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Tata Steel Runde 8: Mamedyarov holt Carlsen ein
Shakhriyar Mamedyarov. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Tata Steel Runde 8: Mamedyarov holt Carlsen ein

PeterDoggers
| 2 | Chess.com Nachrichten

Nach 8 gespielten Runden liegen Magnus Carlsen und Shakhriyar Mamedyarov beim Tata Steel Turnier 2022 gemeinsam in Führung und wie es der Zufall will, spielen sie am Dienstag, nach dem Ruhetag, gegeneinander. Anish Giri und Vidit Gujrathi konnten Ihre Partien ebenfalls gewinnen und folgen dem Führungsduo mit einem halben Punkt Rückstand.

So könnt Ihr das Turnier live verfolgen:
Chess.com überträgt das Turnier live und in voller Länge, mit Kommentaren von IM Steve Berger und IM Elisabeth Pähtz auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events.
Alle Partien findet Ihr auf unserer Event-Seite: Masters | Challenger
Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf dem YouTube Kanal Chess.com Live und hier könnt Ihr Euch die Aufzeichnung der englischsprachigen Übertragung der 8. Runde ansehen:

Eine halbe Stunde vor Beginn der Runde verbreitete sich die gute Nachricht, dass beide Covid-Tests von Daniil Dubov negativ waren und er somit ohne Gesichtsmaske gegen Jan-Krzysztof Duda spielen konnte.

Bereits kurz nach der Eröffnung schien die Partie auf ein Remis zuzusteuern, aber nach einigen ungenauen Zügen musste Dubov zu einem Turmendspiel mit Minusbauern liquidieren. Obwohl es praktische Beispiele gibt, in denen Schwarz sehr ähnliche Stellungen gewonnen hat, hatte Duda hier nie wirklich eine Chance, da Dubov seine Bauern am Königsflügel großartige platziert hatte. Sehr Lehrreich!

Daniil Dubov face mask
Wenn er sein Brett verlässt, trägt Daniil Dubov natürlich die vorgeschriebene Gesichtsmaske. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Mamedyarov und Praggnanandhaa sollten schon 2020 bei den Gibraltar Masters aufeinandertreffen, aber der aserbaidschanische Großmeister fühlte sich damals nicht gut und konnte zu dieser Partie nicht antreten. Daher war es heute ihre allererste klassische Partie und sie lief nicht gut für Pragg.

Die Eröffnungszüge des jungen Inders waren OK, aber nach dem 10. Zug begann er ein wenig abzudriften. Es scheint, dass die unorthodoxe Stellung in dieser englischen Eröffnung, die nach dem interessanten frühen Damenausfall nach a4 im vierten Zug entstanden war, besser zu Mamedyarov gepasst hatte. Letzterer hätte das Endspiel vielleicht etwas schneller gewinnen können, aber er hatte immer die Kontrolle.

Mamedyarov Praggnanandhaa Tata 2022
Mamedyarov (rechts) und Praggnanandhaa begrüßen sich. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

"Natürlich ist es kein sehr guter Zug, aber es ist eine interessante Möglichkeit, um auf Gewinn zu spielen", sagte Mamedyarov über 4.Da4 und er dachte, dass er bereits im 10. oder 11. Zug "eine absolute Gewinnstellung" hatte.

Mamedyarov bestritt, dass er seinen Stil gegen (viel) jüngere Spieler ändern würde. "Ich kann doch nicht einfach so meinen Stil ändern. Mein Stil ist es, in jeder Partie interessantes und kämpferisches Schach zu spielen!"

Nach ihrem Remis vor drei Jahren in Wijk aan Zee, remisierten Sam Shankland und Carlsen auch ihre zweite Partie bei diesem Turnier und das bedeutet, dass Mamedyarov mit Carlsen in der Tabelle gleichgezogen hat.

Obwohl die Stellung schnell verpuffte, war die Eröffnung in der Partie Shankland-Carlsen sehr interessant. Der Weltmeister spielte zum ersten Mal in seiner Karriere das Schara-Hennig-Gambit, eine Variante des Tarrasch-Damengambits, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch den Wiener Amateurspieler Anton Schara und den deutschen Marineoffizier Heinz von Hennig bekannt wurde.

Das Schara-Hennig Gambit entsteht nach den Zügen 1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sc3 c5 4. cxd5 cxd4.

Nur zwei andere Weltmeister haben dieses Gambit in Turnierpartien versucht: Alexander Aljechin und Boris Spassky. Aljechin war sogar verwegen genug, um es 1931, als amtierender Weltmeister zu spielen, während Spassky 1956 noch jung und töricht war.

"Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet", sagte Shankland. "Sonst hätte ich in der Eröffnung auch nicht so schlecht gespielt!"

