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Grenke, Runde 8: Carlsen setzt Svidler Matt

Grenke, Runde 8: Carlsen setzt Svidler Matt

PeterDoggers
| 2 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen geht mit einem Punkt Vorsprung in die letzte Runde der Grenke Chess Classics. Am Sonntag setzte er Peter Svidler Matt, aber auch Fabiano Caruana konnte seine Partie gewinnen und hat somit noch zumindest die theoretische Chance auf den Turniersieg.

Die Endstellung der Partie Svidler-Carlsen.

Dass es nicht oft vorkommt, dass ein Spieler auf dem höchsten Level Matt gesetzt wird, wissen wir. Aber wie selten kommt es eigentlich genau vor?

Nun, im gesamten Kalenderjahr 2018 passierte es bei Partien, in denen beide Spieler ein Rating von 2700 hatten, nur drei Mal (wenn wir Online-Partien nicht mitzählen) und nur einmal in einer klassischen Partie: Duda gegen Nakamura in Gibraltar.

Die anderen beiden Partien waren Anand-Grischuk, beim Tal Memorial Schnellschachturnier und Carlsen-Svidler (!) bei der Blitz-Weltmeisterschaft in St. Petersburg.

2019 passierte es aber schon zum zweiten Mal und komischerweise war das erste Mal wieder bei Nakamura-Duda. Diesmal im Februar beim Champions Showdown in St. Louis.

Es muss eine Kombination aus Höflichkeit und Gefühl für Ästhetik gewesen sein, die Peter Svidler dazu brachte, nicht aufzugeben. Das Matt mit 2 Bauern von Magnus Carlsen sieht aber auch wirklich schön aus, oder?

"Magnus hat sehr gut gespielt, aber ich hätte auch besser spielen können. Es wäre möglich gewesen ihn vor mehr Probleme zu stellen, als ich das heute gemacht habe," sagte Svidler, der Carlsens Sweschnikov mit 3.Sc3 aus dem Weg gegangen war.

"Die Eröffnung war der Tatsache geschuldet, dass ich in jeder Partie bei diesem Turnier - zumindest in meinen Berechnungen - eine ganze Figur eingestellt habe. Ich dachte, mit dieser Eröffnung habe ich zumindest die Chance auf eine solide Stellung," sagte Svidler.

Die Partie wurde dann interessant, als Carlsen den Plan mit ...Kh8 und ...f5 aus dem Hut zog, der laut Peter Leko "eine ganz neue Dynamik in die Partie brachte". Nach einem Rechenfehler (er übersah 20...Df8) war Svidler dann so richtig in der Bredouille.

Svidler-Carlsen Grenke Chess Classic 2019
Svidler wählte gegen Carlsen die solide 3.Sc3 Variante. | Foto: Eric van Reem/Grenke Chess Classic.

"Es war eine gute Partie von mir," sagte Carlsen. "Ich glaube, er hat Stellung schon früh misshandelt und dann den Zug 20...Df8 nicht gesehen. Danach spielt sich die Partie von alleine: Ich bekomme ...Se3, ...g5. Das hat heute sicher Spaß gemacht, aber ich glaube nicht, dass ich jede Partie so einfach gewinnen kann. Die letzten Runden liefen aber einfach großartig!"

Carlsens Live-Rating ist jetzt 2871.2 und er liegt damit nur noch 10.8 Punkte unter seinem Elo Rekord vom Mai 2014: 2882. Das warf natürlich die Frage auf, wie er sich im Vergleich zu seinem Lieblingsspieler sieht (bei der Weltmeisterschaft im November hatte Carlsen die Frage nach seinem Lieblingsspieler mit "ich selbst - vor 3 oder 4 Jahren" beantwortet).

Er antwortete: "ich will das jetzt nicht vergleichen, aber ich bin momentan schon sehr zufrieden. Ich glaube nicht, dass ich damals besser war, aber ich habe zur Zeit auch einfach einen Lauf."

Mit einem Punkt Rückstand auf den Führenden hat Fabiano Caruana zumindest noch eine theoretische Chance auf den Turniersieg. Sollte der Amerikaner seine letzte Runde gewinnen und Carlsen verlieren, würde es ein Playoff um den Turniersieg geben (2 Partien mit 10 Minuten + 2 Sekunden und, falls nötig, 2 Partien mit 5+2 und schließlich eine Armageddon Partie).

Hetue gewann Caruana mit Schwarz eine "schwierige und chaotische Partie" gegen Georg Meier. Dejan Bojkov wird diese Partie gleich noch genauer analysieren, aber werfen wir zuerst einen Blick auf eine Stellung, die Caruana selbst aufzeigte:

Laut Caruana hätte Meier in dieser Stellung 26. Txg6!! Kxg6 27. Sxf4+ Kf7 (27...exf4 28.Tg1+ ist vernichtend) spielen können. Weiter hatte der Amerikaner aber nicht gerechnet und nach der Partie wurde ihm gesagt, dass 28. Tg1! Lf6 29. Sxe6 Kxe6 30. Db5 (oder das sofortige 30. f4) 30... Raa8 31. f4 für Weiß irgendwie gewonnen hätte!

