 
Geborgenheit is a german word which is hard to explain. It can only be experienced; It could also be inner peace of your soul. Google says 'security' but it is more than that!

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