Shankland Carlsen Tata 2022
Shankland gegen Carlsen: Ein Schara-Hennig Gambit. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Carlsen gewann den geopferten Bauern schnell zurück und hatte damit das Läuferpaar "gewonnen" und Shankland sagte, dass er sich zu diesem Zeitpunkt "bereits etwas unwohl fühlte". Da sein Gegner aber mit dem Läufer auf c3 schlug, konnte Shankland etwas aktiver werden. Danach war es für Carlsen schwer, die folgenden Liquidationen zu vermeiden.

Vidit und Nils Grandelius hatten alle ihre bisherigen vier Partien Remis gespielt, aber heute war der Schwede nicht so sehr auf Draht, wie es gegen einen aggressiv spielenden Vidit nötig gewesen wäre.

Der indische Großmeister war mit seiner Eröffnung (6.g4, 9.Sf5) zufrieden und sagte, dass Schwarz genau spielen muss, um eine gute Stellung zu bekommen - und genau das ist Grandelius nicht gelungen. Allerdings nutzte auch Vidit seine Chancen nicht, was aber weitgehend unbemerkt blieb.

"Ich war mir sicher, dass ich besser stehe, aber ich hatte so viele Möglichkeiten. Da war es nicht einfach, den besten Zug zu finden", sagte er.

Interessanterweise gab es zwei Momente, in denen der Zug …Lf5 die Probleme von Schwarz hätte lösen können, aber Grandelius fand diesen Zug einfach nicht:

Anish Giri und Andrey Esipenko spielten bereits ihre dritte Partie in Wijk aan Zee. Nach einem Sieg in Jahr 2017 und einem Remis im letzten Jahr konnte Giri 2022 wieder gewinnen. Es war der dritte Sieg in Folge für den Holländer und damit liegt Giri nur noch einen halben Punkt hinter den beiden Führenden.

Die beiden Großmeister spielten eine ziemlich theoretische italienische Eröffnung, die Giri schon dreimal mit Weiß, aber noch nie mit Schwarz gespielt hatte. Esipenkos 20.(!) Zug war der erste, der von einer Fernschachpartie aus dem Jahr 2016 abwich und schon bald war ein Endspiel mit einem Springer für drei Bauern auf dem Brett.

Anish Giri Tata 2022
Anish Giri. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

"Man bekommt dieses Endspiel in vielen Variationen in dieser Variante", sagte Giri, der sie erst kürzlich in einem Online-Kurs auch für Weiß empfohlen hat. "Ich habe diese Ideen schon früher gesehen. Wenn ich die richtigen Figuren tausche und Weiß nicht schnell mit etwas wie Sg4 oder vielleicht auch Tg1 meinen König angreift, denke ich, dass ich langfristig sicher bin. Ich war mir zwar nicht sicher, ob Schwarz dann auf Gewinn spielen kann, aber es ist eine nette Frage, die man sich stellen kann."

Je mehr Figuren getauscht wurden, desto angenehmer wurde es für Giri, der zu diesem Zeitpunkt tatsächlich nur noch auf zwei Ergebnisse spielte. Am Ende beendete Giri die Partie taktisch.

Nach zwei Remis in den Jahren 2020 und 2021 bei diesem Turnier, teilten sich Fabiano Caruana und Jorden van Foreest auch in diesem Jahr den Punkt. In einer interessanten Eröffnungsphase folgte der Holländer den Fußspuren seines großen Vorgängers, dem fünften Weltmeister Max Euwe Max Euwe, der die spanische Eröffnung genauso gerne gespielt hatte, wie Van Foreests Sekundant Sipke Ernst.

Für diese Partie gegen den Vierten der Weltrangliste hatten die beiden Holländer die alte Dilworth-Variante, die nach dem englischen Fernschachspieler Vernon Dilworth benannt ist und die Euwe übrigens nie gespielt hatte, vorbereitet. Sie ist dadurch charakterisiert, dass Schwarz zwei Leichtfiguren für einen Turm und einen Bauern gibt und dafür ein schönes Bauernzentrum bekommt. Die Variante war schon immer als etwas spekulativ bekannt, aber mit Hilfe moderner Engines scheint sie spielbar zu sein.

Van Foreest Dilworth
Van Foreest hatte mit der Dilworth-Variante Erfolg. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Im 15. Zug wich Van Foreest von einer Online-Partie zwischen Carlsen und Mamedyarov aus dem letzten Jahr ab, folgte aber weiterhin einer Fernschachpartie. Irgendwann stand Schwarz einfach so gut, dass sich Caruana dafür entschied, die Züge zu wiederholen und Van Foreest hatte damit kein Problem.