Weiß hat zwar einen Turm weniger, aber je länger die Engines rechnen, desto höher steigt die Bewertung. Unglaublich!

Caruana war mit seinem bisherigen Turnierverlauf einigermaßen zufrieden, bezeichnete seine Leistung als "solide" und fügte hinzu: "Ich hätte etwas schneller anfangen sollen. Ich habe die Tendenz, bei Turnieren langsam zu beginnen und dann das Tempo zu spät zu Beschleunigen."

Meier Caruana Grenke Chess Classic 2019
Caruana gewann eine schwierige und chaotische Partie. | Foto: Eric van Reem/Grenke Chess Classic.

Vincent Keymer verspielte heute seine letzte Chance auf eine Großmeisternorm, denn dafür hätte er bei diesem Turnier 3.5 Punkte erreichen müssen. Obwohl er sich eine komfortable Stellung erspielt hatte und eine starke Partie spielte, musste er sich Maxime Vachier-Lagrave geschlagen geben. Das Problem war wieder einmal die Zeitnot.

Vincent hat in der Eröffnung ziemlich überzeugend ausgleichen können, machte jedoch, zumindest in praktischer Hinsicht, mit 17...b5 einen ziemlich ungenauen Zug. Danach hatte ich diesen freien Angriff auf seinen König", sagte Vachier-Lagrave. "Dann gelang es ihm irgendwie herauszukommen, aber ich hatte einen langfristigen Angriff auf seinen König und in Zeitnot beging er Fehler und die Partie war fast nicht mehr zu retten."

Vachier-Lagrave Keymer Grenke Chess Classic 2019
Keymer wird sich in diesem Turnier keine Großmeisternorm erspielen, aber es wird sicher nicht mehr lange dauern. | Foto: Eric van Reem/Grenke Chess Classic.

Die anderen beiden Partien endeten Remis, aber die Partie Paco Vallejo gegen Arkadij Naiditsch war die mit Abstand interessantere. Vallejo stand die ganze Partie über besser und hatte im Endspiel zwei Mehrbauern, aber es erwies sich als zu schwierig, seinen Vorteil in einen Sieg zu verwandeln.

Vallejo Naiditsch Grenke Chess Classic 2019
Vallejo und Naiditsch spielten die längste Partie der Runde. | Foto: Eric van Reem/Grenke Chess Classic.

Levon Aronian eröffnet weiterhin mit 1.e4 und entschied sich gegen Vishy Anand für die Anti-Berlin Variante, in der er sich aber keinerlei Vorteile erspielen konnte. im 20. Zug hatte Schwarz vollen Ausgleich erzielt und in der restlichen Partie ist nichts Erwähnenswertes mehr passiert.

Aronian Anand Grenke Chess Classic 2019
Aronian sah sich die Spanische Eröffnung wieder einmal aus der Sicht von Weiß an. | Foto: Eric van Reem/Grenke Chess Classic.

Grenke Chess Classics 2019 | Tabelle nach der 8. Runde

# Land Name ELO Leistung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 Punkte SB
1 Carlsen,Magnus 2845 2960 ½ ½ ½ 1 1 1 1 1 6.5
2 Caruana,Fabiano 2828 2846 ½ ½ ½ 1 ½ ½ 1 1 5.5
3 Vachier-Lagrave,Maxime 2775 2794 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 1 5.0
4 Anand,Viswanathan 2779 2719 ½ ½ ½ 0 ½ 1 0 1 4.0 15.5
5 Naiditsch,Arkadij 2710 2741 ½ 0 ½ 1 ½ 0 ½ 1 4.0 15.25
6 Aronian,Levon 2761 2710 0 ½ ½ ½ 1 ½ ½ ½ 4.0 14
7 Svidler,Peter 2737 2719 0 ½ ½ 1 0 ½ 1 ½ 4.0 13.75
8 Vallejo Pons,Francisco 2698 2669 0 ½ ½ 0 ½ ½ ½ ½ 3.0
9 Meier,Georg 2621 2551 0 0 0 1 ½ 0 ½ 0 2.0 7.5
10 Keymer,Vincent 2509 2566 0 0 0 0 0 ½ ½ 1 2.0 6

Die Paarungen der letzten Runde lauten:

Keymer gegen Vallejo Pons
Carlsen gegen Vachier-Lagrave
Anand gegen Svidler
Caruana gegen Aronian
Naiditsch gegen Meier

Das Turnier ist von Karlsruhe in das Kulturhaus LA8 museum in Baden-Baden umgezogen, wo bis zum 29. April die letzten Runden gespielt werden.

Die Bedenkzeit beträgt 100 Minuten für 40 Züge, gefolgt von 50 Minuten für 20 weitere Züge und dann 15 Minuten für den Rest der Partie. Zusätzlich erhalten die Spieler einen Zeitbonus von 30 Sekunden pro Zug. Remisgebote vor dem 40. Zug sind verboten.

Die Partien beginnen um 15:00 Uhr Ortszeit.

Ihr könnt das Turnier hier auf unserer Event-Seite verfolgen. Die Partien werden auf Live Chess übertragen.

IM Levy Rozman wird von der letzten Runde auf seinem Twitch Kanal GothamChess berichten.



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PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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