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Carlsen gewinnt das SuperUnited Rapid and Blitz Croatia 2023
Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Carlsen gewinnt das SuperUnited Rapid and Blitz Croatia 2023

JackRodgers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen hat das SuperUnited Rapid and Blitz Croatia 2023 gewonnen. Am Sonntag hat der ehemaligen Weltmeister seinen formidablen Lauf fortgesetzt, 6 von 9 möglichen Punkten geholt und damit sein Punktekonto auf 26 (von 36 möglichen Punkten) aufgestockt.

Carlsen hat aber nicht nur das Turnier und $40.000 Preisgeld gewonnen, sondern ist auch dem Führenden der Blitz-Weltrangliste, Alireza Firouzja, um 29 Punkte nähergekommen. Firouzja selbst wurde belegte hinter Ian Nepomniachtchi den dritten Platz.

So könnt Ihr Euch das Turnier nochmal ansehen:
Alle Partien des SuperUnited Croatia Rapid & Blitz 2023 findet Ihr auf unserer Event-Seite

Viele halten ja Bobby Fischers Leistung von 19/22 in Herceg Novi 1970 für die beste Leistung im Blitzschach aller Zeiten. Nach Carlsens 9/9 vom Vortag stellten sich viele die Frage: Kann er ein ähnlich außergewöhnliches Ergebis liefern oder es sogar übertreffen? Diese Frage wurde am Sonntag beantwortet, als Carlsen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrte und den Tag mit 6/9 beendete. Laut seiner eigenen Aussage war er völlig erschöpft gewesen und die Schachwelt konnte aufatmen, denn offensichtlich ist Carlsen doch nicht unbesiegbar.

Firouzja konnte Carlsen in der 16. Runde besiegen. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Für einen erschöpften Spieler begann Carlsen stark, remisierte gegen die Großmeister Jan-Krzysztof Duda und Fabiano Caruana und erzielte Siege über Ivan Saric, Viswanathan Anand und Gukesh D. Sein wohl größter Sieg des Tages war sein 20-Züge-Sieg gegen Nepomniachtchi. Gegen den Nimzowitsch-Larsen-Angriff entschied sich der norwegische GM für Aggression und spielte taktisch perfekt. Als Nepomniachtchis Zentrum zu bröckeln begann, wurde der Druck zu groß und er setzte seinen Springer auf e5 - keine gute Idee.

Nepomniachtchi (rechts) nahm sich für Antonio Radic aka. Agadmator etwas Zeit. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Als ihm Nepomniachtchi die Hand reichte, hatte Carlsen nicht einmal eine Minute seiner Bedenkzeit verbraucht.

In der 16. Runde verlor Carlsen dann seine erste Blitzpartie.

Obwohl Firouzja am letzten Tag mit 6.5/9 ein noch besseres Ergebnis als Carlsen erzielte, brachte Carlsen seinen Vorsprung dann letztendlich über die Zeit.

Alireza Firouzja. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Mitverantwortlich dafür, dass Firouzja seinen Rückstand auf Carlsen nicht aufholen konnte, war Ian Nepomniachtchi, der gegen den iranischstämmigen Franzosen eine wahre Meisterleistung zeigte, die Großmeister Rafael Leitao für uns analysiert hat.

Trotz seiner beiden Niederlagen am letzten Tag konnte sich Firouzja mit einem halben Punkt Vorsprung auf Caruana den dritten Platz sichern und dank mehrerer für ihn günstigen Ergebnisse verteidigte er auch seinen ersten Platz in der Blitz-Weltrangliste.

Die Weltrangliste im Blitzschach. Bild: 2700chess.com.

Auch wenn es dabei nicht um die Platzierungen auf dem Podium ging, gab es noch einige andere bemerkenswerte Geschichten, die das Ergebnis von Generationenkonflikten waren.

Gukesh erzielte am letzten Tag in Kroatien einen zweiten historischen Sieg gegen Anand und symbolisierte damit den Übergang von einer indischen Legende zum höchstbewerteten Wunderkind des Landes, das schnell an die Spitze der Weltrangliste aufsteigt. Mit den weißen Figuren behauptete sich der Tiger von Madras zwar im Mittelspiel der Caro-Kann-Verteidigung, verpasste aber im 31. Zug Gukeshs brillantes 31...Sg4, das die Partie fast sofort beendete.

Gukesh machte sowohl im Schnellschach als auch im Blitzschach den größten Sprung in der Weltrangliste. Nach 27 gespielten Blitzpartien hatte er seine Blitz-Elo um 51 Punkte verbessert.

Gukesh (links) und Vishy Anand. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Bei der Pressekonferenz verkündete Carlsen, dass dies sein bestes Blitzergebnis aller Zeiten sei und war natürlich überglücklich. Über seine 9/9 am ersten Tag des Blitzturniers sagte Carlsen: "Diese Leistung fühlt sich schöner an, als jeder Sieg im klassischen Schach, denn das habe ich noch nie zuvor geschafft und werde es auch nie wieder schaffen."

Nachdem er bereits letzten Dienstag das Titled Tuesday Turnier auf Chess.com mit dem historischen Ergebnis von 11/11 gewonnen hatte, bleibt abzuwarten, ob sich Carlsen jetzt auch im Blitzschach ehrgeizige Ziele setzen wird.

Magnus Carlsen bei der Siegerehrung. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Die Grand Chess Tour legt nun bis November eine Pause ein. Dann steht das Saint Louis Rapid and Blitz sowie der Sinquefield Cup auf dem Programm. Caruana führt derzeit die Tour-Gesamtwertung mit 20 Punkten an. Seine gefährlichsten Herausforderer werden Titelverteidiger Firouzja und Wesley So sein, die ihm mit 15,75 bzw. 15,25 Punkten auf den Fersen liegen.

Der Zwischenstand bei der Grand Chess Tour. Bild: Wikipedia.

Erstaunlicherweise hat Carlsen beide Events, zu denen er eingeladen wurde, gewonnen und würde an der Spitze der Tour-Tabelle stehen, wenn er nicht den Wildcard-Status hätte, der ihn nicht teilnahmeberechtigt macht. Unabhängig von diesen Details hat uns die Grand Chess Tour einige der aufregendsten Schachpartien des Jahres beschert und es wird interessant zu sehen sein, welche Superstars beim Tour-Finale in Saint Louis die begehrten Wildcards erhalten werden.

Abschlusstabelle - Blitz


Abschlusstabelle - Gesamt

Alle Partien vom Sonntag


Das SuperUnited Rapid & Blitz Croatia 2023 ist das dritte Turnier der Grand Chess Tour (GCT). Ab dem 3. Juli traten die Wildcard-Spieler Magnus Carlsen und Viswanathan Anand gegen die etablierten Tour-Stars wie Alireza Firouzja und Ian Nepomniachtchi an und kämpften um ihren Anteil am Preisgeld von $175.000.


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