Tabelle nach der 8. Runde - Masters

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 Punkte SB
1 Carlsen 2865 2850 1 1 ½ ½ ½ ½ 1 ½ 5.5 20.5
2 Mamedyarov 2767 2851 ½ ½ ½ 1 1 ½ 1 ½ 5.5 19.25
3 Giri 2772 2831 0 ½ ½ 1 1 ½ 1 ½ 5.0 19.5
4 Vidit 2727 2818 ½ ½ ½ 0 ½ 1 1 1 5.0 16.75
5 Rapport 2763 2772 0 ½ ½ 1 0 ½ 1 1 4.5
6 Esipenko 2714 2761 ½ ½ 0 ½ ½ 1 ½ ½ 4.0 17.25
7 Caruana 2792 2731 0 ½ ½ ½ ½ 1 ½ ½ 4.0 15.25
8 Karjakin 2743 2737 ½ ½ 0 ½ 1 ½ ½ ½ 4.0 15
9 Van Foreest 2702 2742 ½ 0 1 0 ½ 0 1 1 4.0 14.25
10 Duda 2760 2705 ½ 0 ½ 1 0 ½ ½ ½ 3.5 14.5
11 Shankland 2708 2690 ½ 0 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 3.5 12.75
12 Dubov 2720 2660 ½ 0 0 ½ ½ ½ ½ ½ 3.0
13 Praggnanandhaa 2612 2614 0 0 ½ 0 0 ½ ½ 1 2.5
14 Grandelius 2672 2546 ½ ½ 0 0 ½ 0 ½ 0 2.0


Nachdem Arjun Erigaisi gestern im Challenger-Turnier einen halben Punkt "verloren" hatte, kehrte er heute auf die Siegerstraße zurück. Diesmal half ihm sein Gegner sehr, denn er war ein Opfer der Berührt-Geführt-Regel geworden.

Erigaisi erklärte hinterher: "Eigentlich wollte er 13...Lb4 statt 13...Lf6 spielen, aber dann hat er gemerkt, dass das wegen 14.Lxg7 ein Fehler wäre. Er hat es aber erst gemerkt, nachdem er den Läufer schon berührt hatte. Also musste er den Läufer ziehen und dann stand er schon viel schlechter."

Die Leistung des indischen GM liegt jetzt einen Punkt unter 2900 und damit höher als von jedem Spieler im Master-Turnier. Er blieb aber bescheiden und sagte: "Ich bin einfach nur froh."

Eine Partie, die man sich nicht entgehen lassen sollte, ist die des Belgiers Daniel Dardha, der die Change auf eine Puzzle-Rush-artige Kombination, die zu einem erstickten Matt führt, hatte.

Dardha: "Nachdem ich Dame a4 gespielt hatte, sah ich mir das Live-Brett an und entdeckte plötzlich die Chance auf ein ersticktes Matt, wenn sie den absolut normal aussehenden Verteidigungszug 19…Sb8 spielen würde. Es war dann sehr schön, diesen Zug auf dem Brett zu sehen!"

Tabelle nach der 8. Runde - Challenger

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Punkte SB
1 Erigaisi 2632 2899 ½ ½ 1 1 1 1 1 1 7.0
2 Jumabayev 2631 2699 ½ ½ 1 ½ 1 1 ½ ½ 5.5 22.25
3 Nguyen 2613 2686 ½ ½ ½ 1 ½ ½ 1 1 5.5 19
4 Van Foreest 2539 2631 ½ 0 ½ ½ 1 ½ 1 ½ 4.5 18.25
5 Warmerdam 2607 2611 0 ½ ½ ½ ½ 1 1 ½ 4.5 15
6 Murzin 2519 2605 0 ½ ½ ½ 1 1 ½ ½ 4.5 14.5
7 Bjerre 2586 2606 0 0 ½ ½ 1 ½ 1 1 4.5 13.75
8 L'Ami 2622 2545 ½ 0 ½ ½ 0 1 1 ½ 4.0 13
9 Ganguly 2627 2552 0 0 ½ ½ ½ ½ 1 1 4.0 12
10 Dardha 2532 2512 0 0 0 ½ ½ 1 1 ½ 3.5
11 Shuvalova 2516 2415 ½ 0 0 0 0 0 1 1 2.5 6.75
12 Zhu 2478 2411 0 ½ 0 0 0 0 1 1 2.5 5.75
13 Vogel 2452 2386 0 ½ ½ ½ 0 0 ½ 0 2.0
14 Maurizzi 2502 2320 ½ 0 ½ 0 ½ 0 0 0 1.5

Alle  Partien der 8. Runde


Weitere Berichte vom Tata Steel Turnier:

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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